Ausführliche Beschreibung und Diskussion zur Einrichtung und langfristigen Pflege eines Ostafrikaaquariums
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Cichlidenaquaristik (Ostafrika)
Autor: Guido Stoldt
Vorwort
Liebe Leser und Leserinnen, der nachstehende Text wurde und wird weiterhin nach den Regeln der Bucherstellung sowie ergebnisorientiert verfasst. Sein Inhalt steht jedem interessierten Aquarianer, jeder Aquarianerin kostenlos und dauerhaft zur Verfügung.
Auslöser des Bedürfnisses einen weiteren umfangreichen Text zur Haltung von Cichliden, v.a. aus den ostafrikanischen Seen zu schreiben und zur Verfügung zu stellen ist der immer noch spürbar zunehmende Frust im Kreise der Fans darüber, dass einerseits mit den bisher vorhandenen Abhandlungen für das breite Publikum zu wenig ganzheitlich und/oder nicht in der gebührenden Breite und schon gar nicht mit der nötigen Tiefe an die Thematik herangegangen wird. Andererseits aber auch die Tatsache, dass dem sehr wohl erfolgten Fortschritt der Erkenntnisse in der Haltungsmethodik seit etwa dem Jahre 2000 schlichtweg überhaupt gar kein adäquater Raum mehr im seriösen öffentlichen Diskurs - über die teils fragwürdigen Herangehensweisen in Internetforen hinaus - oder gar in der neueren Literatur gewährt wird. Im Gegenteil, die dem breiten Publikum zugängliche Themenbehandlung scheint immer oberflächlicher, schmalspuriger und kommerzieller zu werden.
Insgesamt sind die in der Cichliden-Aquaristik herrschenden physikalisch-chemisch-biologisch-technischen Abhängigkeiten und Wirkungen hingegen vielfältig, vielschichtig und rückkoppelnd mithin also keineswegs trivial oder gar linear und damit eben nicht schmalspurig. Diese Komplexität macht eine Optimierung der Haltungsbedingungen im Bezugssystem "Cichliden-Aquarium" letztlich wirklich schwierig und eben deshalb auch in der Tat sehr erläuterungsbedürftig.
Zudem gelten hier andere Rahmenbedingungen und Implikationen als in der herkömmlichen Pflanzen- u. Salmleraquaristik, was die erfolgreiche Haltung zusätzlich kompliziert.
Vielfältige, rekursive Kausalitäten der menschverursachten Bedingungen und Zustände in der Cichlidenaquaristik zu Hause aber eben nur deshalb nicht vertiefend und kritisch zu diskutieren wäre wohl falsch und verantwortungslos. Denn dann ließen Qualität und Anspruch insgesamt im Hobby - so wie seit langer Zeit in den Internetforen - leider weiter nach.
Es ist - auch deshalb - ausdrücklich nicht Ziel mit den nachfolgenden Inhalten ein weiteres Bilderbuch, gar mit kommerziellen Hintergründen, wie leider heute bei Veröffentlichungen üblich, zum Besten zu geben.
Prämisse
Nachfolgende, teilweise sehr umfangreiche, Beschreibungen basieren auf persönlicher Erfahrung - über 43 Jahre - auf Expertengesprächen sowie der einschlägiger Lektüre vertiefender Fach- und naturwissenschaftlicher Begleitliteratur der Cichlidenhaltung. Jahrzehntelange Erfahrung gewann ich auch durch das Führen eines Diskuszuchtkellers. Zwischenzeitlich wechselte ich mehrmals zwischen den Cichliden des Weichwassers Südamerikas und des Hartwassers Ostafrikas hin und her. Wirklich herausragende Literatur, stelle ich fest, über den Diskus und generell über Weichwasseraquaristik existiert bereits zur genüge und seit geraumer Zeit. Anders sah und sieht es, unverständlicher Weise, allerdings auch heute noch aus, wenn es um unsere Cichliden aus Ostafrika geht. Hier scheinen seit Jahrzehnten oberflächliche Bildbände mit Variantenbeschreibungen den Verlagen und mithin der Nachfrage zu genügen. Insbesondere werden deshalb viele wechselwirkende Aspekte der Wasserbiochemie, Filtrierung, Haltung, Zucht und Aufzucht, Vergesellschaftung von Ostafrikas Cichliden berücksichtigt. Der Text stellt eben nicht nur wieder eine Ansammlung verkürzender bebilderter Steckbriefe mit viel zu pauschalen Haltungs- oder Herkunftsangaben dar.
Alle Kapitel spiegeln nur meine eigenen Einschätzungen, vor allem zur Haltung von Cichliden aus Hartwasserlebensräumen, seit anno 1979 wider. Es sollen darin ausdrücklich! keine persönlichen Empfehlungen abgegeben werden, vielmehr geht es nur um eine Reflektion der eigenen Bedingungen.
Eine Verallgemeinerung, Allgemeingültigkeit oder das Übertragen hiesiger Bedingungen auf Becken anderer Halter - zumal ohne Kenntnis spezifischer Situationen dort - mithin die Verallgemeinerung der Interpretationen, Aussagen und Ergebnisse dieses Textes ist ausdrücklich nicht damit beabsichtigt und auch unmöglich.
Würde ich so vorgehen, handelte ich nicht besser als die Inhaber und Autoren vieler privater Aquarianerseiten oder Foren im Netz, voll von viel zu einfachen, meist pauschalen oder zumindest fast immer fragwürdigen Annahmen und Empfehlungen.
Nachfolgende Formulierungen sind deswegen vor allem "nur" für jene Quer-, und Neueinsteiger oder erfahrenere Halter interessant, welche sich einerseits eben nicht leichtfertig von internetverfestigten fragwürdigen (Foren-)Normen oder gar von "markengetriebenen" literarischen Ratgebern einfangen lassen wollen, selbst wenn diese Scheinnormen dort, wie in Stein gemeißelt, seit Jahrzehnten kursieren - und seit dem gebetsmühlenartig ständig repetiert und zitiert werden - und welche aber andererseits stets daran interessiert sind, ihren Tieren ein wirklich langfristig lebenswertes Leben - immerhin rund 10 bis 15 Jahre sind möglich - im eigenen Hausstand zu gewähren. Bedenken Sie, diese Tiere können in Gefangenschaft, je nach Gattung, ein ebenso hohes Alter erreichen wie unsere Hunde und Katzen! Das muss der Anspruch sein.
Was erwartet Sie?
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Grundsätze der Haltung (bei Gesellschaftshaltung)
- Becken richtig aufstellen
- Wichtige technische Beckenfragen
- Einrichtung eines Beckens
- Beleuchtung des Beckenumfeldes
- Becken einlaufen lassen und führen
- Einsetzen neuer Fische
- Buntbarsche fürs neue Becken einkaufen
- Vermehrung und Aufzucht
- Erreichen der Geschlechtsreife
- Geschlechterverhältnisse
- Erkennen von Geschlechtern
- Hybridisierung und Qualzucht
- Ernährung
- Wasser als Lebensraum
- Wasserpflege (a-g)
- Gefährdung durch Überfischung und Schutz
- Notfallapotheke und allgemeine Anwendungshinweise zu den wichtigsten Problemen
- Urlaubs- oder Geschäftsreise - was nun?
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Einführung
Im Allgemeinen gilt die Haltung ostafrikanischer Buntbarsche, schon wegen der benötigten - und in vielen Fällen unserem Leitungswasser zumeist ähnlichen - Wasserwerte, als nicht allzu schwer. Weiches Leitungswasser ist in Deutschland zwar vorhanden, aber eher als Ausnahme.
In den letzten etwa 50 Jahren erfährt vor allem die "bunte" Gesellschaftshaltung von Cichliden, auch dank der enormen Artenvielfalt, Farbgebung und Zeichnungen, sowie wegen ihres wirklich interessanten Verhaltensspektrums, zurecht eine immer weiter zunehmende Beliebtheit unter Aquarianerinnen und Aquarianern.
Damit diese Haltungsform dann aber auch langfristig in unseren bunt besetzten Gesellschaftsbecken gelingt sind jedoch sehr viele Einzelaspekte zu berücksichtigen die es im Folgenden, vor allen Dingen in ihren Zusammenhängen, genügend zu würdigen gilt. Schauen wir uns also einmal einiges davon etwas genauer an, jedenfalls genauer als es viele Autoren unter Restriktions- und Inhaltsbegrenzungs- sowie Konformitätszwängen von außen her in ihren Büchern tun (können).
Um den Bogen dafür insgesamt nicht zu überspannen ist der Text recht komprimiert und ergebnisorientiert sowie zusammenfassend konzipiert.
Grundsätze der Haltung (Gesellschaftshaltung)
Grundsätze der Vergesellschaftung ostafrikanischer Buntbarsche
Eine der drängendsten Fragen überhaupt scheint von je her jene zu sein, die sich mit den Möglichkeiten der langfristig erfolgreichen Haltung verschiedener Arten der großen afrikanischen Sodaseen in einem einzigen Aquarium beschäftigt. Deshalb soll dieser Punkt auch gleich zu Anfang besprochen werden.
Aber es sei dazu gleich vorausgeschickt:
Diese Haltungsform ist zwar möglich aber mit Nichten optimal und es benötigt wirklich viel Geschick und Lernvermögen eine Haltung unter diesen Bedingungen "langfristig", das heißt über viele Jahre hinweg, erfolgreich und einigermaßen verlustfrei zu meistern.
So gibt es durchaus so einige Erfolgskriterien - je nach Ansicht sind diese aber auch nichts weiter als Risiken - der langfristig erfolgreichen Pflege in Vergesellschaftung. Bei weitem nicht jede Art oder Gattung beispielsweise kann mit jeder anderen zusammengesetzt werden. Insbesondere trifft das für gattungsübergreifende Vergesellschaftung zu.
Hier sind einige solcher Erfolgskriterien/Risiken der Gesellschaftshaltung von "Tanganjikas" aufgeführt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Im Prinzip gilt das aber auch für alle Buntbarsche, gleich welcher Hekunft:
Meiner Erfahrung nach wäre es besser ...
... niemals drei Tiere einer Art. Je nach Art entweder ein echtes Paar ( Lamprologini )
... oder mindestens vier bis fünf Tiere einer Art ( Utakas, Tropheini )
... niemals zwei bodenbewohnende Arten in einem Becken unter einem m² Fläche
... niemals reine Pflanzenfresser und reine Fleischfresser zusammen
... niemals große robuste Arten mit zierlichen und/oder empfindlichen Arten zusammen
... niemals zu ähnliche Unterarten derselben Art bzw. Fangregion zusammen
... niemals viele ( fünf und mehr ) Arten zu jeweils drei Tieren im selben Aquarium,
besser anders herum
... niemals nur sehr wenige Tiere in, nur scheinbar optimalen, großen und offen
gestalteten Becken
... niemals ein Männchen und zwei Weibchen, besser drei zu drei oder andere etwa
gleichmäßige Verhältnisse größer eins zu eins
.... zu halten.
Wie lässt sich das nun für die eigenen Beckenverhältnisse anwenden und auf konkrete Zahlen übertragen?
Dazu jetzt einige Möglichkeiten. Aber wohlgemerkt, die nachfolgenden Angaben beziehen sich auf Nettolitervolumen.
Ideen für Gesellschaftsbecken:
Besatzbeispiele (nach Netto-Wasser-Volumen, Beckenform ist zu beachten) für Becken < 1000l netto ca. ...
> 80L: 1 Paar Schneckensichliden, bei sehr friedlichen, kleineren Arten auch eine kleine Gruppe oder ein harmonisches Paar kleiner Sandcichliden
> 160L: Max. 2 Arten je 2 und 5 Tiere. Bspw.: 5 Freiwasserbewohner und ein Paar Felsencichliden oder Sandcichliden oder Schneckencichliden
> 200L: Max 3 Arten. 1-2 Paare klein bleibende Bodenbewohner und 5 bzw. 7 Freiwassertiere. Bspw.: 5 oder 7 klein bleibende Cyprichromis und ein Paar Felsencichliden oder klein bleibende Sandcichliden und ein Paar klein bleibende Schneckencichliden.
> 300L<500L: Je 100L mehr Wasservolumen sind ein paar Individuen der Freiwasserart mehr möglich. Jedoch kaum mehr Arten. Im Artenbecken können hier bereits subadulte Tiere der wirklich großen Arten einige Jahre untergebracht werden. Bei gut strukturierter Einrichtung und geeigneten Beckenmaßen ab ca. 400l im reinen Artenbecken sind auch bereits kleinere harmonische Gruppen adulter Tiere recht groß werdender Arten möglich.
> 500L: Max. 4 Arten. Max. 2 große Freiwasserarten ( Cyphotilapia, Gnathochromis, Tropheus, Petrochromis, Bentochromis, Boulengerochromis, ... ) mit teils größerer Individuenzahl, dazu 2 Paare größere Felsencichliden oder eine kleinere Gruppe größerer Sandcichliden und eine Gruppe Schneckencichliden oder ein Artenbecken für die Großcichliden des Sees. Für ein Artenbecken sind ab dieser Beckengröße (wohlgemerkt Nettovolumen) insbesondere auch adulte Tiere der etwas zierlicheren südlichen Cyphotilapia gibberosa, verglichen mit C. frontosa aus dem Norden des Tanganyikasees, geeignet.
> 500L<1000L: Auch hier gilt: Je 100L mehr Wasservolumen sind ein paar Individuen der Freiwasserart mehr möglich. Jedoch kaum mehr Arten.
Besatzbeispiele (nach Netto-Wasser-Volumen, Beckenform beachten) für Becken > 1000l netto ca. ...
Ganz andere Möglichkeiten eröffnen einem natürlich sehr große Becken, welche, bei genügend großer Bodenfläche wesentlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten vorweisen können. Dies ist aber in deutschen Wohnräumen ganz sicher eher die große Ausnahme denn die Regel unter den Haltern, weshalb eine Beschreibung hier obsolet erscheint. Dennoch, prinzipiell sind auch hier die genannten Grundsätze von Artenmengen und Individuenzahl / Art gültig.
Sprechen wir über typische negative Konsequenzen durch Ignoranz all dieser Prinzipien.
Artenüberladung
Artenüberladung stellt einen der aller größten denkbaren Fehler in der Aquaristik dar!
Ein typischer Fehler zum Beispiel ist - weil es ja dann so schön bunt erscheint - der Wunsch sein Becken so vielfältig wie möglich zu gestalten und es mit vielen Arten, dafür je Art aber mit nur sehr wenigen Individuen, aber vor allen Dingen eben immer schön bunt zu bestücken. Die dabei mit Abstand beliebteste Verteilung je Art ist die sog. 1,2-Verteilung. Das bedeutet ein Männchen zu zwei Weibchen zu setzen. Und das nur deshalb, damit man viele verschiedene Arten in das immer zu kleine Aquarium einpferchen kann.
Typische Indizien für ein solches Arten-Überladen sind Erscheinungen wie langsames, stressbedingtes oder scheinbar grundloses Verkümmern der Fische die bspw. an der Scheibe oben in der Ecke stehen bis hin zur vehementen Nahrungsverweigerung und Dunkelfärbung. Abmagerung (Hohlbauch, Messerrücken, Riesenauge) und letztlich das Dahinsiechen und Absterben vieler Tiere in den Ecken und an uneinsichtigen Stellen. Sie sterben dabei einzeln, nach und nach und über Wochen hinweg. das ist ein ganz übliches Resultat dieses Verhaltens.
Ich möchte an dieser Stelle eine dazu passende, mir gegenüber geäußerte und nachdenklich stimmende, Anmerkung eines unter ernsthaften Aquarianern bestens bekannten Experten und Vorreiters der Ostafrikaaquaristik anfügen. Er war anno 2020 noch immer Cichlidenimporteur im Norden Deutschlands und einer der herausragendsten Kenner v.a. der ostafrikanischen Cichliden des Tanganyikasees mit besten Kontakten dorthin. Ich werde den Namen nicht nennen.
Er sagte einmal zu mir: "(...) ich kenne genügend Aquarianer, die selbst nach 30 Versuchsjahren immer noch nicht richtig mit "Frontosa" umgehen können".
Er drückte mir gegenüber damit implizit aus, dass diese Gattung nur in Artenbecken gehalten werden sollte, sehr viel Aquarianer*innen aber immer und immer wieder, trotz einschlägiger schlechter Erfahrungen, eine Gesellschaftshaltung dieser Gattung versuchen.
Er muss! es wissen ....
Fast wöchentlich erreichen mich Misserfolgs-Berichte deren Ursachen "glasklar" in solchen Vergesellschaftungsfehlern begründet liegen ... .
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... Anruf und Schilderung eines verzweifelten Aquarianers:
- Becken:
ca. 1000L, brutto, typisches Felsenbecken mit Megarückwand und vielen großen Brocken mittendrin (... bei näherem Hinsehen ev. noch 600L netto). Eben so, wie es heute modern ist. Maße in cm: 200*70*70.
- Initial-Besatz mit 34 semiadulten Tieren :
3 Ophtalmotilapia, 4 Neolamprologus marunguensis, 8 Cyprichromis, 10 junge Cyphotilapia frontosa, 2 Neolamprologus büscheri, 3 Altolamprologus, 4 Variabilichromis
- Folgen:
Zunächst die jungen Cyphotilapia, dann, aber auch andere starben im Ablauf der folgenden Wochen an Stress nach und nach und immer scheinbar völlig grundlos.
- Fazit:
Wohlgemerkt, nicht die Anzahl der Individuen in Summe war hier die Ursache, sondern die Vielzahl der sich gegenseitig stressenden und stets um zu wenige Reviere konkurrierenden Arten! Die beckenbezogen viel zu geringe Anzahl der Individuen je Art sorgte zusätzlich für Angststress. Die geringe Individuenzahl je Art und die vorhandenen Lebensräume - bei zu vielen Gattungen - reichten einfach nicht aus.
Es wäre hier besser gewesen auf drei bis vier Arten zu verzichten, dafür die Individuenzahl je verbleibender Art bei etwa gleicher Gesamtmenge deutlich zu erhöhen und darauf zu achten, dass jede Art genügend Lebensraum vorfindet. Dafür wäre die Einrichtung zu reduzieren gewesen, um Freiwasserlebensräume und Sandlebensräume zu gewinnen. Eine Art Felsenbewohner, eine Art Freiwasserbewohner und eine Art Sandbewohner wäre die Lösung gewesen.
Insbesondere gilt das für Herings- auch genannt Kärpflingscychliden der Gattung "Cyprichromis", welche nicht umsonst diesen deutschen Namen tragen. Es handelt sich um jene Vertreter der Tanganyikabuntbarsche welcher die meisten Merkmale eines echten Schwarmverhaltens zeigen und im See oft in "Wolken" zu Tausenden auf engem Raum über dem Litoral gesichtet werden.
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Ersparen Sie sich solcherlei Erfahrungen. Sorgen Sie bereits zu Beginn! für fischgerechte Bedingungen.
Ist die Frage nach der passenden Zusammensetzung endlich geklärt, stellt sich schon die nächste, nämlich jene nach dem geeignetsten Glasbecken.
Welche Aquarien-Formen sind denkbar?
Die fischgereche Beckenform
Sie ist entweder 1. eher hoch oder 2. eher tief oder besitzt 3. eine eher große Bodenfläche oder aber 4. ist eine Kombination daraus - das richtet sich, wie die Einrichtung selbst auch, allein nach den geplanten Artenzusammenstellungen. Ggfs. lässt man sich das Becken vom Aquarienbauer seiner Wahl selbst herstellen, da die meisten Standardbecken nicht für Cichliden konstruiert werden und es Ihnen per se meistens an der Tiefe (also der Raum nach hinten) fehlt! Wir unterscheiden Lebensräume übrigens wie folgt:
Lebenszonen, Aufenthaltszonen:
- Sand- und Bodenzone
- Geröllzone ( Kiesel, Bruchsteine )
- Felszone
- Freiwasserzone
Die Antwort auf die Frage nach den Maßen für Ihr Aquarium ist damit eigentlich schon gegeben. Sandbecken z.B. benötigen eine große Bodenfläche, Höhe ist relativ unwichtig. Freiwasserbecken benötigen hingegen viel Volumen, d.h. sehr viel Breite, Tiefe und ... vor allem aber hier die Höhe.
Entsprechend müssen die Becken also zunächst gekauft, bestellt oder selbst gebaut und dann eingerichtet werden. Sehr große Becken können übrigens zerlegt angeliefert, dadurch auch einfacher transportiert und am Standort direkt einfach aufgestellt und verklebt werden.
Kritische Betrachtung der Forenbeiträge zum bisherigen Kontext
An dieser Stelle ein kritisches Wort zur Communitiy im Netz. Leider, so scheint es, "verkommt" die Internetzkultur generell in vielen einschlägigen Foren immer weiter zu bloßen Sammelorten gleichgeschalteter, meist irreflexiv und unsituativ übernommener, Laien-Standard-Beiträge.
Ganz oft werden diese so entwickelten vermeintlichen Standards von sogenannten "Experten", oft den Moderatoren, angeregt und befördert. Der Gipfel der Absurdität dabei scheint aber folgende dort herrschende Logik: Experte nämlich dabei wird, wer möglichst viele Beiträge verfasst. Dort vorherrschende Pseudostandards in Haltungsangelegenheiten werden dann vom so in die Irre geführten Leser als allgemeingültig und "einzig wahre" Norm angesehen, schließlich erlernt und immer öfter hoch emotional, vehement aggressiv und grobschlächtig, ja, teils beleidigend und entwürdigend, vor Fragenden und Andersdenkenden verteidigt und ständig zitiert.
In neuen Internetforen, Experten-Berichten und selbst in manchen neueren Büchern wird - eventuell bereits als Konsequenz daraus - beispielsweise grundsätzlich übertrieben und in unangebrachter Weise verallgemeinert, wenn es um die angeblich optimalen Wasservolumina oder Kantenlängen unsere Aquarien geht. Ein Grund dafür mag die Suche nach ausreichend Sicherheit bei purer Unkenntnis bzw. herrschender Unsicherheit sein. Aufgrund fehlender einschlägiger Gesetze oder echter Expertenrichtlinien, Beiträge von Fischtierärzten, Fischbiologen und Profihaltern schafft man sich eigene Realitäten, auch und selbst dann, wenn diese einem bei näherer Betrachtung noch so absurd erscheinen müssten. Pure Unsicherheit führt endlich dazu, dass ein Aufschaukeleffekt der Bruttoliterzahl nach dem Motto "sicher-ist-sicher" hinsichtlich der vermeintlich angemessenen Größe des Aquariums seit Jahrzehnten stattfindet. (Bullwhipeffekt!). Dabei wird sich in moderierten Foren heutzutage eingeredet, dass es bspw. nahezu optimal sei 30 Tropheus in 600L - Becken, mehr oder weniger ohne Einrichtung, zu halten. Geht das so weiter, sind in 20 Jahren für "Frontosa" nicht mehr scheinbare 2m Länge und 750L Minimum (Optimum?) sondern 4m und 2000L ... Unsinnig! Da halte ich es mit dem Philosophen L. Wittgenstein in seinem Tractus, (7): "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen" folgend aus ( tractus; 4.1.1.6): "alles was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. ...".
Nebenbei gesagt, tatsächlich spielt die vielfach in solchen Foren zitierte reine Beckenlänge bspw. nur eine recht geringe Rolle. Weitere, viel wichtigere Aspekte sind Menge, Aufteilung und Art der Einrichtung, Beckenformen, Arten und Mengen der Begleittiere sowie Futter- und Wasserkonditionen.
Letzten Endes steckt hinter dem oben genannten willkürlichen "Gigantismus" der nur scheinbar erforderlichen Beckenlängen wahrscheinlich einfach auch die blanke und völlig richtige Einsicht darüber, dass eigentlich jedes künstliche Heimhabitat grundsätzlich zu klein sein muss und man sich dessen per se schämt.
Am Ende ist es oft sogar kontraproduktiv, nur wenige Tiere oder recht kleine Gruppen in überaus großen und offenen Becken zu halten, da genau diese Offenheit, verbunden mit geringer Individuenzahl, meist zu Dauerstress, ja, gar zu dauerhaften Angstzuständen bei den (zu) wenigen Insassen, führt. Besonders betroffene Tiere werden den Schreckzustand auch noch andauernd untereinander weiter übertragen ( Schwarmreaktionen ). So gerät jeder Schreckmoment eines Individuums zu einer ernsthaften Gefahr für alle Mitbewohner, weil diese aufeinander ständig und prompt reagieren. Stoß- und Rissverletzungen sowie stressbedingte Darmkrankheiten sind dann quasi vorprogrammiert. Fatal! Da genügt es auch nicht ein oder zwei Steinbrocken im Becken zu verteilen ... .
Aber wie dann ...?
Ich hatte es weiter oben bereits angedeutet. Sehen Sie manchmal TV-Dokumentationen? Haben Sie da schon mal professionelle, von Experten geleitete, Fischfarmen beobachtet? Genau, dort schwimmen zum Teil zehntausende bis zu 10cm lange Jungfische in Aufzuchtbehältern von, sagen wir 10000L, dicht an dicht in Plastikwannen. Es ist dort enger als in der berühmten Sardinenbüchse (...) . Fragen Sie sich dann nicht auch hin und wieder warum das da eigentlich so gut klappt und alle Tiere augenscheinlich prächtig entwickelt sind?
Man erkennt; hier scheint es bei der Frage nach Aquariengrößen noch wirklich im Argen zu liegen, und es geht hier ganz offensichtich eher um Auswege das eigene Gewissen zu beruhigen, nicht aber darum, wie die Tiere in unseren künstlichen Habitaten - die allesamt viel zu klein sind - am besten gehalten werden sollten. Ein Paradigmenwechsel tut Not !
Merke: Der Versuch natürliche Habitate zu imitieren ist aus "Fischsicht" zwecklos!
Tatsächlich ist es den meisten Tieren in Gefangenschaft nämlich reichlich gleichgültig, ob sie als mittelgroße Tiere in einer kleineren harmonierenden Gruppe in einem artpassend strukturierten und regelmäßig gepflegten netto 150L-Revier oder in einer 60er Gruppe, in einem offen gehaltenen netto 1000L-Becken mit mehreren Revieren gehalten werden, solange die weiteren Rahmenbedingungen stimmen, für die wir die Verantwortung tragen müssen. Welche sind das? Um den Versuch der Beantwortung dieser Fragen geht es hier im Weiteren.
Offizielle Standards in der Haltung, Einrichtung
Übrigens: Wer wissen möchte, welche Mindestanforderungen gemäß § 2 TierSchG. besonders bezüglich der Platzverhältnisse für tropische Süßwasserfische gesetzlich seit Ende des letzten Jahrtausends verankert sind, der sei bspw. auf die Seiten des "Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft" hingewiesen. Eine gute Suchmaschine hilft schnell weiter.
copy:
"BMEL/Mindestanforderungen/Zierfische ..."
bzw. :
" TVT-MB_37_Süßwasser-Zierfische__Checkliste_Zoofachhandel__Mai_2015_"
Die Angaben des BMEL aber sind, unter einer vernünftigen Betrachtung, zumindest teilweise abzulehnen und insgesamt einfach unzureichend! Beispiel: "Cyphotilapia >200". Diese Angabe dort bezieht sich bspw. auf die Kantenlänge in cm und nicht auf das Fassungsvolumen. Damit ist so aber dennoch nichts anzufangen, da weitere wesentliche Soll-Angaben, bspw. zu Netto-Wasservolumen, Einrichtung, Höhe, Tiefe, Tieranzahl, Tieralter, Tiergröße, Vergesellschaftung, Licht, (...) für die Beschreibung eines wirklich geeigneten Beckens schlichtweg fehlen! Darauf weist der Text selbst zu Anfang zwar kurz hin, mehr passiert dann aber leider nicht. Der Hinweis dort endet jedenfalls mit der absurden Bemerkung "(...) kürzere Kantenlängen sind jedenfalls abzulehnen" welche die eigene korrekte Aussage zuvor kurzerhand prompt wieder konterkariert. Man ist sich dessen also bewusst, ändert aber nichts daran. Ergo: Sinnvolle Becken für diese Gattung bspw. können letzten Endes wesentlich kürzer als 200cm sein oder aber wenig sinnvolle eben wesentlich länger als 200cm. Aus meiner Sicht bspw. sollte ein Becken für voll adulte Tiere dieser "Tiefwasserart" im übrigen nicht wesentlich unter ca. 70cm Netto-Wasser-Stand aufweisen. Unter "Steckbriefe" lesen Sie auch warum ...
Etwas differenzierter äußert sich da das TVT-MB ... (vgl. link-Hinweis oben)
Hinweis: Im Netz kursieren Bilder etlicher optisch herausragender Becken, welche netto eigentlich 800L bis 1000L Wasservolumen fassten. Bedingt durch übertriebenes Einrichten am Boden an den Seiten, an der Rückwand oder bis oben hin mittig mit Geröll überladen reduziert sich das Volumen der Behälter dann schnell um bis zu 50%. Ganz oft wird auch die Füllhöhe (des Spritzwassers wegen) nicht ausgenutzt. Auf die Spitze getrieben besitzen diese Einrichtungsgegenstände keine Hohlräume, Rückzugsräume für Beckenbewohner. Solche Aquarien sind dann, ausgehend von den Angaben oben, entsprechend wie ein 400L oder 500L Aquarium zu behandeln und zu besetzen. Es gibt heute sehr gute Ersatzfelsen mit den klaren Vorteilen der besseren Handhabbarkeit, des geringeren Risikos (geringes Gewicht) und der Möglichkeit der Schaffung von zusätzlichen Lebensräumen. Wenn wir diese täuschend echt erscheinenden Felsenimitate im besten Falle auch noch hohl und mit Ein- und Ausgängen! versehen kaufen ist bereits schon viel richtig gemacht.
Gesellschaftung von Tieren aus unterschiedlichen Seen Ostafrikas
Eine mögliche Form der Haltung ist ein Gesellschaftshaltung in großen Becken mit ganz unterschiedlichen Gattungen aus verschiedenen ostafrikanischen Seen.
Es ist dabei zwingend darauf zu achten, dass alle Tiere zwar ähnliche Futter- und Wasserbedürfnisse mitbringen müssen aber die eingebrachten Arten im Aquarium jeweils unterschiedliche Lebensräume besiedeln können, sich deshalb ignorieren werden, und/oder sich wegen der Beckengröße einfach aus dem Weg gehen können. Warum? Das lesen Sie bspw. weiter unten nach. Die Zusammensetzung von Malawi- mit Tanganyikabuntbarschen, vor allem unter "Tanganyikanern" normaler Weise verpönt, ist letztlich reine Geschmacksache und kann unter Beachtung der oben genannten Aspekte sehr wohl erfolgreich verlaufen. Beispielsweise sind Arten der Gattung "Cyprichromis" aus dem Tanganyikasee sehr gut mit der Gattung "Aulonocara" aus dem Malawisee zu vergesellschaften. Wird dies alles gut beachtet sind auch Kombinationen von Tieren aus anderen Sodaseen Afrikas beispielsweisen mit Cichliden aus dem Kivusee oder Victoriasee möglich.
Vermeintliche oder tatsächliche Aggressionen ostafrikanischer Cichliden
Oben erwähnte Besatz-Empfehlungen, Warnungen, stützen sich auf langjährige Beobachtungen der Verhaltensweisen von Buntbarschen im Aquarium, welche gemeinhin als Ausdruck von Cichlidenaggressivität bekannt sind und letztlich alle aus demselben Fortpflanzungstrieb resultieren. Eine Kategorisierung aggressiven Verhaltens könnte bspw. so gelingen:
> Differenzierung nach 1. innerartlichen und 2. territorialen Formen von Aggressivität.
Konsequenzen von 1.: Das Halten von wenigen (bspw. nur 3-4) artgleichen Tieren führt über kurz oder lang zu Misserfolgen. Ausnahme sind harmonische, echte Paare bei Substratbrütern. Selbst hier kann es aber nach Jahren zu plötzlichen Aggressionen kommen. Keine Rolle spielt dabei übrigens die Geschlechtsverteilung (es gibt übrigens auch homosexuelle Cichliden-Paare!). Aggressionen richten sich dann gegen alle weiteren artgleichen Tiere des oft selben Geschlechtes. Im besonderen Maße ist dann davon auszugehen, dass unterlegene Omega-Tiere letztlich weit durch "Ihr" Becken getrieben werden. Diese Tiere werden kategorisch und anhaltend bis in die letzten Winkel regelrecht verfolgt, sogar extra gesucht und dann ausdauernd gepeinigt. Scheinbar klares Ziel: ... vertreiben geht nicht ... also töten! Da hilft auch kein Aquarium mit 3m Länge und zig Verstecken mehr! Nur die rechtzeitige Erkennung und Herausnahme rettet das Tier. Insbesondere die Vertreter der Gattung "Tropheus" sind dafür bestens bekannt.
Konsequenzen von 2.: Revierverteidigende, meist männliche, Tiere dulden darin keine artgleichen oder artfremden "Eindringlinge". Buntbarschreviere sind rasch 0,5m³ groß im Aquarium. Dabei gilt im besonderen Maße auch der Raum über dem Boden als Teil des Reviers und das selbst bei substratgebundenen Cichliden. Insofern müsste die Reviergröße in m³ gemessen werden. Im Aquarium überlappen also häufig für uns unsichtbare Reviere oder sie grenzen zumindest aneinander an. Es entsteht ein für unsere Augen unsichtbares Netzwerk von Reviergrenzen auf engstem Raum! Da wird an den Grenzen ständig gebissen, gedroht, vertrieben, gesichert, gezankt, gebalzt, Kiemen und Kehle gespreizt, es werden Flossen gestellt, die Körper gekrümmt und angespannt und so ständig "volle Breitseite" gezeigt.
Nur eine höhere Individuendichte kann dann letztlich für das einzelne Tier ein langfristig tierverträgliches Maß an Stress auf engem Raum gewährleisten. Auch hierbei spielt die Geschlechtsverteilung keinerlei Rolle.
Ergänzung: Dieses Verhalten ist nicht als verhaltensgestört zu bezeichnen, sondern entspricht üblichen Verhaltensweisen im dicht besiedelten natürlichen Habitat. Weibchen vieler Cichliden kommen so überhaupt erst in Paarungsstimmung. Sie suchen sich einen ganz bestimmten Partner aus einer großen Auswahl im Revier heraus, nämlich jenen Fischmann, der "ihr" gegenüber seine besondere Fitness durch möglichst "aggressives?", revierverteidigendes, dominantes und kräftig balzendes Verhalten schon bewiesen hat. Diese Vorgehensweise weiblicher Artenvertreter in Paarungsstimmung kennen wir auch von vielen anderen Tierfamilien, bspw. von vielen Vogelarten.
Sowohl im Malawi- als auch im Tanganyikasee herrschen an den riesigen Buntbarschrevieren der Küsten meist ähnliche Fischdichten wie an den tropischen Korallenriffen. Dieser Druck ist übrigens auch der Grund und Treiber Nummer Eins für die, in evolutionstheoretischen Zeitmaßstäben gemessen, anhaltend schnelle Entwicklung von ständig neuen natürlichen Farben und Formen, mithin Arten und Gattungen dort.
Erhöhter Schwierigkeitsgrad der Haltung von Tanganyikacichliden?
Im Allgemeinen meint man zu erkennen, dass die Haltung und Pflege der Tiere aus dem Tanganyikasee anspruchsvoller sei, als bspw. die Haltung von Tieren aus dem Malawisee!
Warum ist dem so?
Verantwortlich dafür könnte die geringere Toleranz der Fische dort gegenüber Veränderungen ganz generell aber vor allem gegenüber negativen Wasserbedingungen, Besatzbedingungen, Futterbedingungen und/oder negativen Kombinationen daraus sein. Einige Indizien, die das begründen könnten:
- Der See ist "noch" weitgehend frei von Schadstoffen, unbelasteter als der Malawisee
- Der pH-Wert dort entspricht eben nicht mehr unseren Haushaltswasserbedingungen, sondern ist in der Regel alkalischer, zudem gilt wegen der speziellen Ionenverteilung im See KH > GH
- Die Tiere sind noch territorialer sowie intoleranter untereinander oder gegenüber Eindringlingen, Beifischen, als es "Malawis" sind.
- Die Tiere sind in der Regel scheuer als "Malawis" und empfindlicher gegenüber Störungen am und im Becken
- Die Tiere reagieren auf für sie ungeeignetes Futter und falschen Wasserbedingungen sehr sensibel bspw. mit Wachstumsstörungen und/oder Darmentzündungen, Blähungen und schließlich mit Bakterienansammlungen im Bauchraum ( dann oft als sog. "Bloat" diagnostiziert! ) ....
- Es zeigen sich oft Degenerationserscheinungen bei Inzucht, bereits ab der zweiten Generation
.... die Liste ließe sich leicht fortsetzen.
Wasserparameter im Aquarium ( hier nur die Wichtigsten! )
Temperatur: 23 - 26 Grad Celsius
Gesamthärte: GH ist weniger wichtig
Nitrit : 0mg/l; darf nicht messbar sein
Ammoniak : 0mg/l; darf nicht messbar sein
Strömung und Oberflächenwasserbewegung sollte mittel bis stark sein, kein Bakterienfilm oder Schaum an der Oberfläche mit bloßem Auge darf erkennbar sein.
Ein Anruf beim städtischen Wasserwerk mit der Bitte um die Überlassung der aktuellen Untersuchungsberichte auf vorgegebene Rohr-Wasser-Parameter liefert wichtige Infos zu Ausgangssituationen und zur Aufbereitung. Diese sollten auch wirklich regelmäßig! eingeholt werden.
Unser Rohrwasser wies zuletzt folgende wichtige, gerundete, Parameter aus:
KH 15 ( untere Grenze für Tanganjika ! ), GH 17,8 ( nicht wirklich wichtig ); Nitrat 24,6 mg/l ( sehr schlecht ! ) pH 7,6, Leitwert in µS/cm 655, gemessen bei 14 Grad C am 14.10.2020, 11:15 Uhr . Phosphatwert war leider nicht enthalten.
Hohe Nitrat- und Phosphatwerte sind vor allem dort zu erwarten, wo erheblicher Nährstoffeintrag in den Boden (Grundwasser) durch intensive Landwirtschaft (Gülle) erfolgt. Im Umkehrschluss bedeutet das tatsächlich, für Einige wahrscheinlich hier eher unerwartet, dass Rohrwässer in Großstädten - in dieser Hinsicht - meist sauberer sind als jene auf dem Lande! Das hängt allerdings auch davon ab, wieviel Anteil am Rohrwasser nun gerade das Grundwasser ausmacht.
Etwas Abhilfe in stark landwirtschaftlich genutzten Räumen können hier spezielle Filterverfahren schaffen, welche aber teils, je nach Verfahren, auch "nützliche" Minerale aus dem Wasser ziehen. In diesem Fall wäre eine anschließende Wiederaufhärtung mit Calcium- und Magnesiumsalzen ratsam! Eine weitere Methode ist das Mischen von Roh- und aufbereitetem Wasser. Mehr dazu weiter unten.
Auszug:
Abb. Auszug eines öffentlichen Trinkwasserberichts der Stadt 71717 Beilstein vom Oktober 2020
Becken richtig aufstellen
Standort eines Cichlidenaquariums
Es geht an dieser Stelle um die Wahl des "richtigen" Stellplatzes bezogen auf Ihre Verhältnisse zu Hause. Cichliden sind ganz zumeist scheue, relativ intelligente, Gesellen, welche diverse Möglichkeiten des Rückzugs schätzen und in unseren beengten Verhältnissen auch benötigen. Einige Arten sind besonders schreckhaft. Dazu gehören bspw. Frontosa, Tropheus und auch Diskusfische.
Gehen wir nun etwas unkonventionell vor und konstruieren einen speziellen Fall, "gewürzt" mit etwas Ironie, der uns ein Bild des Fortgangs eines typischen, stellplatzverursachten Desasters vermitteln kann:
Stellen Sie sich doch dazu einmal vor Sie planten ein Aquarium in einem 6-Personen-Haushalt mit "Stubentiger". Laut Plan läge der Stellplatz natürlich dekorativ mitten im Wohnzimmer.
Es gibt hier eine solche Fülle potenzieller Gefahren, dass ich hier nicht alle einzeln beschreiben kann. Tatsache ist aber, dass es einem die Aquaristik verleiden kann, wenn solche Fehler zu andauernden! Misserfolgen führen. Aber schauen wir einmal genauer hin:
Nehmen wir also weiter an, die Planung sähe vor, das Becken schön einsehbar direkt vor den Esstisch, oder noch besser, als Raumtrenner zum Essbereich oder gar direkt neben den Fernseher und in ähnliche Höhe stehend wie dieser, quasi als Display und Möbelstück, aufzustellen.
Gegenüber direkt ein Sonnenfenster, denn die Tiere reflektieren ja wunderbar in allen Farben unter direktem oder seitlichem Sonnenlicht.
Weiter zeigte sich exakt neben dem Becken eine Wohnzimmertüre, weil nur da wirke das "Aquarienmöbel" auch attraktiv und passe.
Natürlich wäre die Einrichtung so gewählt, dass die Tiere jederzeit und von allen Seiten immer betrachtet werden könnten ... Rückzugsräume gäbe es deshalb quasi absichtlich nicht. Wozu auch, Schmuck muss gezeigt werden!
Alle sechs menschlichen Mitbewohner sorgten zudem für andauerndes "Lichtgeschalte", den ganzen Tag lang, und manchmal auch bis spät nachts.
Vibrationen, hervorgerufen durch Getrampel, Geschiebe, Rollläden sowie gleichzeitig laufende Geräte wie Fernseher und Stereoanlage, Küchengeräte erschütterten unablässig das Becken ..... Lärmalarm! ( Seitenlinienorgane! ).
Ständig krachte die Wohnzimmertür, Küchentür auf und zu.
Oder das Aquarium wäre als Raumteiler aufgestellt. Tagsüber manchmal und nachts immer schliefe die Katze auf dem herrlich warmen Becken, würde ständig rauf und runter springen, Wasser daraus "schlecken" und so nachts die Fische beim Schlaf zusätzlich begeistern. Im Zuge des Klimawandels erwärmte sich der Raum ab Mai bis Mitte September teils auf über 30 Grad C., das Aquarienwasser und seine Insassen reagierten entsprechend, Kühlung Fehlanzeige ... usw. ... .
Nun, irgendwann würde der Halter, trotz ansonsten bester Wasserverhältnisse und bestem Futter und trotz des großen Wasservolumens feststellen, dass mit den Aquarieninsassen etwas nicht stimmte und finge nun an, wochenlang verzweifelt am Aquarium "herumzudoktern" ... was alles noch verschlimmerte.
Erlauben Sie eine Spitze: ... Wenn ich hier Buntbarsch wäre, würde ich auch lieber sterben ...
Was heißt das im Umkehrschluss?
Die Tiere und ihre Behausung sind kein! Dekorationsmaterial für Ihr Wohnzimmer.
Es sind und bleiben Ihre Haustiere aber wie Hund und Katz haben sie ganz eigene berechtigte! Ansprüche und Bedürfnisse.
Ein oder zwei solcher Fehler oben werden von einigen Gattungen eventuell noch dauerhaft ertragen, eine Kumulation der Fehler allerdings nicht mehr.
Was tun, wenn das Becken aber doch im Wohnzimmer stehen soll?
Kürzen wir nun, ganz ohne Ironie, wieder ab:
- Stellhöhe:
Je belebter der Raum ist, desto höher ist das Becken aufzustellen. Diese nicht unter 100cm Stellhöhe platzieren.
- Platz:
Aquarien niemals platzieren direkt angrenzend an Türe, Fernseher, Tisch, Treppenhaus oder als Raumtrenner und unter direktem Einfluss von zu viel Sonnenlicht und/oder zu viel Wärme im Sommer.
- Temperaturen
Kühlen Sie im Sommer und stellen Sie den Stabheizer und Lichtquellen ab/niedriger
Ausschlusskriterium:
Becken niemals in zu belebten Wohnzimmern, wie im obigen Beispiel, aufstellen
- Haustiere:
Katzen bspw. haben - aber sowas von - nichts auf dem Becken zu suchen
Am besten geeignet erscheint also ein ruhigeres Nebenzimmer oder eben die Wohnzimmernische im Zweipersonenhaushalt, mit nur indirekter Tageslichtbeleuchtung, wenig Verkehr, weit weg von Türen, in ca. 120cm Aufstellhöhe, bei erzogenen Kindern und Haustieren und nötigenfalls höflich ermahnten Gästen, ... wenn man seine Tiere nicht in einem separaten Raum unterbringen möchte oder kann.
Sonneneinstrahlung ins Becken hinein ist zu vermeiden
Üblicher Weise wird also empfohlen Becken so zu stellen, dass wenig bis keine direkte Sonneneinstrahlung erfolgt. Grundsätzlich ist das richtig, denn nicht zuletzt ist diese für kurzzeitige, aber rapide Schwankungen der Wasserparameter verantwortlich. Dies gilt insbesondere für Becken mit Photosynthese betreibenden Pflanzen oder gewollten Algenrasen an den Seitenscheiben. Alle Aquarien sind dann betroffen von der Wassererwärmung, welche die Zersetzungsprozesse antreibt und den Sauerstoffgehalt gleichzeitig mindert. Damit verlieren wir Kontrolle über die wesentlichsten Wasserparameter! Die oft zitierte Folge des weiter beschleunigten Algenwachstums ist dann keine rein ästhetische mehr, sondern treibt diesen Prozess kreislaufartig sogar noch weiter an. Bedenken Sie, Freigewässer unter Sonneinstrahlung haben morgens oft einen um bis zu zwei Einheiten geringeren pH-Wert als abends.
Wichtige technische Beckenfragen
In Abhängigkeit der Fischarten sollte das Becken und sein Aufstellort also geplant sein. Ist bereits ein Becken vorhanden, so sollte immer darauf geachtet werden, dass die Beckenmaße die Auswahl der Buntbarsche bereits eingrenzen. Dabei ist bei weitem nicht nur das "reine" Wasservolumen zu beachten.
So gibt es, wie oben bereits besprochen, Gattungen, die eher hohe, solche, die eher längliche Becken und wiederum solche Gattungen, die eher große Bodenflächen und damit ein tiefes und breites Becken beanspruchen. Weiteres dazu: Steckbriefe
Sowas lässt man sich besser bauen!
Denn solche Becken erhält man normaler Weise nicht im Zooladen. Die Standardmaße dort sind eher auf lebendgebärende Zahnkarpfen wie Guppys oder auf Barben und Salmler etc. ausgerichtet aber nicht auf mittelgroße bis große (ostafrikanische) Cichliden mit Revierbedürfnissen! In fast allen Fällen fehlt es an Tiefe und Höhe. Ein gutes Maß, welches auch ordentliche Einrichtungs- und Gestaltungsmöglichkeiten für mittelgroße Cichliden im Becken zulässt, ist 60cm in der Tiefe und 60cm in der Höhe für die meisten Arten.
Die Art der Verklebung ist hingegen Geschmackssache. Vor- und Nachteile von wulst- und stoßverklebten Becken wiegen sich auf. Wulstverklebung gilt allgemein als handlichere und hübschere Variante. Zudem können offensichtlich Spannungen durch unregelmäßige Transport- und Standflächen besser ausgeglichen werden. Ganz sicher aber wirken die Silikonwülste aber so, dass sie die Kanten und Ecken der Glasscheiben schonen und Abbrüchen vorbeugen können. Ebenso ist davon auszugehen, dass die "Verrottung/Veralterung" des Silikons im Wasser, und damit das Eindringen von Algen in die Silikonmasse etc. bei Wulstverklebung, über die Jahre, geringer sein wird. Stoßverklebung hingegen hat gleichmäßigere Klebeflächen an allen Kanten vorzuweisen, was wiederum für gleichmäßigere Spannungsverhältnisse sorgt. Beide Typen aber sind, bei sachgerechter Verarbeitung, lange haltbar. Sehr große und hohe Becken, die für eine dauerhafte Standzeit geplant werden, sind deshalb oft wulstverklebt.
Ostafrikabecken müssen, beispielsweise bei großen Natursteinaufbauten, oft einen recht hohen zusätzlichen Druck auf die Bodenplatte aushalten. Es ist dann empfehlenswert, eine stärkere, also dickere Bodenplatte im Vergleich zu den Seitenscheiben einzuplanen und größere Steine auf Filterwatte od. Filterschaum respektive auf Styropor zu stellen und das dann direkt auf die starke Bodenplatte zu platzieren. Erst danach wird die Fläche mit Sand aufgefüllt. Standardbecken sind demnach auch hier nur bedingt geeignet. Alternativ und für jeden Geldbeutel, stehen jede Menge mehr oder weniger naturgetreu nachgebildete Kunstfelsen und Rückwände zur Verfügung. In diesem Fall benötigt man keine "teuren" Sonderbecken.
Sie sehen, es ist aber letztlich immer besser, sich "sein" Becken beim Aquarienbauer seines Vertrauens herstellen zu lassen.
DIN-Normen (Bspw. Glasstärken nach DIN32622) schreiben Mindestglasstärken in mm oder cm vor. Die Einhaltung dessen ist deshalb so wichtig, weil im Versicherungsfalle bspw. bei erheblichen Wasserschäden durch Glasbruch etc. immer darauf geachtet wird seitens der Versicherungsgesellschaft. Diese Normen sind einfach im Netz abrufbar. Tendenziell gilt: Je höher ein Becken ist, desto dicker ist das einzuplanende Glas und desto teurer wird es auch. Beckenbreite und -tiefe hingegen spielen diesbezüglich eine eher untergeordnete Rolle.
Alle Buntbarsche sind mehr oder weniger schreckhaft und beim Fressen oft sehr gierig. Deshalb aber auch aus anderen Gründen wie Verdunstung, Luftfeuchtigkeit im Raum etc. ist es jedenfalls sehr empfehlenswert eine dichte Abdeckung oder geteilte Abdeckscheiben einzuplanen. Doch Vorsicht: Bedingt durch die andauernden Bewegungen der Abdeckungen splittern und reißen diese gerne, wenn sie aus dem üblichen dünnen Glas gefertigt sind. Außerdem sind hier nochmals einige kg an Gewicht zu berechnen. Aber es geht auch anders: Abdeckscheiben können auch dünne Plexiglasscheiben aus dem Baumarkt nebenan sein. Also decken Sie ab! Ansonsten unterliegen Sie immer der Gefahr, eine unliebsame Überraschung am nächsten Morgen zu erleben ...
Einen weiteren höchst brisanten technischen Aspekt stellt das Gesamtgewicht der Anlage dar. Bei Aquarienanlagen, welche schnell weit über 500kg aufweisen wird es mit zunehmendem Gewicht und Druck auf jeden cm² der Bodenfläche immer wichtiger einen Statiker zu Rate zu ziehen. Vor allem dann, wenn es sich dabei um eine Etagen-Altbauwohnung mit alter Holzdecke o.Ä. handelt.
Grundsätzlich sollten wirklich schwere "Klötze" grundsätzlich im Zimmer in Ecken mit möglichst zwei tragenden Wänden stehen und keinesfalls in den Wohnraum hinein, sondern, neben den oben bereits besprochenen Gründen, immer entlang dieser Wände ausgerichtet sein!
Einrichtung eines Beckens
Je nach Gattung stellen mehr oder weniger Steinaufbauten, als Verstecke, zentrale Reviereinheit, Revierabgrenzung oder Brutplatz, das wesentliche und für den See sehr typische Einrichtungselement dar. Mit artspezifischen horizontalen Unterständen, Höhlen, senkrechten engen Spalten, Tunneln und/oder Sand schaffen wir biotoptypische Verhältnisse.
Grober Kies widerstrebt dabei dem allgemeinen Drang der Buntbarsche, sich ihre Umgebung durch "Bodenkauen" und "Bodenumbau" selbst zu schaffen. Der Im Tanganyikasee vorherrschende Grund ist fein geschliffener dunkler Stein, die Farbe des Sandes daraus ist mithin eher dunkelgrau. Dessen Körnung dabei ist keineswegs homogen klein, sondern reich strukturiert und verschieden groß. Im Aquarium wirkt deshalb eine eher dunkelgraue Mischung verschiedener Korngrößen natürlich. Die Gesteinsarten des Sees sind mannigfaltig. Sandsteine, Granite, Gneise, Basalte und andere mehr bilden die Grundlagen des Sandsubstrates im See. Entsprechend vielfältig und bunt, aber immer eher dunkel, sind die Sandbodengründe im Aquarium zu planen.
Bei der Menge, Art und Gestaltung der Einrichtung ist auf die Anpassung der Fischart im natürlichen Lebensraum insbesondere Rücksicht zu nehmen.
Lamprologini benötigen sehr viele Aufbauten mit zig Höhlen, Spalten und Unterständen. Hier können der gesamte Rückraum sowie die Seitenscheiben bis hin zur Wasseroberfläche zugebaut werden. Cyphotilapia, Tropheus, Cyprichchromis, Aulonocranus und Andere mehr hingegen legen sehr viel Wert auf freien Schwimmraum, weshalb die Einrichtung hier meist nur aus ein paar sehr großen "möglichst innen holen Brocken" Fels zur optischen Revierabgrenzung besteht. Sandcichliden der Gattung Xenotilapia und Enantiopus beispielsweise benötigen dagegen eine weitgehend steinfreie Sandbodenfläche, um dem bei der Nahrungssuche ständigen Sandkauen bzw. dem Bauen von Balzgruben Rechnung zu tragen. Schneckencichliden der Gattung Neolamprologus legen mehr Wert auf eine beträchtliche Anzahl an geeigneten Schneckenhäusern als Einrichtung über die gesamte oder zumindest einen größeren Teil der ganzen Bodenfläche. Ausnahme hier ist Neolamprologus ocellatus, der eher vereinzelte Schneckenhäuschen bevorzugt.
Im großen und ganzen ist der See weitgehend frei von Pflanzen. Im Übergang vom Stein- zum zum Sandlitoral existieren vereinzelt größere Bestände an Wasserpflanzen der Gattung Vallisneria und einige langstielige Myriophyllum. Letztere Pflanzen sind ganz ähnlich unserer "Wasserpest" aufgebaut. Großblättrige Pflanzen der Gattung Anubia sp. bspw. sind zwar geeignet, aber im Tanganjikabecken eigentlich unangebracht. Im See selbst wachsen verschiedene Arten von "nützlichen" Algen und man sollte stets versuchen, die Hinter- und Seitenscheiben, Steinaufbauten nicht restlos von Algen zu befreien, sondern diese Algenrefugien pflegen und ihren Wert für das geschlossene "Mini-Ökosystem Aquarium" auch anerkennen.
Grünalgenbewuchs auf Steinen, Felsen dient vielen ostafrikanischen Cichliden als Nährrasen, existieren in ihnen doch unzählige Mikroorganismen, welche den Großteil der eigentlichen Nahrung, selbst der eher als herbivor (pflanzenfressenden) geltenden Nahrungsspezialisten, beherbergen und darstellen.
Doch Grünalgen können in unseren Aquarien ja noch viel mehr! Mit der Zeit wachsen an den Scheiben und auf dem Substrat ganze Algenrasen, welche aus einer Vielzahl verschiedener höherer Grünalgenarten bestehen können. Sie schaffen einen sichtundurchlässigen, gesunden und natürlich wirkenden Lebensraum. Sie bilden so selbst wieder Substrat für die Ansiedelung nützlicher Filter-Bakterienstämme.
Grünalgen entstehen nach Neueinrichtung meist etwas später und verdrängen dann aber die zuvor latent aufgetretenen Cyanobakterium (Blaualgen; Achtung leicht giftig!). Wie höhere Wasserpflanzen sind sie nun, bedingt durch den Zellaufbau, in der Lage anfallende „Nährstoffe“ aus dem Eiweißabbau der Bakterien durch eigenen Stoffwechsel quasi weiter zu verbrauchen. Man denke dabei vor allem an Nitrate und Phosphate. Durch den Entzug von gelöstem CO2 bei der Photosynthese (d.h. Nutzung von Lichtenergie, um damit Wasser sowie darin gelöstes CO2 in pflanzenphysiologisch verwertbare, vergleichsweise energiereichere, Kohlenhydrate (Zucker), also Nahrung umzuwandeln) stabilisiert auch in wünschenswerter Weise der pH-Wert und Sauerstoff wird als Ausscheidungsprodukt dem Aquarium zugeführt.
Genau das wollen wir ja haben!
Zitat: " Grünalgen betreiben Photosynthese, genau wie Pflanzen. Im Unterschied zu den meisten Pflanzen haben die Algen diesen Prozess allerdings verbessert. Mit Hilfe von speziellen Mikrostrukturen, den Pyrenoiden, sind sie in der Lage die Photosynthese-Effizienz zu steigern. Wie genau das funktioniert, interessierte ein internationales Wissenschaftsteam, dem unter anderem die Forscher und Forscherinnen rund um Prof. Mark Stitt vom Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam-Golm angehören. Zusammen mit seinem Kooperationspartner Dr. Martin Jonikas aus Stanford untersuchten sie die Algenphotosynthese und fanden heraus, wie Grünalgen es anstellen effektiver Photosynthese zu betreiben als unsere Nutzpflanzen. "
( Quelle: Vorbildliche Photosynthese . Wie Grünalgen unsere Nutzpflanzen verbessern könnten .
https://www.mpimp-golm.mpg.de/. zuletzt abgerufen am 04.02.2021 )
Beleuchtung des Beckenumfeldes (vgl. Sonneinstrahlung weiter oben)
Dieses Thema ist insbesondere in der Haltungsdiskussion über ostafrikanische Cichliden immer aktuell. Leider ist es so, dass die Tiere nur gemäßigtes und vor allem immer gerne indirektes Tageslicht bzw. indirekten Einfall des üblichen "künstlichen" Umgebungslichts mit ausreichendem Wohlbefinden quittieren. Zu bemerken ist dies an der sofortigen Nutzung des gesamten Beckenraumes und am gelösten, nicht schreckhaften, Verhalten, sobald einmal am Abend die über die allgemeine Raumbeleuchtung hinausgehende Kunstbeleuchtung über dem Becken gelöscht wird. Viele persönliche Versuche mit allen modernen und herkömmlichen Beleuchtungstechniken von oben, von der Seite oder von hinten brachten mir weit weniger gute Ergebnisse als diese einfache Passivbeleuchtung. Auch die moderne LED-Beleuchtung mit einstellbarer Stärke oder das Beschränken auf LED-Blaulicht ändert daran nichts. Sie fühlen sich nicht restlos wohl! Natürlich ist es möglich, die Tiere bis zu einem bestimmten Maß an Kunstlicht zu gewöhnen, trotzdem ist das alles letztlich nur als suboptimal zu bezeichnen. Besonders negativ wirken sich da einfach oben direkt aufgelegte Lampen aus. Die Fische müssen sich dabei wohl letztlich so fühlen, als würden sie ständig, bspw. bei LED von oben, durch zig gierige Raubfischaugen anvisiert.
Der Aquarianer möchte aber auch gerne seine ästhetischen Bedürfnisse erfüllt wissen. Also, was kann man tun?
Es gibt einen Kompromiss: Akzeptable Ergebnisse in Cichlidenaquarien erzielt man mit einer mindestens 50cm, besser 100cm über dem Becken hängenden, platzierten gedämpften Umgebungsbeleuchtung, welche nur unter anderem auch das Becken erhellt. Natürlich keinesfalls HQI oder HQL. Wird diese sanfte Beleuchtung nur angeschaltet, wenn man, bspw. am Abend, länger im Raum ist und lässt man ansonsten diese Lampen aus, macht man schon vieles richtig in der Cichlidenhaltung!
Standort ist gefunden, Becken passend gebaut und aufgestellt, Licht- und andere notwendige Technik ist installiert. Wie geht``` es weiter?
Becken einlaufen lassen und führen
Aquarium einlaufen lassen ... ohne Tiere, .... echt jetzt?
Immer wieder mal erhalte ich Anfragen/Bestellungen mit folgendem Inhalt:
"... Es eilt nicht, mein Becken soll noch zwei bis vier Wochen einlaufen, damit auch die Wasserparameter stimmen. Ein Wels ist auch schon drin ..."
Nun, "eingelaufen" ist ein Becken erst dann, wenn darin genügend mikrobiotisches Leben durch Stoffwechselaktivität entstanden ist. Das Einlaufen ohne Leben und dessen Stoffwechsel findet de facto noch gar nicht statt.
Selbst das Anfüttern latent vorhandener Nitrifikationsbakterien (vgl. unten) mit Milch oder Fischfutter bzw. das Nutzen und "Anfüttern" eingefahrenen Filtermaterials ist in diesem Kontext als nur suboptimal zu bezeichnen, da nicht, und wenn, dann nur rein zufällig, auf die Fischmenge, welche später das Becken bevölkert, abgestimmt.
Mit anderen Worten: Es schützt Sie keinesfalls vor einem Nitritpeak, wenn Sie ein Becken wochenlang mehr oder weniger ohne "Insassen" (ein, zwei Welse und eine Apfelschnecke spielen da keine Rolle!) einfahren lassen. Allenfalls entsteht ein Gasaustausch und/oder es setzen sich Schadstoffe aus dem Rohrwasser, Schwebstoffe, je nach Strömung, nach unten oder nach sonst wo ab. Mehr passiert unter diesen Bedingungen eigentlich nicht.
Sie müssen also, ohne Besatz, durch "künstliche" Anreicherung der Umgebung mit Stickstoffverbindungen, Stoffwechselprodukten, einen Nitritpeak extra provozieren, damit nützliche Bakterienstämme überhaupt erst ausreichend "wachsen" können. Sind diese nämlich einmal in ausreichender Menge vorhanden sorgen sie zuverlässig für die Umwandlung der o.g. Stoffe in relativ harmloses Nitrat. Dazu müssen Sie im Anschluss die Bakterien aber auch weiterhin ausreichend füttern - vor allem dann, wenn Sie "immer noch" keine Fische einsetzen wollen .... wegen des Einfahrens ;-) ... .
Zur Beschleunigung der tierlosen Einlaufzeit kann auch eine Temperaturerhöhung - bei Besatz freilich "nur" bis zu einem von den Tieren gut verträglichen Grade - beitragen. Unten abgebildete Grafik dreier unabhängiger Primärquellen veranschaulicht den Zusammenhang mit der Temperatur. Dazu der Autor der Grafik F. Rolf (2002): "Die Darstellung wurde aus den Angaben von Knowles et al. (1965), Temperaturbereich 8 °C bis 30 °C, US EPA (1975), Temperaturbereich 10 °C bis 30 °C und Sutton et al. (1978), Temperaturbereich 5 °C bis 25 °C, entwickelt. Um einen Vergleich der Ansätze im unteren Temperaturbereich zu erhalten, wurden diese, sofern notwendig, bis zu einer Temperatur von 5 °C extrapoliert."
Abb. Abhängigkeit von Bakterienwachstum ( Nitrosomonas und Nitrobacter ) und Temperaturen ( ebd.)
Anmerkung: Die primären Datenerhebungen der Abbildung wurden durch die ursprünglichen Autoren sicherlich nicht unter Aquarienbedingungen durchgeführt, es ist aber von einem analogen Verhältnis der Wachstumsraten nützlicher Bakterien auch unter Aquarienbedingungen auszugehen. Dies sollte von Interesse sein, zumal diese in aquaristisch relevanten Temperaturbereichen ein signifikantes exponentielles Geschehen offenbaren.
Das "echte" Einlaufen wird also nur verzögert, bis die Tiere eingesetzt werden.
Jetzt, nach drei bis sechs Wochen, wird endlich eingesetzt im vermeintlichen guten Glauben das Becken sei ja nun gut eingefahren! Ist es ja aber meist gar nicht. Zumindest nicht ohne "Anreicherung und Nitritpeak" wie oben beschrieben. Daher kommt es jetzt rasant zu einem plötzlich auftretend zu hohen Belastungsgrad mit organischem Material, der zunächst harmloses Ammonium und schnell auch giftiges Ammoniak (je nach pH-Wert in unterschiedlichen Konzentrationen; vgl. Krause) sowie anschließend daraus wiederum fischgiftiges Nitrit entstehen lässt. Gefährlich!
Das Paradoxe:
Erst diese Stoffe aber sorgen ja für ein Wachstum von nützlichen Bakterienstämmen, im Filtersubstrat und im ganzen Becken. Sie sind nämlich quasi als Energielieferanten/eigentliches Futtermittel dieser nützlichen Bakterien zu verstehen. Das dabei auch einige Cyanobakterienkulturen, gemeinhin als Blaualgen verstanden, entstehen, ist normal und harmlos. Sie werden später durch Grünalgen ersetzt.
Nun heißt es, das Wasser und vor allem die Tiere täglich zu kontrollieren und mit der Fütterung der Tiere sorgsam und langsam zu beginnen, damit nützliche Bakterien Zeit haben, sich allmählich, und unter langsam zunehmender Futtermenge, Kot, Urin, Atmungsgase etc. selbst auch langsam zu vermehren. Erst jetzt sind sie in der Lage die anfallenden Schadstoffmengen auch vollständig umzuwandeln. Es dauert dann so nochmals ca. zwei bis drei Wochen bis schließlich das Verhältnis von der bis dahin angewachsener Bakterienmenge und den von Anfang an anfallenden organischen Stoffen "ausgeglichen" ist. Nun ist der Filtereffekt ausreichend und beispielsweise auch kein Nitrit in, mit aquaristisch anwendbaren Techniken, messbarer Konzentration mehr erwartbar.
Ergo: Tierausscheidungen, Futtermengen und filtrierende Bakterienmengen, werden im Aquarium allmählich, über Wochen, vorsichtig und kontrolliert begleitet in ein Gleichgewicht gebracht, und zwar erst dann, wenn der Besatz auch im Becken ist.
Mancher mag - spätestens hier - Parallelen zur menschlichen Darmflora entdecken. Zumindest dann, wenn man gedanklich den Begriff des Filterns oben mit dem des Stoffwechsels bei der Verdauung ersetzt. ;-)
Und nur dies bedeutet schließlich effektives Einlaufen, Einfahren ...
Es ist so weit, Tiere müssen her ...
Buntbarsche fürs neue Becken einkaufen
Beschaffen wir nun eigentlich Barsche oder Buntbarsche?
Cichliden sind Buntbarsche und keineswegs echte Barsche.
Typische, leicht erkennbare anatomische Merkmale eines Buntbarsches, die ihn von den echten Barschen unterscheiden, sind folgende:
- Ein Nasenloch je Kopfseite, nicht zwei oder mehr
- Eine einzige durchgehende Rückenflosse, nicht geteilt
- Rückenflosse weist weichstrahlige und hartstrahligen (meist vorne) Partien auf
- Meist runder, manchmal gerader Schwanzflossenabschluss, keine Gabelung
( Ausnahmen v.a. in Ostafrika! )
- Meist 3-5 sichtbare, harte Flossenstacheln an der Afterflosse
- Unterbrochenes Seitenlinienorgan
Generationenkennung neu erworbener Tiere
F0 = WF = WC = Wildfang
F1 = WFNZ = Wildfangnachzucht
DNZ = Nachzuchten späterer Generationen
( Das Inzuchtrisiko, d.h. die Risiken körperlicher und verhaltensmäßiger Degeneration, steigt mit jeder nächsten Nachzucht-Generation an )
Damit Sie aber gesunde, artkorrekte und agile - möglichst der F1-Generation - Cichliden einsetzen können, sollten Sie vor dem Einkauf so einiges beachten. Im Grunde gelten dieselben Regeln wie bei der Anschaffung von Hund und Katz. Sehen Sie sich die No`s und Go`s an.
No`s:
Um es kurz zu machen: Im Regelfall gehören zu den No`s leider ganz oft Zoomärkte und Zoogeschäfte, viele Börsen natürlich, und genauso Privat-Halter mit Zufallsnachwuchs in oft recht kleinen Wohnzimmeraquarien, gedacht als Möbelstück.
Zumeist (tatsächlich, ja!) kennen nämlich diese Organisationen, Menschen nicht mal die korrekten Namen sowie die exakte Herkunft oder gar die dort herrschenden Lebensbedingungen Ihrer Schützlinge und man kann deshalb annehmen, dass sie sich keineswegs ausreichend mit der "Gesamtmaterie", geschweige denn mit der artspezifischen Haltung, beschäftigt haben. Diese Halter sind situativ restlos überfordert mit Nachwuchs und Problemen, haben (gewollt oder ungewollt) wenig Ahnung von der richtigen Aufzucht, der Arbeitsintensität etc. oder halten Fische als einfache dekorative Möbeleinheit im Wohnzimmer oder Arbeitszimmer und/oder sind mehr an der Technik interessiert als am Wohlergehen ihrer Tiere. Ob Sie hier wirklich die erhofften Tiere erhalten ist fraglich und wenn ja, dann ist das wohl eher rein zufällig der Fall. Oftmals sind es dann auch Mischlinge oder bspw. durch wiederholte Inzucht und/oder zu wenig Pflege bereits stark degenerierte Tiere, was Experten bei der Betrachtung von Gestalt und Verhalten sofort auffallen würde. Im Internet werden solche armen Wesen für ein paar € verscherbelt. Das hat seine (diese) bedauernswerten Gründe!
Einzelne Fischverkaufs-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in vielen Zoomärkten und Zoogeschäften weisen, trotz gesetzlich vorgeschriebenen Ausweises der persönlichen Expertise von gewerblicher Haltung und Verkauf (vgl. §11, TierSchG. "nichtamtliches Inhaltsverzeichnis" im Netz) durch das Tierschutzgesetz, dieselben erheblichen Probleme auf und wissen sehr oft ebenfalls nicht wirklich Bescheid über die Ökologie angebotener Arten und schon gar nicht über jene der vielen Unterarten aus den vielen verschiedenen Fanggebieten in Afrika, Amerika und Asien. Ebenso wenig kennen sie oft die korrekte "künstliche" und artspezifische Haltung etc. Zu guter Letzt werden dort häufig Tiere unter falschem Namen angeboten - nicht aus Böswilligkeit, sondern eben aus purer Unkenntnis. Verstehen Sie mich bitte richtig, derart überforderte Verkäufer/-Innen sind sehr oft noch junge Menschen, welche keine Erfahrungswerte besitzen, ggfs. privat gar keine Fische halten möchten und ihnen deshalb das grundsätzlich nötige Interesse daran fehlt oder aber solche, die nur ein kleines Becken mit Guppys o.Ä. daheim führen und gerade selbst erst mit der Aquaristik beginnen aber im Zierfischverkauf nur u.a. eingesetzt werden. Also kein persönlicher Vorwurf, eher einer, der sich an den "Chef" richtet, welcher es viel besser wissen müsste. ...
Börsenverkäufe sind in erheblichem Maße und in aller Regel reine Tierquälerei. Dort werden Tiere meist einfach nur verramscht. Hauptsache weg! Viele Börsenordnungen schreiben gar, um den kommenden Besuch gleich mit zu sichern, vor, dass Tiere zu herrschenden Marktpreisen - also zu Internet-Billig-Ramschpreisen - angeboten werden müssen. Unglaublich! Ausgenommen sind einige Börsen meist sehr großer Vereine, welche auch regelmäßig verbands- und behördenmäßig überwacht werden. Ethisch begründet und abgesegnet wird dieses Treiben öfters mit einer Forderung eines Nachweises der kleinen Aquaristik-Sachkunde nach §2, TierSchG.
Aussage vieler Aquarianer im Nachgang eines solchen Börsenbesuches:
"Diese Tierchen sind - als deklarierte Massenware - in einem Zustand eines solchen Stressausmaß bei mir angekommen, dass sie spätestens ein paar Tage nach Einkauf an der Börse bei mir eingingen (...)"
Erlebte Ausnahmen von den oben angesprochenen verheerenden Verhaltensweisen bestätigen eher nur die Regel!
... und
Go`s:
Was bleibt übrig ?
Importeure: Echte Kenner beziehen "teure" Wildfänge oder F1 (Wildfangnachzucht) möglichst blutsfremd und artenrein bspw. als Zuchttiere von ausgesuchten Experten in Deutschland, von denen es gerade mal eine Handvoll gibt! Diese Leute betreiben eigene Fangstationen an den Seen und importieren regelmäßig gesunde Wildfänge oder Seenachzuchten aus bekannten Fanggebieten, die manchmal sogar, zunächst dort angekommen, für längere Zeit gehältert, gepflegt und eingewöhnt werden. Seenachzuchten stammen übrigens aus den, einem natürlichen Habitat angelagerten, Zuchtteichen der Exporteure, Fischer und damit aus annähernd seeidentischen Bedingungen. Importeure publizieren bspw. in Fachzeitschriften privat und kommerziell oder unternehmen viele Fachreisen. Ihre Expertise ist herausragend.
Spezialisierte gewerbetreibende Ostafrika-Händler/-Züchter: Diese beziehen Ihre Wildfänge oder auch ganze Zuchtlinien ausschließlich von bekannten Importeuren oder anderen hervorragenden Züchtern. Auch hier kann man sich als "Verbraucher" ziemlich sicher sein.
Private Qualitätszüchter: Zunächst gilt es zu betonen: Der Begriff der "Qualität" ist hier ein anderer. Er steht in Aquarianersprache ganz einfach für vitale, gesunde, artreine Tiere und ist so gesehen bar jeden kommerziellen Hintergrundes! Wie die spezialisierten Händler "arbeiten" diese oft seit vielen Jahrzehnten mit ausgesuchten Wildfängen und Zuchtlinien in speziellen Kellern oder Wohnräumen, die ganz dafür zur Verfügung stehen. Die Haltungsprofessionalität und damit die Qualität (Gesundheit und Artenreinheit) der Nachzuchten ist auch hier im Allgemeinen sehr hoch. Hier ist es sogar so, dass diese Züchter ihre einzelnen Tiere bis hin zu deren Charakterzügen kennen und entsprechende individuelle Empfehlungen bei der Abgabe gezielt aussprechen können. Organisiert sind diese sehr oft in den beiden großen deutschen Aquarienvereinen. Sie publizieren in Fachzeitschriften oder im Internet privat und unternehmen ebenfalls oft Fachreisen. Ihre Expertise ist ebenfalls herausragend.
Für alle drei Möglichkeiten seriöser Bezugsquellen gilt aber, dass ihre Tiere nicht für "nen-Appel-und-nen-Ei" zu erstehen sind. Zu Recht !
Oft sind Experten nur weit verstreut im gesamten Bundesgebiet zu finden und es bleibt dem Interessenten dann nur eine Versandoption oder eine lange Fahrt, um an diese Tiere zu kommen.
Versand !? -> Kein Problem ... wenn einiges beachtet wird!
Vgl. Seite: "Anfragen/Richtlinien/Versand"
Fernkauf und Versand sind und bleiben aber reine Vertrauenssache!
Worauf sollten Sie konkret bei der Ansicht der Tiere achten, wenn Sie Gelegenheit haben diese selbst abzuholen?
- Ist das Auge verhältnismäßig zu groß? Handelt es sich also um ein im Wachstum zurückgebliebenes Jungtier oder um ein extrem altes Tier?
- Hohlbauch (...ist ein "no Go")?
- Messerrücken, dreieckiger Rücken?
- Kiemenfehler, Abstehende Kiemen?
- Untypische Körperformen?
- Für das angegebene Alter zu große oder zu kleine Tiere ( Auge-Kopf-Verhältnis )?
- Übertriebene Lethargie oder Ängstlichkeit
- Heftige Atmung?
- Dünne lange klebende Kotfäden, egal welcher Farbe?
- Angelegte oder faserige, gerissene Flossen?
- Art-un-typische Farben, Formen?
- Zusammensetzung, Besatz, Gesamtkondition in den Abgabe-Becken?
- Farbe und Geruch des Wassers dort? (Wasser muss klar und hell-transparent wie aus dem Wasserhahn erscheinen, aber keinesfalls "gelblich" .... im Hartwasserbecken)
Übrigens ... Vergessen Sie Internetbilder zum Zwecke der Ermittlung, um erkennen zu können, ob die Attraktivität des Tiere für Sie ausreicht! Das ist totaler Blödsinn, denn die Tiere werden dort in Momentaufnahmen abgelichtet. Würde der Fotograf dies an einem Tag 10 Mal in einstündigen Abständen wiederholen, so erhielte man 10 unterschiedliche (stimmungsabhängige) Posen, Farben, Belichtungen und so 10 unterschiedliche! Eindrücke des selben Tieres. Dies ersetzt also keinesfalls das reale und bewegte Bild eines Tieres vor dem Aquarium über Minuten hinweg, ja vermittelt nicht einmal einen ersten Eindruck.
Allenfalls Art, ggfs. Unterart, Fanggebiet und Gesundheitszustand sind so ablesbar aber nicht Attraktivität und Vitalität.
Auswahl von Männchen und Weibchen
In fast jedem Abgabegespräch ist es für den Erwerber von zentralem Interesse zu wissen, wie viele Männchen und Weibchen er/sie erhalten wird, wenn bspw. nur 3 Jungtiere eingekauft werden sollen und diese aber noch keinen Geschlechtsdimorphismus ausgeprägt haben.
Die allgemeine Antwort der Abgeber wird sein: " Bei drei Tieren haben Sie fast sicher beide Geschlechter dabei ... " .
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*** wer die folgende Wahrscheinlichkeitsabschätzung nicht lesen möchte überfliegt einfach ...
.... aber stimmt das auch so?
Nun ja, da gibt es mathematische Hilfsmittel der Stochastik mit dem bekannten Wahrscheinlichkeitsbaum und seinen Verzweigungen aus Klasse 7-9 ... und für Fortgeschrittene auch verdichtende Formeln aus der Oberstufe. Für unsere Zwecke reicht aber das einfache Verfahren aus.
Beispiel:
Ein Käufer möchte gerne 3 monomorphe Altolamprologus compressiceps der Größe 2-3cm kaufen. Die Natur sorgt statistisch bei den meisten Arten für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Haben wir also eine Grundmasse von 50 Tieren aus einem Wurf zur Auswahl und gehen wir davon aus, dass davon je 50% Männchen und Weibchen vorhanden sind (was natürlich nur statistisch stimmt) dann rechnen wir eben nach. Der Verkäufer taucht sein Netz 3 Mal in das Aufzuchtbecken und zieht jeweils einen Jungfisch heraus.
Erklärung:
Wir betrachten am imaginären Baum der Wahrscheinlichkeiten zunächst nur den oberen Ast und dabei den Pfad nach ganz oben P(w,w,w), ( alle drei Fangvorgänge ergeben Weibchen; w ).
Nun möchte der Käufer gerne wissen, mit welcher Wahrscheinlichkeit nur 3 Weibchen (w) gefangen werden.
Für das erste Tier ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit von 25/50, denn es sind 25 W vorhanden in einer Grundmasse von 50 Tieren. Für das zweite auszusuchende Tier gilt nun anderes. Es sind noch 49 Tiere vorhanden. Für den Fall, dass wir beim ersten Zug tatsächlich ein W erwischt haben gilt, dass nur noch weitere 24 W vorhanden sind. Hier beträgt die Sicherheit für ein zweites Weibchen also 24 aus 49 bzw. 24/49. Nun möchten wir wissen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist ein drittes W zu fangen. Sie ist 23/48. Analoges gilt für alle imaginären Pfade und alle denkbaren Pfadkombinationen mit W und M.
Wie wahrscheinlich ist es also einen Fang mit 3 Weibchen ( und eben keinem Männchen ) zu landen?
Produktregel:
Ganz einfach: Nach der Produktregel müssen alle Pfade mit je 3 Einzelwahrscheinlichkeit multipliziert werden, die diese Vorschrift erfüllen können. Hier gibt es nur einen solchen Pfad: ( Rundungsdifferenzen! ) :
P ( w,w,w ) = 25/50 * 24/49 * 23/48 = 13800/117600 ca. 0,117 ca. 11,7 %.
Wir wissen, wegen der Gleichverteilung, dass das selbe für die Wahrs. gilt, drei M zu fangen. Also auch 11,7%
Mit welcher Wahrs. haben wir also nur gleichgeschlechtliche Tiere?
Summenregel:
P (m,m,m // w,w,w ) Ca. : 11,7% + 11,7% = 23,4 %
Weiter wissen wir, dass die Summe aller Wahrs. 100% oder dezimal 1 beträgt.
Mit welcher Wahrscheinlichkeit haben wir also zumindest beide Geschlechter gefangen?
P ( mi,wi) Ca. : 100 - 23,4 = 76,6
Also zu 76,6 % Sicherheit haben wir beide Geschlechter im Fischbeutel.
Aber mit welcher Wahrs. erfolgt nun das ach so lieb gewonnene Idealergebnis, also
P (m,w,w), also in Aquarianersprache das so häufig gesuchte Verhältnis 1,2 nach 3 Fangversuchen aus einer Masse von 50 Jungtieren ?
In der Beantwortung dieser Frage müssen alle Pfade gesucht und berechnet sowie summiert werden, die diese Vorschrift erfüllen können:
1. Pfad (w,w,m): 25/50 * 24/49 * 25/48 = 15000/117600 = ca. 0,127 ca. 12,7 %
2. Pfad (w,m,w): 25/50 * 25/49 * 24/48 = 15000/117600 = ca. 0,127 ca. 12,7 %
3. Pfad (m,w,w): 25/50 * 25/49 * 24/48 = 12,7 %
Es gibt keinen 4. Pfad, der die Vorschrift nach den ersten 3 Versuchen erfüllt! Schauen Sie oben nach ...
P (w,w,m) = 3 * 12,7 ca. = 38,1 % ca.
Damit aber auch:
P (m,m,w) = 38,1 % ca.
Exkurs: Sollten Sie andere, kompliziertere Fragen an diese Grundgesamtheit "50 Jungfische" bezüglich der Wahrscheinlichkeiten stellen als die beschriebene, bspw.
... mit welcher Wahrscheinlichkeit sind im Wurf "weniger, mehr als, genau, zwischen, ..." 20 oder x - 20 Weibchen aus 50 Jungfischen bei einem Erwartungswert ( 25 Weibchen, also 50% ) der Gleichverteilung der Geschlechter vorhanden ...
Wem diese Sicherheiten beim Kauf beider Geschlechter noch zu gering sind, na der sollte eben dann mindestens 6-10 Jungtiere erstehen oder warten, bis sich die Tiere differenzierbar entwickelt haben und gegebenenfalls überzählige Tiere wieder abgeben.
Tiere sind da! Wie geht es weiter?
Einsetzen neuer Fische ins Aquarium
Oftmals können, trotz vorzüglich eingestellter Gesamtbedingungen, die neuen Tiere nicht sofort oder nicht in kürzester Zeit die hohen Erwartungen ihrer Halter an Verhalten und Farbgebung erfüllen. Hierbei unterschätzen viele Aquarianer leider, dass auch Zierfische Lebewesen sind, welche Gefühle, Empfindungen, Instinkte verspüren, die sie letztlich steuern. Bei unseren relativ hoch entwickelten Buntbarschen gilt das vielleicht noch eher als bei Barben, Welsen, Salmlern, Lebendgebärenden und anderen. Erwarten Sie also nicht zu viel zu schnell !
Der Prozess des Fangens, Transportierens und Umsetzens alleine stresst die Tiere bereits erheblich. Die Veränderung der Beckenverhältnisse, der gewohnten Umgebung, der Wasserwerte, des Futters, des Tagesrhythmusses, der Temperaturen, der Lichtverhältnisse und die Konfrontation mit neuen Mitinsassen und Haltern sowie deren Haustieren bspw. stellt aber zudem einen wirklich noch viel erheblicheren Eingriff in das bisherige Leben der relativ intelligenten Tiere dar.
Gehen Sie deshalb davon aus, dass es Wochen dauern kann, bis die Tiere sich einigermaßen gelöst zeigen werden und ihre neue Umgebung zu akzeptieren lernen! Dies gilt vor allem für neu eingerichtete Becken, und wenn es sich bei den Tieren um den ersten Besatz handelt oder wenn nur sehr wenige "Beifische" im Becken bereits eingewöhnt schwimmen. Die Unsicherheit wird dann lange überwiegen. Das kann auch schon mal Monate dauern.
Was könnten Sie tun um diesen Prozess zu beschleunigen?
Versuchen Sie die Bedingungen aus der früheren Haltung so gut wie möglich zu kopieren. Natürlich nur dann, wenn diese auch geeignet waren. Sprechen Sie dafür zuvor mit dem Abgeber, Züchter. V.a. die Anpassung der Bedingungen hinsichtlich Futter, Temperaturen, Licht, Lautstärke, Vibrationen, Wasserwerte, Bewegung vor dem Becken etc. fallen da sofort ins Gewicht.
Lassen Sie sich bei der Frage nach den bisherigen Wasserwerten dabei keinesfalls mit der lapidaren Antwort: ".... in ganz normalem Leitungswasser gehalten..." abspeisen.
Dieses divergiert in Deutschland aber sehr und reicht von ca. GH 3 bis zu ca. GH 25 und mehr. Züchter, Verkäufer, Händler wollen aus kommerziellen Gründen heraus damit (fahrlässig) angeben, dass ihre Fische in allen deutschen Leitungswässern grundsätzlich problemlos gehalten werden können. Das ist aber falsch!
Was wäre jetzt falsch?
Sollten die Tiere sich auch nach Wochen noch eher zurückziehen und "klemmen" so unterlassen Sie es sich den Kopf zu zerbrechen und alle möglichen Veränderungen vorzunehmen. Das macht alles normaler Weise nur noch schlimmer. (vgl. oben)
Also bewahren Sie Ruhe und Geduld stellen Sie die angesprochenen Konditionen richtig ein und freuen Sie sich ansonsten einfach auch über kleine Fortschritte!
Gesundheitliche Risiken und Lösungsansätze bei Einsatz neuer Tiere zu alten Beständen:
In diesem Kontext sei erwähnt, das die Vergesellschaftung mit neu hinzukommenden Tieren, gleich welcher Art und Gattung, viele Risiken birgt. Einige davon sind:
- Bakterienunverträglichkeit, besser Mikroorganismenunverträglichkeit, des alten Besatzes oder des neuen Besatzes oder gar beider Gruppen, einhergehend mit der realen Gefahr eines Totalverlustes nach in etwa 1-4 Wochen! Wichtig: Die Symptome treten, entgegen vieler Bemerkungen im Netz, normaler Weise nie in den ersten Tagen auf!
- Neue Hackordnungen und Verletzungen dadurch
- Stress und in der Folge Nahrungsverweigerung, Dunkelfärbung und Dahinsiechen
- Einstellung der Vermehrung
Ein Beispiel:
Insbesondere beim Diskus ist das Risiko der BU (Bakterienunverträglichkeit; erkennbar unspezifische Symptome wie: Nahrungsverweigerung, Scheuern, Augen- und Hauttrübung, Flossenklemmen, Dunkelfärbung, in die Ecke stellen, heftige Atmung, in der Folge weitere Probleme wie Haut- u. Flossenablösungen etc. ) ausgeprägt und bekannt. In den 90èr Jahren wurden dadurch ganze Zuchtstämme ausgelöscht, weil plötzlich massenhaft Tiere aus Asien importiert wurden, um die Nachfrage nach immer neuen Farbschlägen zu decken. Alte deutsche Zuchtstämme waren plötzlich völlig neuen bakteriellen Herausforderungen ausgesetzt und damit oft überfordert. Wohl gemerkt, diese Reaktion der Tiere erfolgt auch auf "gute" und eigentlich völlig unschädliche Bakterien - es können nach einigen Autoren aber auch Viren sein - und kann zum Tode führen, wenn der Organismus urplötzlich damit in Massen konfrontiert wird und keine Zeit hatte sich anzupassen! Vergleichbar mit eskalierenden allergischen Reaktionen beim Menschen.
Tatsächlich ist es wahrscheinlich so, dass erst die Kombination und die Summe neuartiger Bakterien, Viren und sonstiger Mikroorganismen insgesamt diese allergische Reaktion des Fischkörpers auslöst.
Aus diesem Grunde muss zuvor sorgfältig überlegt werden, es müssen Risiken abgewogen sowie ggfs. ein Quarantänebecken ( max. für 4-6 Wochen ) für physiologische Anpassungen eingerichtet werden. Anfänger sollten am besten immer nur dort Tiere nachkaufen, wo sie auch den Erstbesatz beschafften. Grundsätzlich aber ist, unter Beachtung einiger Präventionsmaßnahmen, eine genetische Vermischung von Aquarienstämmen verschiedener Züchter sicherlich langfristig sehr sinnvoll und wünschenswert.
Falsch ist hingegen die Annahme, man könne, nach vier Wochen Quarantäne, welche neue Tiere für die gesamte Zeit isoliert ohne dass Veränderungen durchgeführt wurden, eine Zusammensetzung gefahrlos durchführen.
Warum?
Anpassungsprozesse wurden ja damit rigoros vermieden, mit voller Absicht!
Es ist also gar nichts passiert, das Risiko des Ausbruchs einer BU ist also genauso hoch wie vorher. Einzig erkennbar wäre, ob der neue Fisch irgendwelche Probleme mitbringt.
Viele Empfehlende meinen deshalb, es sei die gegenseitige Verträglichkeit zu prüfen, in dem zu den neuen Tieren im Quarantänebecken nach einer mehrtägigen Isolationsdauer einige Tiere aus dem Altbestand hinzugesetzt würden.
Dadurch könne, nach weiteren gemeinsamen Quarantänetagen, gut erkannt werden, ob die "neuen und alten" Tiere nun "aufeinander" bakteriell, oder/und virell und/oder auf andere Organismen mehr, reagierten.
AMAM-Methode:
Ein anderer, sicherlich noch schonenderer Weg dafür wäre die Beimischung von 2-3 Litern Altwasser u. etwas Mulm / 100L Quarantänewasser. Sollte hier nach ca. 4-6 Tagen keinerlei Reaktion der neuen Tiere erkennbar sein, kann, umgekehrt nun, etwas Quarantänewasser und Mulm in das Besatzbecken mit dem Altbestand gegeben werden. Nach weiteren Tagen ohne Reaktionen könnten nun alle Tiere zusammengesetzt werden. Dennoch kann selbst jetzt noch Wochen später eine BU auftreten, von der zumeist, der Neubestand betroffen sein wird. Aus eigenen Erfahrungen treten solche Erscheinungen vereinzelt und trotz aller Vorsicht, noch nach bis zu 6 Wochen nach Neuzugang auf. Schnelles Handeln ist dann angesagt. Grundsätzlich kann eine BU immer auftreten!
Vorteile der sukzessiven AMAM (Altwasser-Mulm-Anpassungs-Methode):
- Die Fische werden geschont
- Eine langsame aber absolut notwendige Anpassung findet statt
- Die Mengen der jeweils neuen Mikroorganismen sind zu Beginn noch gering und notwendige Anpassungen der Tiere können deshalb verträglicher und langsamer geschehen.
- Die Zusammenführung erfolgt erst nach Anpassung der neuen und alten Tiere an beide Bakterienstämme nach rund 10-14 Tagen.
Gefahren von Parasitenübertragungen können mit Quarantänemaßnahmen überhaupt nicht beseitigt werden, das dürfte klar sein.
Medikamentöse Behandlungen müssen sofort ergriffen werden, wenn Erscheinungen auftreten. Vgl. Kap. "Notfallaphoteke ... "
Erreichen der Geschlechtsreife
In der Literatur, auch im Internet, wird als hauptsächliches Merkmal zum Eintritt der Geschlechtsreife das Lebensalter genannt. Das ist falsch! Die Parameter: "Qualität des Wassers, Wassertemperatur, Gehalt an Schadstoffen, Fütterungshäufigkeit und -qualität" sind es, die bestimmen, in welcher Zeit ein Tier "herangereift" sein wird. Der weiter oft genannte Parameter der "Beckengröße" ist ebenfalls dabei allenfalls nachrangig. Oder wie anders ließe es sich erklären, dass in professionellen Fischzuchten 100.000 ... Jungfische in vergleichsweise winzigen Plastik-Behältern oder Netzen zu wahren Riesen ihrer Art heranwachsen können.
Die Reife ist erreicht, wenn das Tier alle Merkmale seiner Art im adulten Stadium ausgeprägt hat. Dies kann bspw. bei einem Heringscichliden (Cyprichromis; manchmal auch Kärpflingscichliden genannt) nach 6 Monaten der Fall sein oder eben nach zwei Jahren. Ob das "Dampfheranziehen" in kürzester Zeit zum erwachsenen Tier allerdings gesund ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Oftmals wachsen hierbei die inneren Organe oder das Fischskelett nicht gleichmäßig genug mit, so wird es unter Experten diskutiert. Ich präferiere nach Augenmaß eine Reifezeit von ca. ein Jahr für die meisten Arten.
Ausnahmen stellen bspw. Altolamprologus und Cyphotilapia dar, welche teils zwei und mehr Jahre benötigen, möchte man eine sinnvolle Aufzucht und ein gesundes Wachstum erreichen.
Erkennen von Geschlechtern
Neben der Beobachtung der des Ablaichvorgangs ist die kostenintensive genetische oder chromosomale Untersuchung anhand von Schuppen, Flossen eine weitere Möglichkeit das Geschlecht zu 100% sicher und bereits im sehr jungen Alter der Tiere zu identifizieren.
Optische geschlechtsspezifische Unterschiede bilden sich meist erst bei halbwüchsigen polymorphen Cichliden und zunächst sehr zaghaft heraus. In größeren Jungtiergruppen dauert es länger als in kleineren, bis deutliche Unterschiede erkennbar werden.
Bei monomorphen Cichliden, also bei mehr oder weniger unterschiedslosem Erscheinungsbild adulter Tiere wie bspw. bei Diskus oder Frontosa oder Tropheus, sind aber ab einer bestimmten Größe dennoch Merkmale vorhanden, anhand derer Geschlechter einigermaßen differenziert werden können. Diese sind gattungsübergreifend bei Cichliden im Grunde immer die selben. Sehr wichtig dabei ist aber zunächst die Erkenntnis, dass diese Art der Unterscheidung ausschließlich bei genetisch eng verwandten Tieren gleichen Alters möglich ist! Bspw. bei dem Versuch der Differenzierung innerhalb eines bereits älteren Wurfes.
Die wesentlichen Merkmale dafür sind:
- Flossen - bei Weibchen oft runder, weniger ausgezogen und kürzer, kleiner, dünnere
Strahlen.
- Flossen - Männchen öfters mit mehr Mustern und Farben in After- u. Rückenflossen
- Lippen - bei 'Weibchen oft dünner, schmaler, v.a. die Oberlippe
- Kopf - bei Weibchen zierlicher, spitzer, von vorne gesehen schmaler
- Körperform - bei Weibchen zierlicher, runder, weniger eckig, schmaler
- Körpergröße - Weibchen sind meist deutlich kleiner
Zu beachten ist jederzeit weiter, dass zu allermeist niemals alle hier verzeichneten Merkmale gleichzeitig deutlich genug auftreten und es sehr oft im direkten Vergleich gleichwohl immer noch zu Schwierigkeiten kommt, die Geschlechter zu unterscheiden.
Vermehrung und Aufzucht der Fische
Es gilt auch hier der landläufige Ausdruck:
"Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr".
Im Zweifel gilt das auch für "Mütter" ;-)
Überlegen Sie sich deshalb besser genau, ob Sie die "Babys" nach dem Separieren auch lange! Zeit aufziehen möchten. Eine rasche und vor allem vernünftige Abgabe zu angemessenen Schutzgebühren ist aufgrund des Massenangebots heute fast ausgeschlossen. Ergo: Die mit ernsthafter Aufzucht verbundene nötige Arbeit und Sorgfalt bis die Tierchen nach ca. 9-12 Monaten zu lebhaften und gesunden erwachsenen Tieren heranwachsen, oder bis man sie mit ca. vier bis sechs cm Länge sinnvoll abgeben kann, ist wirklich immens.
Wer das nicht möchte, belässt die Brut oft im elterlichen Becken, was aber schlussendlich zum Eintritt der an anderer Stelle unten genannten Risiken ( vgl. Kap. "Spezielles zum Futter" ) für die adulten Tiere sowie die gesamte Gemeinschaft führen kann. Ein weiteres Problem: Geschlechtsreife Jungtiere, die überleben, werden schließlich die soziale Vernetzung beeinflussen und verändern. Unruhe und Verluste können die Folge sein, die einstige harmonische Ruhe im Becken ist scheinbar für alle Zeiten erstmal dahin.
Vermehrung von Cichliden ... nicht für Jeden etwas!
Maulbrüter
Im Tanganyikasee unterscheidet man maternale (Mutter), paternale (Vater) oder sogar Maulbrüter, bei denen (beide Elternteile) biparental an der Maulbrut partizipieren und bspw. in etwa in der Mitte der Brutzeit ihre Larven dem Partner übergeben. Alle Arten sind dabei sowohl ovophil (eiertragend) also auch einige Zeit larvophil (larventragend).
Einige Arten dort aus der Familie der Sandcichliden und auch bspw. Triglachromis otostigma sind solche Vertreter.
Wer hierzu generell mehr wissen möchte, der/die ruft ab:
" http://www.dcg-encyclopedia.de/wp-content/uploads/2012/10/1995-JB-S-54-62.pdf "
Diese weiteren Unterscheidungen sind jedoch vor allem für mittel- und südamerikanische Buntbarsche zweckmäßig, weil es hauptsächlich hier Arten gibt, die zwar bspw. Offenbrüter sind aber dann die geschlüpften Jungtiere, Larven im Maul weitepflegen; also larvophile Maulbrüter sind.
Der Trieb zu bebrüten lässt nach eigener Erfahrung erst nach, wenn der Nachwuchs ein für die Eltern im Maul spürbares Entwicklungsstadium erreicht hat, welches ihm erlaubt in der Wasserwildnis des Sees alleine zu überleben. Der Übergang vom Ei zur Larve ist dabei fließend und kaum feststellbar. Der Grund dafür ist einfach; die Eier sind bereits sehr groß und fortgeschritten in ihrer Entwicklung, wenn sie die Eiröhre der Mutter verlassen. Der befruchtete Keim beginnt sich über dem großen Dottersack bereits in den ersten Tagen deutlich und schnell abzuzeichnen. Die gesamte Brutzeit ist zwar art- und bedingungsabhängig, kann aber auf rund 20-30 Tage im Durchschnitt aller Gattungen begrenzt werden. Die (Über-)Lebensreife haben die Jungen aber bereits nach 14-17 Tagen erreicht. Die Geschwindigkeit der Ei- und Larvenentwicklung und ihre anfänglich vergleichsweise enorme Größe, sowie das Maulbrüten an sich sind evolutionäre Schutzanpassungen der Tiere in einer dicht bevölkerten Wasserumwelt mit zahllosen Feinden und Wettbewerbern auf dichtesten Räumen. Zu erkennen ist eine reife Brut im mütterlichen Maul an der tief heruntergefalteten Kehle, welche nun sogar dreieckig wirkt und eine Anpassung an die immer größer werdenden Jungen ist. Mütter, welche gerade erst mit der Brut beginnen zeigen eher eine gleichmäßig gerundete Auswölbung an der Kehle.
Damit auch die Muttertiere in Stimmung kommen - die Männchen sind da anders, um nicht zu sagen "einfacher" programmiert - ist kurz zuvor eine hervorragende Fütterung und Wasserqualität sowie eine stimmige Besatzabstimmung zwingend notwendig. Innerartlich bedeutet das für eine ausreichende Dichte an Artgenossen beider Geschlechter zu sorgen, ohne dabei zu sehr von anderen Arten beeinflusst oder gar gestört zu werden. Auch für ein "Durchtragen" der Brut ist das die! zwingende Voraussetzung. Dies stellt einen weiteren Grund für den oben beschriebenen Beckenbesatz mit zwar wenigen Arten, aber doch eher mit je hoher Individuenzahl. Oft tragen die Tiere die ersten Bruten noch nicht durch. Ein Grund könnte der noch nicht ausgereifte Bruttrieb sein der bspw. noch hinter dem Fresstrieb zurückweicht, ein anderer ev., dass die ersten Eier noch nicht so beschaffen sind, dass überlebensfähige Jungtiere daraus werden könnten und die Mutter diese Umstände auch spürt und die Brutpflege dann abbricht. Oftmals sind es aber auch junge Männchen, die noch nicht richtig befruchten können. Es ist bekannt, dass Buntbarschmänner vergleichsweise erst spät in die "Pubertät" kommen. Eier die sich im Maul nicht entwickeln werden ausgespuckt und gefressen. Gegen Ende der Brutzeit, sofern die Weibchen durchtrugen, je nach Wassertemperatur so nach 14 bis 17 Tagen, beginnen die Tiere vorsichtig Futter aufzunehmen, aber (noch) nicht um sich selbst Nahrung zuzuführen, sondern um die Jungtiere im Maul, die ihren Dottervorrat dann vollständig verbraucht haben, zu nähren. Wird die Bebrütung jetzt nicht vom Halter unterbrochen so werden die Jungtiere in den nächsten Tagen immer selbständiger und verlassen an geschützten Stellen immer öfter das mütterliche Maul, bevor Sie nach ca. 20 Tagen vollständig in die Selbständigkeit entlassen werden und der Bruttrieb vollends erlischt.
Offen- und Höhlenbrüter
Die andere große Gruppe im Tanganyikasee ist jene der Höhlenbrüter der Lamprologini, der Malawisee birgt meines Wissens nach gar keine höhlenbrütenden Cichliden bzw. es wurde bis dato noch keine solchen gefunden. Offenbrüter sind in ostafrikanischen Grabenseen kaum vorhanden. Während sich adulte Maulbrüter zumeist äußerlich durch Polymorphismus im Geschlecht einfach unterscheiden lassen ist das bei den Höhlenbrütern der Lamprologini nicht so einfach. Die Tiere gleichen sich (Monomorphismus) in Farbe, Form und Gestalt und sind meist auch als Erwachsene nur bei der Paarung zu unterscheiden. Nur sehr geübte Aquarianer vermögen eine nie 100%-ige Differenzierung anhand der Kloakengrößen und -formen, vor allem nach der ersten Eiablage sowie eine einigermaßen sichere Einschätzung anhand von Kopf, Lippen, Beflossung und Verhalten.
Für die Eiablage werden Sandhöhlen unter Steinen gebaut oder Wurzeln und Steine als Substrat benutzt . Höhlen werden von den Tieren unter flach aufliegende Steinplatten, bspw. Schieferplatten, durch Untergraben angelegt. Nicht so beliebt bzw. gar nicht angenommen werden hoch gelegene Öffnungen und Höhlen. Begrenzten Erfolg hat man mit auf Sand aufliegenden Kokosnusshälften. Offenbrüter, je nach Art, bevorzugen ebene schräge oder waagerechte Substrate.
Die Gelege der - in den Ostafrikanischen Seen eher seltenen - Offenbrüter erreichen aus Gründe des Verlustrisikos schnell Mengen von über 100 Eiern. Das Gelege der Höhlenbrüter ist per se geschützter und besteht deshalb meist nur aus ca. 10-30 Eiern, welche an die Höhlendecke geheftet werden. Beide Elterntiere bewachen bei den meisten Arten das Gelege abwechselnd. Während das eine Tier die Eier frisch mit den paarigen Flossen befächelt, und so um permanente Reinigung und Sauerstoff bemüht ist, sichert das andere Tier, teils heftig in die Flossen von Eindringlingen beißend, teils nur drohend, das Revier selbst gegen vielfach größere und schwerere Raubfische. Abweichend davon verhalten die Arten welche enge Spalten und Schnecken als Gelegeplätze bevorzugen und deren Weibchen deshalb sehr viel kleiner als ihre männlichen Partner sind. Bspw. Altolamprologus und die Schneckencichliden, welche einer klaren Rollenverteilung folgen.
Nach ca. zwei bis vier Tagen schlüpfen die winzigen Larven, die wesentlich weniger entwickelt sind als die Jungen der Maulbrüter beim Verlassen des Maules. Die Eltern heben eine Grube aus und befördern unermüdlich etwaige mutige "Flüchtlinge" sofort dort wieder hinein.
Bis die Larven frei in einer Art "Wolke" bis zu 15cm über dem Boden inmitten des Reviers schwimmen und Plankton "fischen" vergehen weitere zwei bis vier Tage. Ist der Dottersack aufgebraucht, schwimmen die Kleinen frei und haben sich zu Jungfischen entwickelt. Ab dieser Zeit ernähren sich die Jungen von den Resten der Mahlzeiten der Eltern bzw. von dem, was den Eltern durch die Kiemen geht und von Kleinstlebewesen im Becken. Mit zunehmendem Alter entfernen sich die Jungen immer weiter und der Brutdrang der Eltern lässt analog dazu langsam wieder nach.
Die Brutzeit kann in Summe rasch vier bis sechs Wochen andauern. Erst dann sind die Jungen in einer Verfassung, welche ihnen ein selbständiges Überleben erlaubt.
Im Malawisee hingegen sind so gut wie ausschließlich maternale Maulbrüter "unterwegs". Höhlen- oder Offenbrüter existieren kaum. Im Gegensatz zu den Cichliden des Tanganyikasees sind hier öfters größere Eizahlen und kleinere Eier zu sehen. Nach meiner Einschätzung liegen die gattungsübergreifenden Mittelwerte der Eizahlen bei adulten Tanganjikas bei rund 7-12 Eiern, während es bei Malawis wohl eher 15-25 sind. Ausnahmen bestätigen die Regel. Auch die gerade entlassenen Jungtiere der Malawis sind gewöhnlich deutlich kleiner als jene der "Tanganjikas". Unterschiedliche Überlebens-Konzepte und -Strategien, welche die Natur, entsprechend den verschiedenen herrschenden Umweltbedingungen, vorsah. Das Fortpflanzungsverhalten ist weitgehend identisch mit jenem der Tanganjika-Maulbrüter, welches oben beschrieben wurde.
Aufzucht von Cichliden
Folgende Ausführungen gelten nur für Tiere, die zu Zwecken der gezielten Aufzucht entnommen werden.
Richtig ist die vorherrschende Meinung, dass Jungfische, v.a. von Maulbrütern, tatsächlich in einer gesättigten Futterlösung schwimmen und wachsen sollen. Und zwar je kleiner ein "Fischchen" ist desto dichter soll das Futter frei in einer Art Nährlösung schwimmen. In der Realität des Alltags ist es sicher nicht verkehrt Jungfische bis ca. 1,5cm Länge täglich bis zu acht Mal oder mehr mit Futter zu versorgen. 100% Wasserwechsel nach ein bis zwei Tagen, sowie mitwachsende, hygienisch leere Becken, vorausgesetzt, wachsen so die Tiere rasch und vor allem gesund. Weiter ist darauf zu achten, dass die Jungtiere, je kleiner sie sind, in umso größeren Gruppen, ja in regelrechten Schwärmen aufzuziehen sind. Sie fühlen sich dann einfach sicher, gehen besser ans Futter und wachsen in der Folge gleichmäßig und beständig aus. Es ist demnach nicht optimal bspw. nur 10 Jungtiere der Größe 2-3cm in einem kleinen Becken von 25l alleine aufzuziehen. Hier sollten es schon an die 50 Jungtiere dieser Größe sein! Das oft propagierte Absaugen von Kot und Futterresten ist hingegen nur dann nach jeder Fütterung nötig, wenn es sich um eine zu geringe , bspw. der Menge der Jungtiere nicht angepasste, Filterleitung und/oder nicht eingefahrene Aufzuchtbecken handelt! Mulm in eingefahrenen Becken mit aktiver Filtrierung macht auch in der Aufzucht nichts aus, nützt eher sogar. Je größer die Tiere jedoch werden, desto weniger Portionen je Tag benötigen sie. Nach ca. 9-12 Monaten haben die Tiere Ihre natürliche Endgröße erreicht und werden spätestens dann nur noch ein bis zwei Mal je Tag nicht zu nährstoffreich versorgt. Die Vorteile mitwachsender Becken liegen auf der Hand, sorgt dies doch für eine Ruhe schaffende hohe Fisch- und Futterdichte einerseits und für eine gute Beobachtungs- und Eingriffssituation sowie hervorragende Wasserwechselbedingungen andererseits. Aus denselben Gründen heraus sollte man am Anfang auch auf Bodengrund und Einrichtung weitgehend verzichten. Es reicht aus, wenn man anfangs ca. 20 etwa 0,5-1cm kleine Jungfische in einem vier bis sechs Liter fassenden Plastikbehälter unter kontrollierten Umständen ca. drei bis vier Wochen lang heranzieht. Der nächste Behälter könnte dann ein 12l- oder 15l-Becken für 6-12 Wochen sein usw. ...
Auch größere Jungtiere ab ca. 6 cm sollten ständig nach Futter suchen und auch welches finden können. Dies entspricht vollkommen dem natürlichsten Verhalten und verspricht gleichmäßige und gesunde Entwicklungen. Ganz abgesehen davon, haben die Tiere ständig was zu tun, sind dadurch auch wenig abgelenkt und beruhigter sowie weniger "aggressiv" unterwegs! Ganz wichtige Aspekte in der Aufzucht. Viele Aquarianer und professionelle Fischzüchter weisen sogar explizit darauf hin, dass so auch die Wasserwerte, ein korrekter, passender Filter vorausgesetzt, konstanter sind und wesentlich weniger Schwankungen unterliegen. Sicherlich kommt dem Fisch das sehr entgegen.
Das ein entsprechend großer Wasserwechsel mit geeignetem Wasser alle paar Tage auf dem Programm steht liegt hier auf der Hand und sollte nicht nochmals erläutert werden müssen. Ein toller Megafilter hilft da nämlich auch nicht mehr ... .
Insgesamt sind folgende Parameter für eine rasche - man kann es mit den unten aufgeführten Aspekten aber auch übertreiben und damit durch Dampfaufzucht die Organe und das Skelett schädigen - und gesunde Aufzucht bedeutender als die schiere Kantenlänge oder das Volumen des Beckens. In Klammern befinden sich die erwünschten Zielwirkungen:
- Sehr hohe Schwarmdichte ( Futteraufnahme, Sicherheitsgefühl )
- Hohe Wassertemperatur ( Stoffwechsel )
- Häufiges Füttern mit proteinhaltigem Futter ( Nährwerte )
- Häufige und große Wasserwechsel ( Sauberkeit )
- Artangepasste Strömung ( Muskeln und Skelett; arttypisches Wachstum)
- Hohe Sauerstoffzufuhr ( Energieumsatz )
- Mitwachsende Behälter ( Futteraufnahme, Sicherheitsgefühl )
Vielleicht - hoffentlich - wird hier auch deutlich, dass es eigentlich gar nicht sein kann, dass gesunde Jungtiere in der Größe von ca. drei bis 5cm für 5€ verschleudert werden.
Geschlechterverhältnisse
Egal ob gekauft oder selbst gezogen, irgendwann stellt sich die Frage der Menge je Art und damit auch jene nach der Geschlechterverteilung. Immer noch hält sich hartnäckig - aber zu Unrecht - die Ansicht ein optimales Verhältnis in kleineren Becken wären ein Männchen zu zwei bis vier Weibchen der maulbrütenden Arten. In größeren Becken dann zwei zu sechs usw. ...
So viele Jahrzehnte sind nun seit dem Aufschwung der 80`er Jahren in Fragen der Haltung vergangen und die Buntbarsche Ostafrikas sind in der Aquaristik überaus weit verbreitet. Deshalb verstehe ich nicht, weshalb solche Märchen heute - trotz anderer Erfahrungen und besseren Wissens - immer noch aktuell sein können.
Tatsächlich ist nämlich ein absolut ausgeglichenes Verhältnis anzustreben und zwar, genauso wichtig, in relativ hoher aber immer beckenangepasster Individuenzahl,
um eine gut funktionierende, recht harmonische Gruppe einer Art im Becken langfristig zu pflegen. Dies gilt für Cyprichromis, Cyphotilapia und Tropheus des Tanganyikasees genauso wie für die Mbuna oder Utaka oder Raubfische aus dem Malawisee. Hat man ein kleineres Becken zur Verfügung begnügt man sich eben mit ein bis zwei Arten in hoher Individuenzahl! (Vgl. "Haltungsaspekte" ganz oben ...)
Es ist meist sogar so, dass die Männchen nur dann ihr volles Farbpotenzial zeigen oder die Weibchen zur Fortpflanzung schreiten werden, wenn sowohl potenzielle Paarungspartner als auch genügend Konkurrenten vorhanden sind.
Das Scheinargument: "... aber das Becken ist zu klein, es gibt nicht genügend Reviere ..." ist ein Fehlargument! welche die eigentliche Idee dahinter verbirgt, nämlich jene, dass ... "man ja gerne sehr viele verschiedene Arten, bunt gemischt, im Becken haben möchte". Fatal!
Natürlich wird es im beengten Raum immer nur ein Männchen geben, welches gerade dominant auftritt und ein Revier besetzt in größeren Becken ev. zwei. Es ist dann - wie im See auch - ganz normal, dass die anderen männlichen Tiere darüber in der Weibchengruppe mit schwimmen und immer mal wieder den "Herrscher" herausfordern ... Natürliches Verhalten eben.
Man darf dann eben nicht nur zwei Männchen im Aquarium haben - in dem Falle leidet der Unterlegene natürlich besonders - sondern eben vier oder besser fünf oder mehr Männchen einer Art neben genauso vielen Weibchen. Weitere Vorteile liegen auf der Hand, denken Sie mal nach ... woher denn so plötzlich ein passendes Tier nehmen, bspw. wenn das eine alleinige Männchen schlagartig ausfällt .. !?
Nimmt man durch solch unnatürliche Gruppenzusammenstellungen den Tieren die Grundlage ihre angeborenen Verhaltensspektren voll zu zeigen, werden sie dem Halter dies auch nicht mit der Darbietung ihrer allerbesten Farben und interessantesten Verhaltensweisen danken können.
Hybridisierung und Qualzuchten
Cichliden neigen genetisch zu geradezu "irrsinnig" schnellen Entwicklungen durch Anpassung. Dieser Umstand führt zu Missbrauch!
Obwohl, auch nach neueren Erkenntnissen (2018), u.a. jene der Forschung der Universität Konstanz, bspw. natürliche Hybridisierung durch Individuendruck "der" Motor der Artenexplosion aller Cichliden in den geologisch gesehen jungen ostafrikanischen Grabenseen zu sein scheint, lehne ich diese reale Gefahr (für Einige aber kommerzielle Option, Alleinstellungsmerkmal) unter Aquarienverhältnissen und im Hobbymarkt grundsätzlich ab.
Ob eine Hybridisierung im See zu einer stabilen und gesunden Art führt hängt nämlich vom Grad der besonderen (verbesserten) Eignung natürlicher und lebensraumbezogener neu entstandener genetischer Merkmale für die Revierbildung, die Fortpflanzung und den Nahrungserwerb sowie für die Körpersprache (bspw. neu entstehende Körperfarben) der Hybriden sowie von ihrer Ortstreue ab. Es findet also eine natürliche Selektion und Anpassungsoptimierung statt, welche im Aquarium nicht stattfinden sollte.
Einen weiteren Faktor der Artenbildung stellt auch die oft kleinparzellige Unterteilung der Lebensräume und ihre scharfen Abgrenzungen untereinander dar. Die Dichte der dort bereits vorhandenen Cichlidenspezies und ihre schiere Individuenmenge an einem solchen, vergleichsweise winzigen, abgeschlossenen Ort in den einzelnen Habitaten scheinen die Entwicklung durch den hier entstehenden immensen Revier-, Selektions- und (Futter- und Fortpflanzungs-) Konkurrenzdruck noch zu beschleunigen. Diese Faktoren treiben die Evolution der Cichliden dort ständig weiter an.
Unsere herabgesetzten Bedingungen in den Aquarien sind dafür allerdings gänzlich ungeeignet. Die Ergebnisse der Hybridisierung dort, ob gewollt oder ungewollt, sind äußerst fraglich und die betroffenen Tiere sind sehr oft auch in ihrer Lebenskraft beeinträchtigt beziehungsweise in Form und Farbe sehr "unschön" anzuschauen.
Insbesondere die heute - aus reinen Wettbewerbsgründen - üblich gewordenen Kreuzungsbemühungen sehr unterschiedlicher Arten, bis hin zu gattungsübergreifenden Vermischungsversuchen, welche zum Teil besonders unwürdige, lebensfeindliche Körpermerkmale zur Folge haben, sind als äußerst verwerflich zu betrachten und im Grunde genommen ein Fall für den Arten- und den Tierschutz!
Aber dies ist ja nichts neues, das Problem besteht mindestens schon seit der Guppy-Hochzucht und seit der Verbreitung der wirklich sehr bedauernswerten Glotzaugen-Goldfische im Zoogeschäft.
Intensive Farb-ver-züchtungen wie bspw. beim Diskus sorgen dafür, dass die Tiere nicht mehr fähig sind, naturgemäß untereinander durch Farbverteilung, Farbwechsel, Hell- u. Dunkelverteilung sowie Verteilung und Intensität der Streifenbildung zu kommunizieren und ihr Verhalten anzupassen. Der heute übliche, angestrebte Riesenwuchs - Motto: Je größer desto toller - führt zu Organschäden, Kurzlebigkeit und Trägheit.
Und wie soll das einem einheitlich und unveränderlich flächig blau genetisch verzüchteten "Blue Diamond" noch gelingen? Wie soll er sich verständlich machen?
Dasselbe gilt für genetisch orangene Tropheus ...
Lesen Sie den folgenden, stellungnehmenden Aufsatz der Tierärztekammer Berlin:
https://www.tieraerztekammer-berlin.de/images/qualzucht/Qualzuchten-bei-Fischen-Hetz.pdf
Ernährung der Fische
Allgemeines
Als ein entscheidender Erfolgsfaktor der Cichlidenhaltung gilt auch das persönliche Futterkonzept. Hierfür muss jeder Aquarianer, jede Aquarianerin ein Gefühl dafür entwickeln, wie oft welche Futtersorten, welchen Fischen in welchen Zuständen angeboten werden müssen. Um sich dieses Gespür anzueignen, gilt es teils über lange Zeiträume zu beobachten und zu lernen. Weil oft danach gefragt wird, wie ich das sehe: Wer wissen möchte, welche Futterstrategie ich verfolge, kann dies ganz unten in diesem Kapitel nachlesen.
Die von den Trockenfutterherstellern oft angebotene und recht einfache Formel, nur immer mehrmals am Tage (gerne drei bis fünf Mal) so viel zu füttern, wie in wenigen Minuten restlos verzehrt wird, ist absolut korrekt!
Ein günstiger Nebeneffekt dessen ist die dadurch ebenfalls erreichbare Konstanz der wesentlichsten chemischen Wasserparameter sowie der Filterwirkung und der regelmäßigeren Verdauung der Tiere! In der Natur haschen die Tiere ständig und pausenlos nach fressbarem!
Das heißt also, dass geringe Mengen mehrmals am Tage für die Fischgesundheit und die Wasserqualität besser sind als ein einmaliges tägliches Füttern mit einer sehr großen Portion. Die oft zitierte Meinung, Zierfische nur alle zwei Tage einmal zu füttern ist hingegen absurd und führt ganz sicher früher oder später zur Verkümmerung der Tiere. Ein Fastentag, auch für die Filterbakterien, hingegen schadet nicht und fördert (entlastet) die Wasserqualität.
Die Formel oben ist nun noch zu ergänzen. Füttern Sie abwechslungsreich auf Basis eines vollwertigen Trockenfutters ergänzt um gefriergetrocknete Insekten. Für carnivore Cichliden, ich bin kein Freund davon, gibt es auch Frostfutterinsekten und - das ist schon besser - Frostfisch, Frostmuscheln und Frostgarnelen aus dem Supermarkt. Natürlich völlig unbehandelt. Wenn die Menge des Frostfutters für große Raubfische etwa 30% des Gesamtfutters ausmacht, liegen Sie bei den meisten Gattungen schon ganz richtig. Gefrorene Futterbreie aus Fisch, Krebs, Insekten, Spirulina, Erbsen, Spinat, Hefen, Paprika, Karotte können "locker" auch selbst günstig, gesund und rasch hergestellt und in Tafeln gepresst gefrostet werden. Ggfs. noch ergänzt um Mineralien und Vitamine, steht so einfach ein prima Futter bereit.
Beachten Sie hierbei aber dringend, dass nicht jedes Frostfutter für alle Fische gleichermaßen geeignet ist. Omnivore Neolamprologus, Limnivore (Aufwuchsfresser) und kleine bis mittelgroße carnivore Gattungen sowie Detritusfresser (Detritusfresser durchsieben organisches Zerfallmaterial am Boden und nehmen dabei neben Kleinstlebewesen auch diverse Algen und Pflanzenreste auf) vertragen gar keine Erbsen, Spinat, Paprika, etc. im Frostfutterbrei. Diese "grünen" Zutaten führen bei ihnen zu Blähungen, aufgequollenen Bäuchen und damit zum raschen Ableben der betroffenen Fische. Das liegt an den Verdauungsorganen, welche große pflanzliche Futterteile nicht transportieren können. Oft wird das Krankheitsbild dann fälschlich als bakterienbedingte "Bauchwassersucht" fehldiagnostiziert, weil die Symptome ähnlich erscheinen. Tatsächlich kann dies aber dann in der Folge einer solchen Darmwandentzündung und/oder Verstopfung zu einer sekundären Bakterieninfektion und zu noch weiteren gesundheitlichen Problemen führen.
Achten Sie auch deshalb unbedingt auf eine breiige, fast flüssige Konsistenz des Frostfutterbreis, um eben Schäden im Darm, verursacht durch bspw. zu große Schalenstücke von Hülsenfrüchten, Grätenresten, groben Pflanzenfasern etc., vorzubeugen.
Als Empfehlung könnte man ergo angeben, nur große bis sehr große fleischfressende Buntbarsche ab ca. 15cm mit einem ausgewogenen Frostfutter-Mix, wie oben angegeben, zu versorgen und bei den anderen Tieren lieber bei Trockenfutter und gefriergetrockneten Insekten zu bleiben. So mache ich es.
Großen Fischfressern, ab ca. 15cm Körperlänge, kann man getrost auch frisches, unbehandeltes Meeres-Fischfilet und unbehandelte Muscheln, Krabben aus dem lokalen Tiefkühlsortiment des Supermarktes zerhackt verfüttern! Frischer geht es wohl kaum.
Lebendfutter, Frostinsekten, gleich welcher Art, gleich in welcher Verpackung, lehne ich hingegen grundsätzlich und von vornherein ab. Das Risiko für Mensch, Umwelt und Tier ist einfach zu groß. Welche Risiken sind damit verbunden?
- Bakterien- und Vireneinschleppung durch Frostfutter
- Eier, Zysten und Larven von Ekto- und Endoparasiten aller Art im Frostfutter
- Giftstoffe, Medikamentenrückstände im Frostfutter ( Rote Mückenlarven, Tubifex !!! )
- Fremdteile im Futter ( Fasern, Holz, Plastik, Metalle etc. )
- Einschleppung von Infusorien
- Auslösen von Allergien beim Halter ( Rote Mückenlarven, Tubifex )
... die Liste ließe sich leicht fortsetzen.
Im besonderen Maße gilt das natürlich für Lebendfutter.
Übrigens Allergene: Immer öfter hört man auch davon, dass selbst gefriergetrocknete Daphnien (Wasserflöhe) beim Verfüttern durch Staubbildung Allergien bei Menschen auslösen könnten. Über Futterinsekten - bspw. bei füttern roter Mückenlarven oder der strikt abzulehnenden Tubifex - ist das schon lange bekannt. Und zwar ganz gleich, ob gefrostet, lebend oder getrocknet.
Exkurs: In diesen oben erwähnten gesundheitlichen Zusammenhängen sei hier auch ergänzt, dass die oft hohe Reproduktionsrate maulbrütender Cichliden, v.a. bei entsprechend starkem Besatz, dazu führen kann, dass quasi wöchentlich viele kleine Jungtiere in das Hälterungsbecken entlassen werden, weil diese aus z.B. Kapazitätsgründen etc. nicht mehr aufgezogen werden sollen. Dies führt im Handumdrehen zur gemeinschaftlichen Blitzjagd auf die Babys im elterlichen Becken und resultiert oft nicht nur im Totalverlust der Jungtiere, sondern führt ebenso oft zu Verstopfungen, Schwellungen und Entzündungen der adulten Cichliden, verursacht einfach durch den Anfall erheblicher Mengen von "frischer" Fischnahrung samt Gräten und Flossenmaterial, wenn diese drei oder vier und gar mehr dieser gerade entlassenen Jungtiere in kürzester Zeit wie im Rausch jagen und vertilgen. Auch dies wird dann, fälschlicher Weise, als Bloat o.Ä. fehldiagnostiziert. Schon alleine aus diesen Gründen heraus, sollte jeder Aquarianer zum Ende der Brutzeit, also nach ca. 14-18 Tage, je nach Wassertemperatur und Futtermenge aktiv werden und die Mütter separieren. Das eben Besprochene gilt übrigens gleichermaßen für limnivore, carnivore, herbivore und für omnivore Cichliden. Übrigens: Auch Pflanzenfresser geraten dann gerne in einen "Jagdrausch".
Markenprodukte sind ihr Geld wert - richtig gefüttert!
Zum Einsatz kommen bei mir deshalb ausschließlich allerbeste Markenprodukte und zwar Trockenfutter und gefriergetrocknete Wasserinsekten. Ich halte nichts von billigem Züchterfutter, Billigmarken aus den Supermärkten oder sogenanntem losem Züchterfutter. Ihre Zusammensetzung ist zudem oft völlig unbekannt bis ungeeignet. Da werden "wild" tierische Anteile von Warmblütern mit Getreide etc. vermengt. Leider sind selbst in Markentrockenfutterprodukten Anteile von Weizen etc. zu finden. Im Tanganyikasee wächst aber weder Weizen noch tauchen dort Rinder. Ein ausgewogenes Verhältnis von Roh Asche, Rohproteinen, Rohfett, Rohfasern, Vitaminen und Mineralien ist dann eben nicht gegeben. Gekauft werden falsche Billig- Futtermittel dann oft auch noch in großen Massen via Internet. Und dies ja nur dafür, damit junge Buntbarsche letztlich schön billig aufgezogen und billig weiterverkauft werden können! Ein weiteres Problem ist folgendes: Große Futtergebinde verlieren leider rasch einen beträchtlichen Anteil Ihres Nährwertes. Da hilft auch die kühle, geschlossene und dunkle Lagerung nichts mehr. Trotzdem wird in großen Anlagen dann damit billig weitergefüttert. Trotz normaler Fütterung kümmern die Tiere, verfetten (auch innerlich an den Organen), wachsen zu lang, zu kurz, zu hoch zu dick oder mit Kiemen-, Flossen-, und Maulfehlern heran, bilden Organschäden v.a. an Leber und Nieren aus oder haben andere Mangel- oder Überflusserscheinungen.
Steht bspw. ein solch verwendeter 11L-21L-Eimer länger als vier Wochen, können Sie den Restinhalt getrost "in die Tonne kloppen". Richtlinie: Ein richtig gelagerter 11L-21L-Eimer je Monat - basta! Die "Normalaquarianerin" mit dem 250L-Becken kauft 250ml-Dosen für den selben Zeitraum.
Achten Sie beim Kauf extrem auf das Haltbarkeitsdatum! Billige Angebote haben Gründe! Fordern Sie beim Kauf ein langfristiges Mindesthaltbarkeitsdatum von noch mindestens 1,5-2 Jahren.
Lebenswichtige Vitamine der Gruppen A,B,C,D,K, Mineralien, allesamt wichtig für Skelett, Kiemen, Augen, Schleimhäute, Organe, Flossen etc., bleiben aber nur in Topprodukten länger erhalten und sind nur dort in ausreichender, stabiler Form enthalten. Vgl. dazu Dieter Untergasser: " Gesunde Diskus und andere Cichliden (Großcichliden), Band 1", Kap.2.
Besonders gebe ich aber dabei zu bedenken, dass Herrn Untergassers Empfehlungen der Fütterung, besonders hinsichtlich eigens hergestellter Futterbreie "nur" für Großcichliden gilt. Vgl. angesprochene Problematik oben. Weiter ist zu beachten, dass dieses immer noch hervorragende Buch aus dem Jahr 1996 stammt!
Futtermittel teile ich in drei Kategorien ein.
Es gibt erstens "Ungeeignete", auch unbekannte, Futtermittel, zweitens "geeignete mittelmäßige Marken" und drittens die "Premium-Marken".
Die nachfolgende Reihenfolge der Markennennungen stellt innerhalb der Kategorien keine Wertung dar, sind rein zufällig!
Zu den mittelmäßigen Futtermitteln gehören sicherlich die drei bekannten, traditionellen Marken JBL, Sera und Tetra. Allerdings sind Futtermittel beispielsweise von Söll, Guggenbühl, Tropical, SAK, auch wegen teils geringem Getreideanteil und besserer Zusammensetzung deutlich zu bevorzugen. Dies v.a. wegen des oft erhöhten Anteils wertvollster gesunder Algen und von "echtem" Fisch sowie Krebstieren. Andererseits, weil diese Mittel zu einem erheblichen Anteil durch ein besonderes Verfahren haltbar und fischphysiologisch noch besser verwertbar gemacht werden. Dies geschieht beispielsweise durch aufwändiges Extrudieren. Der Unterschied ist natürlich auch im Preisgefüge sichtbar!
Auf Anfrage gerne mehr am Telefon oder in einer E-Mail zum Verfahren des Extrudierens.
Spezielles zum Futter für Cichliden
Nahrungsspezialisten wie Aufwuchsfresser (Limnivore) oder reine Fleischfresser (Carnivore) müssen entsprechend mit spirulinahaltigem Pflanzentrockenfutter, frischem geriebenen Gemüse bzw. mit mehr tierischem Frostfutter ernährt werden.
Tropheus bspw. werden heute nahezu ausschließlich mit einem sehr hochwertigen und vollwertigen Spirulinaflockenfutter ernährt. Dabei sind diesen Flocken bereits genügend tierische Anteile beigemischt. Ein vergleichsweise großer Bestandteil sind allerdings pflanzliche Anteile. Insekten, Fisch, u.a. tierische Futtermittel sind rigoros zu unterlassen. Die Umstellung auf zwar grundsätzlich besser geeignete, aber "fremde", Futtermittel ist ebenso vorsichtig vorzunehmen, um Darmentzündungen und Verstopfungen vorzubeugen. Das Verfüttern von Fleisch aus Warmblütern, gleichgültig ob nun roh, gekocht, gefrostet, gefriergetrocknet oder in Flocken und Pellets verarbeitet, ist grundsätzlich abzulehnen, da der Organismus unserer Fische im Laufe ihrer Evolution darauf niemals eingestellt wurde!
Bedenken Sie, dass alle gesunden Cichliden sich gierig auf tierische Nahrung stürzen, und zwar ganz gleich ob zunächst mal herbivor oder carnivor ausgerichtet. Im ersteren Fall kann das tödlich enden!
In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass die hohe Reproduktionsrate maulbrütender Cichliden dazu führen kann, dass quasi wöchentlich Jungtiere in das Hälterungsbecken entlassen werden. Dies führt im Handumdrehen zur gemeinschaftlichen Blitzjagd auf die Babys und resultiert oft nicht nur im Totalverlust der Jungtiere, sondern führt ebenso, v.a. bei den Herbivoren, oft zu Verstopfungen, Schwellungen und Entzündungen der adulten Cichliden, verursacht einfach durch den Anfall erheblicher Mengen von "frischer" Fischnahrung samt Gräten und harten Flossenstrahlen, wenn diese drei oder vier und mehr dieser gerade entlassenen Jungtiere in kürzester Zeit wie im Rausch vertilgen. Diese Verstopfung wird dann, aus Unkenntnis, sofort als Bloat o.Ä. fehldiagnostiziert.
Die im Tanganyikasee vorkommenden Schuppenfresserspezialisten werden im Aquarium kaum gehalten, weshalb hier eine Beschreibung unterbleibt.
Einige Gattungen müssen regelrecht gestopft werden, um nicht zu verkümmern. Insbesondere die beiden Arten der Gattung "Cyphotilapia", nämlich sp. frontosa und sp. gibberosa sollten mehrmals am Tage abwechslungsreich mit kräftigem und mengenmäßig viel Futter versorgt werden, um Hohlbäuchen und Verkümmerungen vorzubeugen. Denken Sie dann aber bitte an eine besonders starke Filterung und an sehr große Wasserwechsel. Auch hier ist ein Gleichgewicht zu finden, da gerade die Gattung Cyphotilapia etwas anfällig gegen zu viel Frischwasser reagiert! Der, durch mengenmäßig große Fütterungen, folgende hohe Stoffwechsel der Tiere und mithin hohe Nährstoffeintrag ins Wasser muss durch besondere Wasserreinigung berücksichtigt werden. Unter anderem für diese Tiere gilt übrigens im Besonderen was ich bereits unter dem Aspekt "Beleuchtung" ausführte.
Andere Fütterungskonzepte führen bei diesen Nahrungsspezialisten zu Krankheiten und Mangelerscheinungen durch Verdauungsprobleme bspw. Entzündungen oder Verstopfungen des Verdauungstrakts (Tropheus) oder bspw. zu Hohlbäuchen und Unterernährung (Cyphotilapia).
Eine dauerhafte Vergesellschaftung fleischfressender mit weidenden, Aufwuchs fressenden Gattungen kann also schon aus ernährungstechnischen Gründen, neben anderen, nicht gut funktionieren. Ausnahme sind einige zooplanktonfressenden Neolamprologus (bspw. N. Richarda) und fischfressende Altolamprologus, welche sich sehr gut ausschließlich von vollwertigen Flocken ernähren können und mit dem lebhaften Wesen der Aufwuchsvertilger auch ganz gut zurechtkommen.
Korrektes Wachstum durch richtiges Futter und füttern im Aquarium
Oft sieht man in Aquarien enorm große Tiere. Ganz offensichtlich sind meist zu hohe Haltungstemperaturen gepaart mit zu energiereicher Fütterung die Gründe. Sie wirken dann widernatürlich und entstellt. Man nennt es umgangssprachlich "Dampfaufzucht". Tatsächlich handelt es sich dabei um Arten welche, bei geeigneterer Fütterung, eigentlich nur halb so groß geworden wären. Das ist entgegen der landläufigen Meinung "schlechte Haltung" und führt sicher früher oder später zu einem verfrühten Ableben. Tatsächlich tut man sich damit auch keinen Gefallen, da dann Aquarien schnell zu klein werden. Leider ist es sogar so, dass einige Aquarianer das, ganz im Gegenteil, als augenscheinlichen Ausdruck einer besonders gelungenen Haltung empfinden und dies auch, in entsprechenden Foren, so weiter kommunizieren. Quasi nach dem Angler-Motto: "Ich habe die größte Forelle .." Das Problem dabei ist, dass solche Aussagen dort ganz schnell für richtig erachtet, verallgemeinert und idealisiert werden - obwohl sie, bei näherer Betrachtung, "grottenfalsch" sind! Es ist dasselbe Problem wie mit den angeblich "idealen" 1000l-Becken für Frontosa oder 600l für Tropheus. Besonders problematisch ist nur, dass das Internet nicht vergisst, und Beginner auch nach 10 Jahren damit noch falsch informiert werden.
Haben Cichliden ihre natürliche Größe (als Maßstab gilt die Größe im natürlichen Lebensraum, keinesfalls die degenerierten "Jumbos", welche viele Aquarianer als "toll und erstrebenswert" empfinden und kommunizieren) erreicht, sollte nur noch eine Erhaltungsfütterung erfolgen. D.h. genau jene Menge zu finden, welche den Fisch in seiner aktuellen Kondition belässt, ohne weiteres Wachstum in Länge, Höhe oder Breite zu provozieren! Dazu gehört also die Kenntnis davon, wie groß die Tiere bspw. als erwachsene Wildfänge hier ankommen. Ich jedenfalls möchte keine Otopharynx mit 16 cm oder gar Aulonocara und Tropheus mit 14-18 cm oder mehr und breit wie ein U-Boot sehen. Diese Gattungen werden eigentlich nur ca. 10-12 cm groß und bleiben "natürlich" sehr schlank.
Die drei wesentlichen Wachstumsfaktoren unserer Cichliden in den Aquarien sind Temperatur, Art und die Menge des Futters sowie die Menge und Häufigkeit des Wasserwechsels. Letzteres ist nur eine notwendige Nebenbedingung, um den Nährstoffeintrag regelmäßig zu verdünnen.
Die Beckengröße selbst spielt dabei übrigens überhaupt keine Rolle!
Hier gilt es, wie bereits oben erwähnt, eine Kombination zu finden, welche das natürliche Wachstum und seine im/vom See gegebenen Grenzen berücksichtigt.
Wer bspw. seinen Tropheus ständig bei 28 Grad C. Dauertemperatur hält sowie drei Mal am Tag mit proteinhaltigen Flocken füttert braucht sich nicht zu wundern, wenn sein Tier irgendwann sehr unnatürliche 16cm lang und 5cm breit wird.
Meine Futterstrategie:
1. Frische:
Extremes Achten auf MHD beim Einkauf !
2. Frequenz:
So oft am Tag, wie es die Zeit erlaubt und gerade möglich ist, und immer in kleineren Mengen je Gabe.
3. Futterarten:
Grundsätzlich algen- und ballaststoffreich aber genauso proteinreich und viele extrudierte Sorten.
3a. Vorwiegend Omnivore: Handzerriebenes vermischtes Trockenfutter. Folgende Inhalte befinden sich im Gemisch:
SÖLL Organix Power Flocke, Tetra Min Flocke, Tetra Rubin Flocke, SAK energy granules der Größen 0,1,3, entkapsulierte Artemiaeier, gefriergetrocknete Artemia, gefriergetrocknete Wasserflöhe, gefriegetrocknete Wasserfliegen. Die Tierische Bestandteile davon machen etwa 25% aus und werden in wechselnden Konzentrationen hinzugefügt.
Tropical spirulina 36% wechselnd mit dem obigen Futtergemisch.
3b. Rein Herbivore: Ausschließlich Tropical spirulina 36%, Flocke
3c. Rein Carnivore: Wie vorwiegend Omnivore, dazu 1 Mal / Woche reines, unbehandeltes und aufgetautes, Fischfilet aus der Supermarkttruhe. Dazu auch eine tägliche Fütterung mit dem Gemisch oben, aber wechselnd mit Tropical spirulina 36%.
4. Jungtiere: Selbes Konzept nur der Fischgröße entsprechend fein zerrieben und noch mehr Einzelgaben.
5. Lagerungstechnik:
Abfüllung des Gemisches in verschließbare Gefrierbeutel, Luft darin wird ausgepresst und es wird anschließend kühl und dunkel im Keller zusammen mit dem Tropical gelagert. Fisch liegt in der Tiefkühltruhe.
Zu altes oder zu weich werdendes Futter wird restlos entsorgt!
Wollen wir` s angehen?
Bleiben Sie dran ....
Denn die Wasserpflege, und dafür nötige technisch-chemisch-biologische Mindestkenntnisse sind eine absolute Voraussetzung, um dem Anspruch der langfristig erfolgreichen Pflege gerecht werden zu können.
Wasser der ostafrikanischen Seen als Lebensraum
Das Wasser der Grabenseen ist sehr warm, sauber, hart und alkalisch, weitestgehend pflanzenlos, recht frei von organischen Stoffen, sowie in Ufernähe fels- und geröllreich. Die Seen liegen im afrikanischen Rift-Valley und werden durch vulkanische Aktivitäten an den Plattenrändern in hohem Ausmaße ständig über die Zuflüsse mit Salzen "geimpft". Dabei ist das Wasser des Tanganyikasees härter ( ca.: 11 GH, 17 KH, 9 pH ) und alkalischer als das des Malawisees ( ca.: 5-6 GH, 8-10 KH, 8-9 pH), dessen Wasser, trotz seines recht hohen pH` s, eher als nur mittelhart bezeichnet werden darf. Es gibt aber noch weitaus härteres und noch viel alkalischeres Wasser in einigen kleineren Seen des östlichen ostafrikanischen Grabens in denen noch Cichliden leben können. Als Beispiel seien die Arten der Gattung Alcolapia genannt, welche im tansanischen Natronsee und einigen noch kleineren angrenzenden Seen endemisch lebend, noch Härtegrade von weit über 30 dh und pH-Werte von um die 10 ertragen können. Allerdings muss man dazu erwähnen, dass diese Tiere zumeist an den dahingehend etwas erträglicheren Zuflüssen/Mündungen der ätzendsten Seen leben und eben nicht dort wo die Salzkonzentrationen am höchsten sind. Die Tiere in den alkalischen Seen haben sich seit Jahrzehntausenden, also in relativ kurzer Zeit, an diese Bedingungen angepasst. D.h. sie haben ihren Körperaufbau, ihre Körperfunktionen und ihren Salzgehalt derart umgestaltet, dass im vorliegenden Milieu nachhaltig Populationen entstehen, sich fortpflanzen und zu immer neuen Arten weiterentwickeln konnten.
Es ist deshalb die erste Pflicht eines Aquarianers zu versuchen, diese Bedingungen der natürlichen Habitate so gut wie möglich zu übernehmen. Warum ?
Ein Beispiel: Die Körperzellen der Cichliden, somit auch ihre Eizellen und Spermien sind, bedingt durch den Salzgehalt der Seen an permanent anliegende hohe osmotische Zelldrücke angepasst. Spermien können darin überleben und Eizellen können sich so gut entwickeln da kein Ausgleich durch die Zellmembran stattfinden muss. Anliegende Zell-Innen- und Zell-Außendrücke sind quasi identisch. Die Zelle hat "Ruhe"! Probleme entstehen, wenn der so angepasste Fischkörper, Eikörper in ungewohnte Lösungen ( Wässer ) gesetzt wird! Dies ist auch der Grund warum Süßwasserfische nicht trinken müssen aber dafür sehr viel Wasser ausscheiden (müssen), Salzwasserfische hingegen sehr wohl trinken um nicht zu dehydrieren, und auch derselbe warum Ihr gesalzener Rettich schwitzt .. ;-). Auch Pflanzen reagieren empfindlich durch salzgehaltbedinge Druckunterschiede des Umgebungswassers auf ihre Zellen, genau aus diesen Gründen. Merke: Wasser fließt immer dorthin, wo "mehr" Salz vorliegt!
Bekannter ist dieses Phänomen unter anderen auch unter den Diskuszüchtern, die wissen, dass z.B. Eier bei Anliegen eines unangepassten osmotischen Druckes auf Eimembranen, trotz erfolgreicher Befruchtung weiß werden und letztlich innerhalb von zwei Tagen absterben. Dabei sind auch keinerlei Pilze zu erkennen. Dann ist klar: Zu hoher Druck ( hoher Salzgehalt ) des Umgebungswassers zieht Wasser aus der evolutionsbedingt salzarmen Eizelle bis der Druck ausgeglichen ist. Die Eizelle schrumpft. Ist die Eizelle hingegen salzreich und das umliegende Wasser salzarm wird Wasser in die Eizelle hinein "gezogen". Die Eizelle bläht sich auf. In beiden Fällen stirbt der Embryo. (Vgl. Geisler)
Übrigens: Viele Aquarianer*innen sprechen dann vom "Verpilzen" der Eier als Grund des Absterbens, was nicht zutrifft! Ein Verpilzen ist höchstens die Folge, wenn osmotisch abgestorbene Eier nicht rechtzeitig vom Leichkegel oder sonstigem Substrat entfernt werden!
Es ist nun davon auszugehen, wenn auch in keinerlei nicht-wissenschaftlicher Literatur ausgewiesen, dass auch die Fischkörperzellen in negativer Weise auf diese für die Fischhaut ungewohnten Druckunterschiede reagieren könnten. Dies bleibt ggfs., bis heute noch offen und zu untersuchen! Auch dieses Phänomen ist unter Diskuszüchtern bekannt und wird als "Osmotischer Schock" bezeichnet. Dabei kann das soweit schaden, dass äußerlich durch das plötzliche "Einfließen" von Wasser und Salzen die Flossenstrahlen regelrecht gesprengt werden und abfallen und Organschäden im inneren auftreten.
Aus Tierschutzgründen wäre aber ein viel ausdifferenzierte Betrachtung für gängige Arten auf wissenschaftlicher Basis wichtig. Untergasser nennt hier bereits einen Unterschied von nur 200 microsiemens/cm Wasser als Belastungsgrenzwert.
Das Osmose, neben dem Salzgehalt selbst, natürlich auf Fische in allen Gewässertypen und Klimazonen wirkt, nun ... das liegt auf der Hand.
Wasserpflege im Ostafrika-Aquarium ( vgl. Punkte a-f )
Ein Wort zur Wasserqualität. Pauschale Angaben im Internet oder in Büchern, über die Menge und Häufigkeit von Wasserwechseln, sind wenig zielführend.
Klar ist aber, in Ostafrikabecken muss sehr häufig und viel mehr gewechselt werden als in anderen Aquarientypen. Pauschale Angaben, und die sind hier mal zulässig, zeigen, dass, je nach Besatzdichte, ein WW von rund 30%-60%/Woche angebracht erscheint!
Je nach Ausgangswasser, Beckenwassers vor Ort sind aber weitere Schritte nötig, um die Qualität des lokalen Leitungswassers, Beckenwassers nachhaltig positiv zu beeinflussen. Denn viele Leitungswässer sind bspw. bereits mit einem Nitratwert von 20-30 mg/l bzw. Pestiziden, Antibiotika, Rückstände, Silikate der Rohrleitungen etc. belastet und eigenen sich so als Tauschwasser noch wenig zur Verbesserung des Lebensraumes unserer Pfleglinge.
Regenwasser, Teichwasser ist grundsätzlich ungeeignet! Ein gutes Leitungswasser weist maximal 10mg Nitrat je L Wasser auf. Weiter ist auf die Zusammensetzung des Leitungswassers zu achten.
Ist dieses letztlich aber geeignet, gilt dennoch folgender Grundsatz:
Der beste Filter ist und bleibt der große Wasserwechsel ( bei geeignetem Wechselwasser ) von rund 30%-60% bei normalen Haltungsbedingungen und ab mittlerer Besatzdichte je Woche.
a - Aufbereitung und Wasserchemie im Becken
Eine Aufbereitung des in Deutschland gewöhnlich mittelharten bis harten Leitungswassers ist eigentlich unnötig. Notwendig werden Schritte nur, wenn das Wechselwasser ungeeignete pH-Werte oder unter 6 dh "temporäre" ( sich verbrauchende ) Karbonathärte (KH oder besser SBV ((Salz-)Säurebindungsvermögen; vgl. unten )) aufweist und/oder zeitweise Belastungen und/oder falsche Wasserwechsel- Filter- und Futter-, bzw. Besatzbedingungen es erfordern. Aus letzteren entsteht die Gefahr eines Säuresturzes, da die vorhandene Karbonathärte im Laufe der Zeit - und in Abhängigkeit von Fischanzahl und Futtermenge - mehr oder weniger rasch verbraucht wird und der pH-Wert dadurch ungepuffert absinken kann. pH-Werte unter 5 sind für ostafrikanische Buntbarsche lebensgefährlich. Augentrübungen bis hin zum Verlust eines Auges und zuvor schon Flossenklemmen, Schütteln etc. sind erste Warnzeichen.
Merke: Die KH wirkt als wichtigster erstrangiger pH-Puffer ( neben Fulvosäuren und Humin ) bei unerwünschten chemischen Reaktionen, Einträgen im/ins Aquarienwasser. D.h. in erster Linie, sie schützt vor einem Säuresturz. Dabei gilt grundsätzlich und in gewissen Grenzen ( vgl. unten ) , je höher die KH, also das SBV, desto mehr Puffer liegt vor ...
Exkurs: SBV bezeichnet dabei in ml eine 0,1 mmol/l Salzsäure ( vgl. unten ), die verbraucht wird, um 1/10 l reines Wasser bis zu einem pH-Wert 4,3 schrittweise zu "titrieren" ( unter Einsatz des eigens angemischten Spezial-Indikators bis zum Farbumschlag "rot" bei pH 4,3. Die Zahl der Tropfen bis zum Umschlag ergibt grob wieder die KH ). SBV wird daher in mmol/l, meq/l (Millimoläquivalent pro l) oder in mg CaCO3/l (Calciumkarbonat / l ) angegeben. SBV in mmol/l x 2,8 ergibt dann wieder den in der Aquaristik verwendeten KH-Begriff.
Ionen - geladene Teilchen im Beckenwasser gelöst
Aufbereitung im Aquarium bedeutet letztlich die gewünschte Beeinflussung der Ionen-Verhältnisse. Was ist ein Ion? Nun, es gibt positiv ( elektrisch ) geladene Ionen und negativ geladene Ionen. Sie sind "ehemalige" Elemente ( PSE; Periodensystem ) bzw. Moleküle in denen das Gleichgewicht aus Protonen (+) und Elektronen (-) ins Ungleichgewicht geraten ist. Ihre Neigung ( Energie und Anzahl ) Elektronen abzugeben oder aufzunehmen hängt letztlich davon ab, welchen Zustand wir in der äußersten Elektronenhülle des betroffenen Elementes vorfinden. Hinweise darauf wiederum ergeben sich aus der Stellung des betrachteten Stoffes in den Gruppen des Periodensystems der Elemente; PSE. Jedes Element dort strebt dabei an, zu einem irreversiblen Zustand zu kommen. Ist dieser erreicht spricht man von der Edelgaskonfiguration. Edelgase reagieren unter normalen Umständen nicht ( so leicht ) mit anderen Elementen, Stoffen.
Die Bezeichnungen "Kation" und "Anion" sind letztlich definiert aus der Eigenschaft gemäß ihrer Ladungszustände zu in Lösungen eingetauchten und polarisierten An -oder Katoden zu wandern, um einen Stromkreis über ein Medium zu schließen. ( Medium->Wasser - Elektrolyse ). Dabei sind Metalle grundsätzlich positiv geladen und Nichtmetalle negativ.
Kationen (+) entstehen aus Atomen oder Molekülen durch Abgabe von Elektronen e- oder Aufnahme von Wasserstoff-Ionen ( 1 Proton ) H+.
Anionen (-) entstehen aus Atomen oder Molekülen durch Aufnahme von Elektronen e-.
Salze in Lösung
Bilden anorganische und organische Stoffe nun Ionen ( Metalle mit Nichtmetallen; (bspw. NaCl; Kochsalz )) und binden diese sich durch elektrostatische Anziehung, also durch Ionenbindungen, aneinander, entsteht eine feste kristalline Struktur - > nämlich Salze mit positiven und negativen Ladungspolen.
Lösung von Salzen in Wasser
Durch Hydratation "sprengt" Wasser als Dipolmolekül bei Erreichen der kritischen Energie ( Hydratationsenergie=Gitterenergie ) die kristalline Form der Salze und bildet eine Hydrathülle ( Wasserhülle ) um die losgebrochenen Ionen herum, und dies teils in mehreren Schichten, die nun so frei in Lösung "schwimmen". Wie gut sich ein Stoff löst, nun das ist abhängig von der Ladung und Größe der Ionenkerne. Dies passiert solange, bis die Gitterenergie vollständig durchbrochen und das "Salz-Material" gelöst ist. -> Vollständige Dissoziation.
Zum pH-Wert und seinen Schwankungen im Becken
( pH -> potentia oder pondus Hydrogenii = pH ~ konzentrierte Kraft der Hydrogenkationen H+ ( H = Wasserstoff ) in einer Lösung ) ( deutsch = Kraft des Wasserstoffs )
Bei 25°C liegen in reinem Wasser ( 1 / 10 hoch 7 ) 10 hoch -7 mol/l H3O+ - Ionen und 10 hoch -7 mol/l OH- -Ionen vor. Der pH-Wert beträgt dann exakt 7. Das Ionenprodukt beträgt 10 hoch -7 * 10 hoch -7 = 10 hoch -14 mol²/l². Die Abgabe und Aufnahme von Hydronen (Protonen H+) erfolgt unter gleichen Bedingungen quasi permanent hin und her, was letztlich zu einer dynamischen Gleichgewichtsreaktion im Wasser führt, in der, zeitlich messbar, keine freien H+-Teilchen mehr vorliegen und das Ionenprodukt stets erreicht wird. Die Erhöhung der Konzentration von Säure bedingt eine proportionale Senkung der Konzentration der Base bis das Produkt 1 / 10 hoch 14 wieder erreicht ist. Die Autoprotolyse des reinen Wassers sorgt für ein Gleichgewicht bei pH 7. Dabei bedeutet die Senkung oder Erhöhung des Ionen-Verhältnisses von beispielsweise pH 8 auf 7 resp. 9 eine Erhöhung der Säure um den Faktor 10 oder Erhöhung der Base um den Faktor 10.
Beispiel eins:
H+
Wassermolekül + Wassermolekül --> Hydroniumkation + Hydroxidanion
<--
H2O + H2O H3O+ + OH-
Der pH-Wert ist einfach der negative dekadische Logarithmus der H3O+ - Ionen-Konzentration: pH = - log c H3O+ (also einfach der Exponent mit umgekehrtem Vorzeichen; hier eben +7) Er gibt an, wie sauer oder basisch eine Lösung ist, oder ob sie neutral ist: pH 0: extrem sauer, pH 7: neutral, pH 14: extrem basisch. ( vgl. www.chemienet.info/7-ph.)
Beispiel zwei:
Enthält eine wässrige Lösung 0,1 mol HCl ( ca. 3,65 g/l .. bei einer definierten Molmasse von 1 mol = ca. 36,5g * mol hoch -1 ) pro Liter in ansonsten quasi reinem Wasser, so bedeutet das: (HCL ist eine starke Säure -> vollständige Dissoziation vorausgesetzt):
0,1 mol H3O+ pro Liter = 10 hoch -1 mol H3O+ pro Liter => pH-Wert (-log 10 hoch -1) der Lösung beträgt ca. +1 !
... denn pH = 1 folgt aus der Konzentration c von 0,1 mol HCL = 1/10 hoch 1 = 10 hoch -1 mol je Liter.
Der Begriff der "starken Säure" bezieht sich also einfach auf die Menge der Bildung von H+. Gibt man dem Wasser identische Mol-Massen von Bildnern starker und schwacher Säuren zu, so stellt man fest, dass starke Säurebildner wie HCL einfach viel mehr Wasserstoff-Ionen ( Protonen H+) erzeugen. Die Menge von H+ in Lösung bestimmt, ob wir - und unsere Fische - bei Kontakt verätzen oder eben nicht. Deswegen kann Citronensäure verzehrt werden Salzsäure aber nicht!
Die Berechnung des pH-Wertes bei schwachen Säuren/Basen verläuft meist über Umwege.
pH-Werte von starken und schwachen Laugen berechnet man analog. Ebenso analog zum pH-Wert kann auch ein pOH-Wert berechnet werden, der ja nur die andere, also basische Seite der "Ionen-Medaille" im Wasser widerspiegelt. Beides kann hier nicht vertieft werden.
Konstante Zustände finden wir im Bezugssystem der Aquarienpraxis kleiner geschlossener Kreisläufe aber nicht! Deshalb haben wir wegen ununterbrochen variierenden Konzentrationen, Anreicherungen von freien Ionen, gelösten Stoffen, damit auch u.a. permanent variierende pH-Werte vorliegen. Messen und Steuern!
Zu saures ( pH < 7,5 ) und weiches Leitungswasser ( KH < 6 dh; GH < 8 dh ) sollte in Ostafrikabecken vermieden werden. Die GH muss dann durch Zusätze ( Calcium- und Magnesium-Verbindungen ) erhöht und das Wasser so durch Bindung von anwesendem Co2 auch alkalischer gemacht werden. Ist die GH aber schon recht hoch und soll nur die KH erhöht werden kann überall günstig erhältliches reines Natron ( Natriumhydrogenkarbonat ) zugesetzt werden bis die KH ca. 75% der GH ( Gesamthärte ) ausmacht. Messen!! Dosierung, siehe unten ...
Ist dies aber bereits erreicht und soll die Karbonathärte dennoch weiter erhöht werden, so sollte die GH insgesamt ( vgl. Krause ) erhöht werden, um keine anderen negativen Folgen zu provozieren. Beispielsweise unkontrollierter pH-Anstieg bei ungünstigen CO2-Verhältnissen im Becken können solche Folgen sein.
Das Verhältnis von pH zu KH zu CO2 ( aber: eigentlich ist es hier eher die resultierende Kohlensäure und nicht das CO2 ) ist berühmt-berüchtigt. Eine einfache Formel liefert näherungsweise Lösungen:
3 * KH * 10 hoch ( 7 - pH ) = c CO2 ( c - concentration )
Beispiel:
KH 8
pH 7,2
c CO2 = ?
3 * 8 * 10 hoch ( 7 - 7,2 ) = c mg/l CO2
24 * 1/10 hoch 0,2 = c mg/l CO2
24 * 0,630957 = 15,14298 mg/l CO2
Durch Umformen, bspw. logarithmieren, wenn der pH-Wert gesucht würde, der Gleichung ließe sich übrigens bei Interesse auch jede andere Unbekannte ebenfalls recht einfach berechnen.
Was bedeutet das nun ?
Säurebindungsvermögen (SBV) für unser Aquariumwasser
Durch ständigen Gasaustausch aus der Luft und durch die Insassen löst sich im Aquariumwasser CO2. Ein sehr geringer Teil des gelösten CO2 geht in Kohlensäure über. H2CO3. Der pH-Wert sinkt! Die Kohlensäure dissoziiert weiter in mehreren Stufen. Ihre Zerfallsprodukte reagieren mit in der Umgebung vorhandenen Erdalkalis wie Ca, Mg und anderen. Sie bilden wasserlösliche Hydrogencarbonate, beispielsweise Ca(HCO3)2. Diese bilden in Summe die so wichtige KH oder "Temporäre Härte". Ändert sich nun die Konzentration des gelösten CO2 im Aquariumwasser, so ändert sich auch die KH. Ist zu wenig gelöstes CO2 vorhanden so zerfällt Ca(HCO3)2 teils zu Kalziumcarbonat (Kalk) CaCO3. Kalk liegt im Wasser dann nicht mehr gelöst vor und "fällt" damit als Härtebildner zunächst mal "aus", es sinkt zu Boden. Kalkfarbener Kesselstein entsteht und setzt sich sichtbar ab! ( Hydrogene Entkalkung ). Wird dann aber CO2 wieder hinzugefügt, und liegen gleichzeitig genügend Härtebildner, also Ca und Mg noch vor oder werden ebenfalls hinzugefügt, so bildet sich wieder Ca(HCO3)2, also KH.
In sehr sauren und weichen Wässern liegt quasi alles CO2 in gelöster Form vor. In sehr alkalischen und harten ist quasi alles CO2 gebunden.
Je mehr Hydrogencarbonate im Aquariumwasser gelöst sind desto mehr H+-Ionen entstehender Säuren können gebunden ( unschädlich gemacht ) werden. Ergebnis: Stabiler pH-Wert. Die Anreicherung mit Säuren passiert quasi automatisch durch permanenten tier- und menschbedingten Eintrag von Stoffen in das geschlossene System und deren Zersetzung in ein Proton H+ und den Säurerest, bspw. CL-.
Das im Tanganyikasee die KH scheinbar höher ist als die GH ist zuallererst ein messtechnisches Phänomen, da in der Realität niemals die KH größer sein kann als die GH. Solche Messergebnisse sind aber eine absolute Ausnahme in Fischgewässern und das liegt am vergleichsweisen Mehrgehalt an Mineralien und Stoffen, gelöst im Wasser, und wird verursacht durch plattentektonische, vulkanische Aktivität im ostafrikanischen Graben. Darunter z.B. auch Natrium (Na+), welche bei der herkömmlichen Messung in der Aquaristik einfach nicht erfasst werden können. Na+ ist auch der Grund, warum der pH-Wert im Tanganyikasee höher ist als im Malawisee, dessen Salzkonzentration etwas geringer ist. Es bildet sich im Tanganyikasee neben Calciumhydrogencarbonat eben auch Natriumhydrogencarbonat, weshalb man auch von Soda- bzw. Natron-Seen im ostafrikanischen Graben spricht. Im Ergebnis misst man dann ggfs. GH = 11 und KH = 17 und ist zunächst verwirrt. Die Differenz bedeutet aber nur, dass außer Calciumhydrogencarbonat auch andere Hydrogencarbonate vorliegen müssen. Neben Na+ können dafür auch noch weitere Nicht-Erdalkalis wie beispielsweise Kalium K+ verantwortlich sein. Aber mit der GH misst man ja gerade "nur" den Gehalt der Erdalkalis, v.a. Ca2+ und Mg2+. D.h. Na-Verbindungen werden letztlich von der GH-Messung "simply" nicht erfasst und die KH erscheint eben dann damit einfach höher als die GH.
Eine Besonderheit ist also, dass in ostafrikanischen Grabenseen wie bspw. auch im Tanganyikasee kein Standard-Ionenverhältnis (statistische Mittelwerte der häufigsten Ionenverteilungen in allen gemessenen Süßgewässern; (vgl. Krause)) für typische Süßgewässer vorliegt. Beispielsweise enthält er, wie beschrieben, einen vergleichsweise sehr erhöhten Anteil an Natriumkationen (Na+) und Kaliumkationen (K+). Ebenso ist der Anteil der Magnesiumionen (Mg2+) dort deutlich erhöht. Im Resultat liegt dort ein pH-Wert von +- rund 9 vor! In der Aquarienpraxis kann man dem Rechnung tragen, indem man hier durch Zusatz von Natriumverbindungen und etwas einfachem Kochsalz (NaCl) und anderen Salzen, beispielsweise während des Wasserwechsels, die Konzentration des Kaliums, Natriums und Magnesiums künstlich etwas erhöht.
Ebenso kann, vor allem bei zu geringen Wasserwechseln bzw. großen Fischdichten und reichlich Mulmbeständen im Filter, von Zeit zu Zeit Natron in kühlem Leitungswasser gelöst und über einige Zeit langsam ins Becken zugegeben werden, um KH zu "unterstützen". Passen Sie dabei aber auf, schleichende Verätzungen der Fischkörper, Erblindungen sind möglich!
Dosierung nach "Krause" :
3g Natriumhydrogencarbonat (Natron) auf 100L Wasser erhöhen die KH um 1dh.
Dieses eine dh wird aber im Laufe einer Woche bei mittelstark besetzten und zusätzlich belüfteten Ostafrika-Becken auch wieder "verzehrt" und auch der pH-Wert verändert sich entsprechend. Die Anwesenheit von Pflanzen kann den "Verzehr" beschleunigen! Der Austrieb von CO2 bspw. durch starke Belüftung kann zu einer Verringerung der KH und einem "vorläufigen" Anstieg des pH führen, wenn aus dem Milieu nicht genügend CO2 und andere Säurebildner nachkommen. (Vgl. unten)
Anmerkung: Die Warnung Krauses auf unerwünschte Effekte und bzgl. der ungünstigen Verschiebung des Ionenverhältnisses durch Zugabe von Natron ist also für den Tanganyikasee-Cichliden eher wieder zu relativieren!
Wichtig ist jedoch folgendes für Ostafrikaaquarianer:
Ist die KH des eigenen Leitungswasser bereits sehr niedrig und liegt "nur" bei rund 3-4 dh, so ist die Gefahr eines Säuresturzes, bei zu langen Wasserwechselintervallen, u./o. -mengen durch raschen "KH-Verzehrs" im Laufe des Betriebs des Beckens erheblich. Folgende Grafik nach Geisler verdeutlicht die Gefahr, wobei für unser Verständnis hier unerheblich ist, dass darin ausgerechnet Torf ( durch enthaltende Humin- u. Fulvosäuren ) die KH "verzehrt" und nicht der "Beckenbetrieb/Wochen" genauso wie es unerheblich ist, dass das Absinken atok durch plötzliche Torffilterung geschieht und nicht langsam, über Wochen hinweg und stetig. Die Kernaussage ist dieselbe.
Geisler (1964) zeigt darin deutlich, dass ein für Fische tödlicher Säuresturz unmittelbar dann droht, wenn die KH im Becken unter 1 dh sinkt, während auch der pH-Wert unter ca. 4,5 sinkt. Das kann innerhalb von Minuten passieren. In der angepassten Grafik unten ist das bei wenig oder keinem Wasserwechsel und weichem Ausgangswasser wie oben beschrieben etwa ab Woche 3 der Fall. Das dabei auch der pH-Wert sinkt ist logische Folge und kann ein Warnzeichen sein. In diesem Beispiel lag die Ausgangs-KH bei "nur" 2,0. (linke vertikale Skala ).
b - Wasseraustausch in Abhängigkeit der (Vor-)Belastung des (Ausgangs-)Wassers
Darüber hinaus sind "immer" auch Medikamentenreste aus der Humanmedizin, Viehhaltung sowie Schwermetalle, Farbstoffe und Pestizide im Leitungswasser, die, für einen einzelnen Wasserwechsel genommen wenig schädlich wirken, aber auf lange Zeit, zusammen mit dem Nitrat, den Fischorganismus durch Stoffanreicherung in den Organen erheblich schädigen und für ein früheres Ableben, und/oder Unfruchtbarkeit, als unter Optimalzuständen sorgen.
Zudem bestimmen erst Besatzdichte, Fischarten, Futterkonzept sowie Filtervolumen darüber, wie und mit welchen Mitteln das Wasser behandelt und gepflegt werden muss.
200l-Becken mit zwei Paaren der Gattung Neolamprologus benötigen unter Umständen kaum einen Wasserwechsel, wenn Steinaufbauten, Filteroberfläche u. Futtermengen sowie Strömungsverhältnisse so beschaffen sind, dass das Beckenwasser kaum negativ beeinflusst wird. Hier reicht oft ein vierwöchiger Wasserwechsel von 10% Volumen. Bitte beachten Sie dabei, dass alles, was im Becken selbst integriert ist, und woran das Wasser "reibt", ebenfalls als Bakteriensubstrat und damit als Filteroberfläche dient.
Im umgekehrten Fall betrachten wir ein 400l-Tropheus-Becken mit 25 erwachsenen Tieren. Den Bedürfnissen der Tiere nachkommend haben wir hier wenig Einrichtung, um Schwimmraum zu schaffen und große Gruppen, um dem "Kolonieverhalten" der Tiere entgegenzukommen. Betrachtet man dann noch die Futtermengen und Ausscheidungsmengen einer solchen Kolonie, wird schnell klar, dass das obige Konzept hier rasch zum Desaster führen würde.
Leider unterschlagen sämtliche Bücher und Experten häufig einen ganz wesentlichen Aspekt des Wasserwechsels. Die im Frischwasser nützlichen Mineralien und andere nützliche Spurenelemente werden im geschlossenen Aquarienkreislauf rasch durch den Fischorganismus und durch Algen, Bakterien, Einzeller, Infusorien etc. wieder "verbraucht oder gebunden" und müssen schon deshalb regelmäßig durch Wasserwechsel ergänzt werden. Das betrifft auch die Härtebildner wie Calcium, Magnesium, sonstige Erdalkalis etc.
Filterbecken, Topffilter, Innenfilter mit Motor oder doch "nur" Schaumstoff (HMF) ...
Ich achte zunächst auf eine in Summe sehr große Oberfläche des Filtersubstrates sowie in der Einrichtung selbst. Hier finden wirksame Bakterienstämme wie bspw. die Bakterien der Nitrobacter und Nitrosomonas genügend Oberfläche, um Bakterienkolonien in ausreichendem Maße zu bilden um anfallende Abbauprodukte rasch zu Nitrat abzubauen. Je größer die Filteroberfläche ist, desto geringer ist auch die Gefahr eines Nitritpeaks. Es bieten sich, abhängig vom eigenen Geschmack der Platzierung und der persönlichen Geräuschempfindlichkeit mehrere Systeme an.
Filterbecken:
Am besten und zudem raumsparend wirkt für große Becken ein Mehrkammeraußenfilterbecken, welches mind. 1/4 des Beckenvolumens haben sollte und mit mind. zwei bis drei Stück 50cm x 3cm x 5cm-Matten blauen Filterschaumstoffs bestückt sein müsste. Den Variationen von Kombinationen verschiedenen Filtermaterials sind hier kaum Grenzen gesetzt. Notwendige Technik, wie Heizstab und Luftpumpen, können in praktischer Weise hier gleich für die letzte Kammer ( Klarwasserkammer) mit geplant und müssen so nicht im Becken untergebracht werden. Als Nachteil sind aber die genügend starken Tauchkreiselpumpen zu sehen, die üblicher Weise recht laut sind und viel Energie benötigen.
Topffilter:
Bei der typischen Wohnzimmerlösung ist insbesondere wegen der vergleichsweise kleinen Filterfläche darauf zu achten, dass das Beckenvolumen max. 0,5 bis 1/h umgewälzt wird. Eher weniger, denn erst die möglichst lange Kontaktzeit der Bakterien mit dem belasteten Wasser ist für die effektive Umwandlung (Nitrifikation) bestimmend! Das dabei das auslaufende Wasser fast keinen O2 mehr aufweist ist vernachlässigbar, wenn O2 durch andere Techniken permanent zugeführt wird. Förderlich ist ein sehr langsamer Durchlauf auch für die sogenannte anaerobe Denitrifizierung, d.h. Nitratabbau im Aquarium, Filter unter Abwesenheit von freiem O2. In jedem Topffilter der groß genug ist, und worin genügend organisches Abbaumaterial vorliegt, laufen diese anaeroben Prozesse ab. Wichtig ist nur, dass es quasi sauerstofffreie Bereiche im ( in geschlossenen Filtern -> Wasser von unten nach oben durchlaufend ) Filter gibt, welche mit genügend organischen Stoffen belastet sind ( Belebt-Schlammbildung ). Effektiv funktioniert dies besonders in bereits sehr lange Zeit stehenden Systemen, ohne jeglichen menschlichen Eingriff, in denen sich solche Klärschlämme anhäufen und worin Mikroleben gut wirken kann. Als Ersatz für den fehlenden freien O2 wird dort durch diese Bakterien dann der gebundene Sauerstoff aus Stickstoffverbindungen unter Anwesenheit von Kohlenstoffen ( Anfüttern mit Paraffin u.Ä. ) als Energielieferanten genutzt und Nitrat wird aus dem geschlossenen Kreislauf durch Aufspaltung in die flüchtigen Gase N2 und N2O entfernt. Eine Extra-Säule im Bypass ist in häufig sehr stark besetzten Ostafrikabecken dafür nicht nötig, fördert dies aber! Dass die Auslaufmenge eines Filtertopfes zunehmend geringer wird ist, bei richtiger Sortierung des Filtermaterials, also eher ein Qualitätsindiz für Filterwirkung als ein aquaristisches Problem. Sinkt die Durchflussrate aber zu sehr oder wird der Filtermotor in seiner Leistung zu sehr durch Verstopfung begrenzt ist es Zeit das Material "grob" und mit lauwarmem Wasser zu reinigen sowie die neuralgischen Stellen an den Gerätschaften vom Schlamm teilweise zu befreien bis der Durchfluss wieder den erwünschten Wert erreicht. Heutige Außenfiltersysteme bieten praktische Handpumpen, mit denen Reinigungsprozesse ohne Öffnung des Topfes einfach gelingen können. Riecht das auslaufende, herausgepumpte schlammige Wasser dabei nach "faulen Eiern" so bildete sich Schwefelwasserstoff im Topf, das mikrobiotische Leben ist abgestorben, und es muss unverzüglich gegengesteuert werden. Schon eine geringe weitere Verringerung der Durchlaufgeschwindigkeit kann dies verursachen. Man hatte eben zu lange gewartet.
Diese Art der Filterung - zumindest in geplantem, großem Stile zu betreiben - birgt also Risiken und ist enorm aufwändig, weshalb ich die Nitratharzmethode, verbunden mit großflächiger Innenfilterung über Schaumstoff, gegenüber der Topffilterung jederzeit bevorzuge.
Innenfilterung mit großen Schaumstoffplatten:
Große HMF-Filter als Innenfilter ( Hamburger-Matten-Filter aus blauem Schaumstoff ) sind sehr geeignet. Sie werden mit externen Luftpumpen betrieben. Sprudelsteine etc. können direkt im Material "versenkt" werden, sehr praktisch.
Geht man dabei geschickt vor, kann man diese Schaumstofffilter durch Zuschnitt und Formung auch als Dekomaterial, Beckenabtrenner, Verstecke etc. ( Steinatrappen o.Ä. ) nutzen und so gleich mehrere "Fliegen mit einer Klappe schlagen".
In diesem Kontext ist auch noch zu erwähnen, dass nicht aus jedem Eckchen der "Mulm" aus dem Becken - und schon gar nicht aus dem Filter - entfernt werden sollte. Darin wimmelt es von nitrifizierenden Bakterien. Ein Faustregel besagt, bei Becken- oder Topffilterreinigung maximal ca. 30% des vorhandenen Mulmes zu entfernen, damit die Abbauprozesse nicht auf ein Einfahrniveau zurückfallen. Mulm kann winziges und sehr nützliches Leben, welches als Futter für Kleinstlebewesen und Fischlarven und damit zur Schaffung eines biologischen Milieus dient oder als zusätzliches Filtermaterial dient, hervorbringen, und, nach Reifung, "Fermentation", sogar für aquaristische Zwecke positive Eigenschaften eines Ionenaustauschers zeigen. Er ist damit, ebenso wie algenbewachsene Seiten- und Rückscheiben extrem bedeutsam für ein lebenswertes Lebensmilieu im Bezugssystem "Aquarium". Nicht umsonst spricht der Wasseringenieur von "Belebtschlämmen".
Die in stark besetzten Ostafrikabecken oft benötigten hohen Strömungsraten und O2-Werte sollen also ganz sicher, entgegen vieler anderer Beschreibungen, nicht mit hohen Durchflussraten der Reinigungsfilter, sondern besser mit anderen Apparaten, bspw. durch zusätzliche Luftpumpen/Ausströmersteine, eine Turbelle etc. bereitgestellt werden. Diese haben, bei geeigneter Platzierung, auch den erwünschten Nebeneffekt, durch eine verstärkte Oberflächenwasserbewegung für den Austrieb von Gasen, bspw. überschüssigem Kohlendioxid (Verhinderung überschüssiger Kohlensäure) und damit für die Unterstützung eines erwünscht stabilen pH-Wertes zu sorgen. Das dieser Wert bei verstärktem CO2-Austrieb (durch mögliche Kesselsteinbildung) nicht zu stark zunimmt hängt aber von der permanenten Zufuhrrate von "frischem" CO2 durch tierische Atmung und oxidative Reinigungsprozesse in Filter, Boden sowie an den Oberflächen der Einrichtungsgegenstände ab. Es gilt mithin ein Gleichgewicht zu finden zwischen CO2-Eintrag zur Kohlensäurebildung und dem CO2-Austrieb, bei einer notwendig starken Oberflächenwasserbewegung, in gut besetzen Ostafrikabecken.
Motorbetriebene Innenfilterung:
Eine biologisch wirksamen Filtrierung ist hier wegen viel zu hoher Durchlaufgeschwindigkeit und geringer Filtergröße nicht möglich. Alleine zur mechanischen Reinigung oder beim Aktivkohleeinsatz ist diese Form zeitweise zu befürworten.
Eiweißabbau:
Vereinfachter biochemischer Oxidations-Abbauprozess durch langsamen Durchfluss und Reibung im Filtersubstrat und an der Einrichtung:
Eiweiße -> Peptide -> Ammonium/Ammoniak ( Anteile sind pH-Wert-abhängig ( Ammoniak ist fischgiftig ))-> Nitrit ( Fischgift ) -> Nitrat
Nitrat: Endprodukt, das entsorgt werden muss, wenn keine "ausreichende" Denitrifikation stattfindet ( vgl. oben )
Anmerkung: pH-Werte über 8 können eine lebensgefährliche Ammoniakkonzentration auslösen, wenn die Filterleistung u./o. der Wasserwechsel zu gering ausfällt!
c - Chemische Reinigung des Beckens
Nitratharz in einem Strumpf in die Strömung gehängt, "siebt" das Nitrat aus dem Wasser im Austausch gegen einfach negative Chloridionen. Zudem entfernt es, je nach Harztyp Gelbstoffe, Huminstoffe, ein wenig Nitrit und angeblich auch etwas Phosphat. Ein dafür bekanntes, anfangs, stark basisches Anionen-Harz ist das Lewatit MP600. Für dessen aquaristische Nutzung ist, nach meinen Erfahrungen, 1/2 l in Kochsalz richtig regeneriertes MP600-Nitratharz, ausreichend, um in einem gut besetzten Becken von ca. 200l Inhalt 2 Wochen lang für nitratarmes Wasser zu sorgen.
Der Zeitpunkt der Regeneration ist erreicht, wenn durch Messungen festgestellt wird, dass der Nitratgehalt wieder steigt, das Wasser vergilbt und/oder die Fische Unwohlsein beispielsweise durch Flossenklemmen und Verblassen bekunden.
Wichtig, denn, je nach Harztyp, gibt das Nitratsieb, nach Erschöpfung der Aufnahmekapazität der "Kügelchen", Nitrat auch wieder zurück in den geschlossenen Wasserkreislauf. Vorsicht !!
Für die Regeneration des Harzes ist ein Gemisch aus 3 Litern warmem Leitungswasser mit 300g einfachem, reinem Kochsalz ( Natriumchlorid ) über 1 Nacht bei guter Durchströmung des Substrates anzusetzen. Beispielsweise durch regelmäßiges Kneten des Strumpfes, welcher das Substrat enthält, auch ohne Durchflussregelung oder Rückspülung etc., zu erreichen. Wärmeres, d.h. beheiztes Regenerations-Wasser sorgt für eine bessere Reaktion des Harzes mit dem Kochsalz und damit für eine gründlichere "Reinigung" und später höhere Aufnahmekapazität für Nitrat.
Aber Vorsicht: Bei zu warmer Regenerierung oder dauerhaftem Einsatz beispielsweise. in 30 Grad "heißen" Diskusbecken wandeln sich die stark basischen Gruppen langsam zu schwachbasischen um. In der Konsequenz sinkt die Kapazität zur Aufnahme von Nitratkationen letztlich doch insgesamt ab. Gelb- u. Huminstoffe werden - im Falle von MP600 - aber trotzdem weiter aufgenommen.
Nach persönlicher Auskunft der Technik des Herstellers gilt:
"Während ca. 5 minütigem Kochen des Substrates wandeln sich ca. 10% der stark basischen Gruppen der Harzbestandteile in schwach basische um".
Entsprechend geht eine warme Regeneration zwar schneller und reinigt gründlicher, "vernichtet" dabei aber auch einen größeren Anteil des Austauschers.
Dieser Vorgang ist chemisch übrigens nicht aufzuhalten, nur zu verlangsamen, denn er beginnt bereits bei hoher Zimmertemperatur respektive warmen Becken! Das ist der Grund, warum das Harz nach einigen Jahren ersetzt werden muss.
In Anbetracht bestimmter Situationen, wie beispielsweise bei Übernahme neuer Tiere von Bekannten, Beckenwechsel, ältere Harze, neues Harz, Parasiten etc. mag eine Erhitzung kurzzeitig und aus Desinfektionszwecken heraus aber einmalig angemessen sein.
d - Besondere Filterstoffe, Harze und Filtertechniken im Aquarium
Spuren von, mit aquaristischen Messgeräten kaum mehr nachweisbaren, aber dennoch auf die Dauer schädlichen, Pestiziden, Schwermetallen, Farbstoffen, Medikamentenresten etc. können nur entweder durch aufwendige Entsalzung, Umkehrosmose des Wechselwassers, durch eine gute Aktivkohle oder/und durch handelsübliche Wasseraufbereiter aus dem Aquariumkreislauf entfernt werden.
Wasseraufbereiter für das Aquarium
Wasseraufbereiter sind in besonderen Fällen nützliche Helfer. Beachten Sie dabei aber, dass klassische Flüssigaufbereiter keine organischen Abfallstoffe neutralisieren, dafür aber Schwermetalle binden und sich auch für die Bindung von Chlor, einigen Pestiziden, Herbiziden etc. eignen. Achten Sie darauf, dass es sich nicht um eine Zerstörung oder Entfernung schädlicher Stoffe handelt, sondern eben nur um eine Bindung. D.h. sie bleiben im Kreislauf gebunden ( und damit nur vorläufig unschädlich ) erhalten! Die Gefahr einer Rück-Lösung der Stoffe aus der Bindung an den Wasseraufbereiter ins Aquariumwasser quasi zurück, besteht immer.
Bei der Neueinrichtung, Einbringung künstlicher Gegenstände beispielsweise kann ein guter Wasseraufbereiter kurzzeitig aber nützliche Dienste leisten und das Risiko etwas vermindern. Mit den folgenden Wasserwechseln wird dieser langsam wieder entfernt.
Aktivkohle im Becken
Gute Aktivkohle adsorbiert hingegen Medikamente, Pestizide, Herbizide, Gelb- und Huminstoffe aber beispielsweise keine Metalle. Hier ist weiter zu bedenken, dass Aktivkohle nach einiger Zeit ausgetauscht werden muss, da auch hier die Gefahr besteht, dass sie, bei zu lange anhaltender Nutzungsphase, nach Sättigung die resorbierten Schadstoffe aus unterschiedlichen Gründen wieder in den geschlossenen Kreislauf unkontrolliert abgibt. Eine gute Kohle ist einzig daran zu erkennen, dass sie bei erstmaligem Eintauchen laut hörbar "zischt". Das ist nur Ausdruck einer hervorragenden Bindungskapazität, Porosität!
Ich setze Aktivkohle allein zur Beseitigung von Medikamenten bzw. bei Neueinrichtungen etc. ein und entferne die Kohle spätestens dann, wenn ich der Meinung bin, dass kein Medikament, Schadstoff mehr im Wasser vorhanden ist. Meist nach zwei bis vier Tagen. Beobachten Sie bei einem solchen Einsatz aber immer Ihre Tiere!
Osmoseanlage zur Aquariumwasser-Aufbereitung
Nur Osmoseanlagen drücken das Wasser durch mikroskopisch winzigste Membranöffnungen durch welche, über mehrere Phasen, letztlich eben nur Wassermoleküle passen und sorgen so für die zuverlässige Entfernung aller dieser Stoffe und sogar von Bakterien. Es entsteht quasi destilliertes Wasser im Reinzustand mit rund pH 7. Eine noch genauere Messung der absoluten Reinheit ergibt sich durch den sogenannten Leitwert, gemessen in Mikrosiemens je cm. Also die elektrische Leitfähigkeit bedingt durch die Anzahl und Verteilung von Kationen und Anionen im Wasser. Ist dieser 0, so liegt Wasser in Reinform vor. Ordentliche ( und noch bezahlbare ) Osmoseanlagen liefern ein um ca. 95% salzreduziertes Wasser mit Leitwerten von ca. 5-30 Mikrosiemens (µS/cm) in angemessenen Zeiträumen und in Abhängigkeit von den Wasserwerten des Leitungswassers, der Wassertemperatur und dem anliegendem Druck in der Osmoseanlage. Von quasi reinem, destilliertem Wasser spricht man aber erst bei 0-3 Mikrosiemens je cm. Diese Werte sind nur mit Nachschaltung von Reinwasserfiltern erreichbar!
Beispiel:
Wassertemperatur: 25 Grad C.
Leitwert des Leitungswassers: 600 µs/cm
Anliegender Druck: ca. 4,5 bar
Erwartungswert des Permeats: (600 / 100) * 5 = 30 µs/cm
Höhere Wassertemperaturen liefern - zumindest nach Messungen bei mir - schlechtere Reinheiten bei höherer Ausbeute. Genau anders herum verhält es sich bei niedrigen Temperaturen. Somit dauert das "zapfen" von Osmoseanlage im Winter viel länger, liefert aber noch etwas reineres Wasser.
Die Zusammensetzung der Anlagen ist einfach und prima handelbar. Sie bestehen aus 3 bis 5 Kartuschen, welche das Wasser langsam durchläuft. Teil der Anlage sind zumindest aber ein grober Vorfilter gefolgt von einem Carbonfilter und schließlich die Omosewassermebranen. Das Wasser durchläuft die Anlage in exakt dieser Reihenfolge. Viele Hersteller und auf einschlägigen Internetauftritten wird ein regelmäßiger Austausch empfohlen. Auch diese Aussage ist so aber nicht haltbar! Erst nach einer deutlichen Verschlechterung der Reinheit des Permeats sollte ausgetauscht werden durch neue Kartuschen. Ich tausche die Membranen, wenn die Reinheit des Permeats nach der 95%-Regel deutlich abnimmt bzw, wenn die Membran verstopft und der Durchfluss spürbar sinkt.
Das so gewonnene Permeat eignet sich noch nicht für die Aquaristik und muss in nötigen Anteilen, je nach Ursprungshabitat, wieder mit härterem Rohrwasser oder Spezialsalzen auf die gewünschten Werte rückvermischt und aufgesalzen werden.
Osmoseaufbereitung ist ein relativ neues Verfahren, welches in der Aquaristik erst in den 90èr Jahren des letzten Jahrhunderts, durch die ab da preisgünstigere kommerzielle Herstellung kleiner Anlagen speziell für die Aquaristik, seinen Durchschlag fand. Große Vorteile gegenüber der Voll- oder Teilentsalzung ergeben sich einerseits durch geringe Platzansprüche der Osmose-Anlagen und andererseits durch den Wegfall nicht unproblematischer Aspekte der Regeneration der Kunst-Harzsäulen mit Salzsäure und Natronlauge in jeweils gefährlichen Konzentrationen! Auch die Entsorgung der resultierenden Regenerationslösungen war und ist sehr problematisch. ...
Entsalzungsanlage zur Aquariumwasser-Aufbereitung
Eine Alternative zur Osmosevorbereitung ist die Nutzung einer Vollentsalzungsanlage als Einsäulen-Mischbett- oder im Zweisäulenverfahren. Hier sind Anionen- und Kationenharze im Einsatz, welche in spezieller Reihenfolge durchlaufen werden müssen. Sie zeigen durch Farbumschlag ihre Beladung mit Ionen an. Eine weitere Alternative ist die bloße Teilentsalzung, welche durch stark- oder schwachsaure Kationen-Austauscher ( z.B. Lewatit-Harze S100G1, MP62 u.ä. ) die für die Weichwasserfischzucht erheblichere KH entnimmt, um den osmotischen Druck auf die Eier ( vgl. oben ) der Weichwasser-Substratbrüter der Amazonasregion oder Westafrikas auszugleichen und um somit erst eine Eientwicklung bis zur Schlupfreife zu ermöglichen. Aus pH-Puffergründen heraus sollte auf die vollständige Entnahme der KH aber verzichtet werden. Als unteren Grenzwert ist etwa KH 2 zu setzen, um die Gefahr eines zu instabil werdenden Aquariumwassers zu mindern. Die Orientierung an den Weichwassern der tropischen Region, welche oft gar keine KH beinhalten, schlägt deshalb fehl, weil diese "riesigen" Gewässer in sich trotzdem Stabilität aufweisen, schon allein aufgrund des schieren u.v.a. fließenden Volumens sowie des hohen Gehaltes an ebenfalls puffernden Huminen, die aber in der Ostafrikaaquaristik fehl am Platze wären. Viele Diskuszüchter, so einer war ich früher auch, nutzen auch heute diese Verfahren, da sie bereits seit Jahrzehnten daran gewöhnt sind und damit umgehen können.
e - Messung der ungefähren Wasserbelastung im Becken
Messungen von pH, Leitwerten und/oder der GH lassen indirekt Rückschlüsse auf die Güte des Aquarienwassers zu. Deshalb ist es für jeden ernsthaften Aquarianer wesentlich, über entsprechende - heute gar nicht mehr so teuren - Messtechniken und Kits zu verfügen und diese auch zu warten, zu eichen. Aber:
Folgende Aussagen sind nur Richtwerte, die Gültigkeit der Ergebnisse ist u.a. von der Reinheit der Lösung respektive dem Wissen um die Ionenzusammensetzung der zu messenden Lösung abhängig. Dennoch lassen die Angaben jeweils Rückschlüsse auf die "Qualität", also Struktur der Wasserzusammensetzung als Lebensraum, zu!
Dabei gilt in "sauberem" Wasser in etwa: 330 µS / cm entsprechen ungefähr einer GH von ca. 10 dh.
In diesem Zusammenhang gilt es allerdings auch zu beachten, je höher der Leitwert desto belasteter könnte auch das Wasser mit organischen Substanzen bzw. ihren Ionen sein. Denn der Leitwert unterscheidet nicht zwischen "guten" und "bösen" Stoffen ... . Leitwerte von 700 µS/cm und mehr deuten beispielsweise "nur" dann auf eine "enorme" Verschmutzung oder zumindest auf Salzzugaben o.Ä. des Wassers hin, da eine Härte von 700 / 33 ~ 21,21 GH dann zum Zeitpunkt t1 kaum alleine auf die typischen Härtebildner zurückzuführen ist, wenn zum Zeitpunkt t0 beispielsweise das Ausgangsrohrwasser einst eine GH von nur 15 auswies.
Heute typische Hand-Leitwert- oder Leitfähigkeitsmesser haben als Einheit häufig TDS "ppm" skaliert. D.h. parts-per-million in total(y)-dissolved-solids. Diese Einheit kann aber recht einfach in ca.-Mikrosiemens, also µS/cm, umgerechnet werden.
1 ppm TDS ~ 1,56 µS/cm
Beispiel und mögliche Rückschlüsse:
800 ppm TDS ~ 800 * 1,56 ~ 1248 µS/cm
und
1248 µS/cm : 33 µS/cm ~ 37,82 ( dh GH )
Kein mir bekanntes deutsches Rohrwasser besitzt einen solchen Härtegrad! Tragen nur Salzzugaben Schuld daran oder wurden doch eher zu wenig Wasserwechsel durchgeführt!?
Unser Leitungswasser kommt mit einem ppm-wert von rund 362 aus den Leitungen. Das sind also ( 362 ppm TDS * 1,56 µS/cm ) / 33 = 17,11 GH d.h. ( Vergleichen Sie oben in dem Tabellenauszug der offiziellen Messungen des örtlichen Leitungswassers ). Zuletzt gemessen am 15.01.2021.
Maximalhärten der Rohrwässer in Deutschland liegen bei ca. 25 dh in mineralreichen Kalksteinregionen. Ergo: Es ist von einer hohen, für lebende Organismen lebensbedrohlichen, Verschmutzung durch organische Verbindungen, Reststoffe auszugehen. Wasserwechsel!
Auch der pH-Wert kann ein indirektes Indiz hoher Wasserbelastung sein. Hatte das Ausgangswasser beispielsweise einen solchen von ca. 7,6 zum Zeitpunkt t0 und liegt dieser, gemessen im Aquarium zum Zeitpunkt t1 bei 7,2, so ist ebenfalls von einer hohen Verschmutzung auszugehen. Warum? Futter, Atmung, absterbende Organismen etc. reicherten sich übermäßig an. Filterbakterien verarbeiteten diese Stoffe zu Nitrat NO3 ( Salze von Säuren ), verbrauchten dabei die KH (Oxidation) und bildeten dabei fortlaufend verschiedene Säuren, hauptsächlich salpeterige und Salpeter. Folge: pH-Wert-Abfall, da die Säurebindungskapazität, bewirkt durch nicht mehr verfügbare KH, ständig abnahm. Ein zusätzliches Belüften, um CO2 auszutreiben, bringt keinen höheren pH-Wert -> Großer Wasserwechsel!
Elektrisch in mV ( Mikrovolt ) gemessene Redoxwerte oder Redoxspannungen entstehen durch Strom, also Fluss von Elektronen e- durch Aufnahme und Abgabe der beteiligten Partner. Solche Reduktions- und Oxidationsvorgänge lassen Rückschlüsse auf das aquatische Lebensmilieu zu. Für die aquaristische Praxis sind Oxidationsvorgänge mit der Nitrifikation und Reduktionsvorgänge mit der Denitrifikation zusammenhängend und wesentlich. Ist das Gesamtmilieu eher oxidativer Natur ( hohe Redox-Werte durch Nitrifikation, Oxydation, aerobes Milieu ) so spricht man von eher "sauberem Lebensmilieu". D.h. es liegen kaum gelöste organische (Abbau-)Stoffe vor. Zu hohe Spannungen sind jedoch unnatürlich und wirken teils aggressiv auf Organismen. Zu niedrige Spannungen ( Denitrifikation, Reduktion, anaerobes Milieu ) deuten wieder auf Verschmutzung und ungenügende Filterung, ungenügenden Durchfluss im Aquariumboden, an Substraten und im Filter oder/und auf zu geringe Wasserwechsel hin. Optimale Werte liegen im pflanzenlosen Ostafrikaaquarium zwischen ca. 300 mV und 400 mV. D.h. wiederum es sollten gleichgewichtsartig sowohl reduzierende als auch oxidierende Reaktionen ablaufen, um ein gesundes Lebensmilieu zu erzielen.
f - Der Wasserwechsel
Oft unterschätzt, ist der Wasserwechsel wohl der zu recht wichtigste Aspekt der Wasserpflege, vorausgesetzt, er wird richtig durchgeführt. "Richtig durchgeführt" meint hier situativ auf die momentan herrschenden eigenen Parameter exakt abgestimmt! Das setzt die Kenntis dessen aber voraus.
Die Qualität im Sinne von Zusammensetzung und Zustand des Wechselwassers und des Beckenwassers müssen dabei gleichzeitig bedacht werden.
Vermeiden Sie zu starke Schwankungen bezüglich:
- Temperaturen
- Härtegrade
- Leitwerte
- pH
- Gasgehalt
Zu große Veränderungen plötzlicher Art können Frischwasserallergien, Flossenrandsprengungen, Lähmungen und Schock, Vergiftungen bis hin zum Tod auslösen.
Allgemein anerkannt ist in normaler Weise stark besetzten Ostafrikabecken ein Wasserwechsel von rund 30% pro Woche mit geeignetem Wechselwasser. Natürlich handelt es sich bei dieser Empfehlung ernsthafter Aquarianer nur um eine Standortbestimmung und Größenordnung, die je nach eigenen Bedingungen, richtig oder falsch sein kann und relativiert werden muss.
Leider sind aber , aus welchen Gründen auch immer, Wasserwechsel von nur rund 10-15% p. Ww. üblich geworden .... . Eine Verdünnung der Schadstoffe ist damit kaum möglich, mit der Folge, dass sich diese akkumulieren und schädlich werden.
Die vergangenen Kapitel gingen auf Einzelaspekte ein, zeigten aber nicht den vollständigen Überblick der oben genannten relevanten Parameter.
Grundsätzliche Empfehlungen für den Wasserwechsel:
Je mehr Fische, desto mehr Wasserwechsel muss durchgeführt werden
Je wärmer das Wasser, desto häufiger müssen Wasserwechsel durchgeführt werden
Je weniger Einrichtung, desto mehr Wasser muss gewechselt werden
Je mehr Fütterung stattfindet, desto mehr Wasserwechsel sind nötig
Das häufigste Problem ist der Mangel an Arbeitsbereitschaft für das eigene Hobby!
Tägliches Beobachten, Messen, Nachdenken, Kalkulieren ist absolut notwendig in der Zierfischhaltung.
Messen wir bspw. Nitratgehalte von ca. 100 mg / L Wasser so sind mindestens 60% Wasser sofort zu wechseln bzw. die Ursache zu eliminieren. Oft ist es ein toter Fisch hinter der Wurzel, dem Stein ... . Nitratgehalte von über 50 mg / L Wasser sollten vermieden werden.
Das ist auch der Grenzwert für den menschlichen Verzehr und der kommt nicht von ungefähr ...
g - Die Rolle der Wassertemperatur
Einer der wesentlichsten Faktoren für das Lebensmilieu "Aquarium" ist freilich dessen Temperatur! Ihre Einstellung hat Konsequenzen in vielerlei Hinsicht. So ist jedem bekannt, dass ggfs. bei Hinzusetzen neuer Tiere eine langsame Temperaturangleichung notwendig wird. Darüber hinaus wirken sich unterschiedliche Temperaturen grundsätzlich aber auch aus auf wie folgt:
Je höher die gewählte Temperatur ausfällt, desto ... :
- rascher verläuft die Nitrifikation
- heftiger fallen Aggressionen aus
- flinker werden Wahrnehmung und Beweglichkeit
- stärker/schwächer wird das Brutverhalten ( je nach Art )
- schneller verläuft die Ei- u. Larvenreifung
- geringer wird der Sauerstoffgehalt
- besser funktioniert der Gasaustausch
- höher ist die Leitfähigkeit
- besser verläuft die Verdauung
- schneller verläuft das Wachstum
- rasanter verläuft die Alterung
- beschleunigter/langsamer verlaufen Infekte und Parasitenentwicklung, Bakterienentwicklungen ( je nach Infektionsart )
- rasanter verläuft die Anhäufung mit organischen Säuren und in der Folge kommt es zur beschleunigten ph-Wert-Reduktion
- desto mehr Energie haben die Teilchen und desto schneller laufen chemische Reaktionen ( Redoxreaktionen; hier insb. eher Reduktion ) ab
Ergebnisse aus a bis g für unser Aquarium:
Also erst die sorgfältig auf die eigenen Ausgangsparameter abgestimmte Kombination von Volumen, Tierdichte, Einrichtung, Licht, Filtervolumen, Filtersubstrat Durchlaufgeschwindigkeit, Wasserwechselmenge und -intervall, Temperatur, Aktivkohle, Wasseraufbereiter und Nitratharz sowie der Kenntnis über die Strömungsverhältnisse sorgt für nahezu optimale Wasserpflegeverhältnisse.
Man bedenke dabei, der Tanganyikasee ist weitgehend noch frei von Nitrat, Giftstoffen und multiplen organischen Verbindungen, Eiweißen in hoher Konzentration.
Gefährdung durch Überfischung und Schutz
Isolation durch Abtrennung der Habitate führt teils zu geringfügigen aber sichtbaren innerartlichen Merkmalsausprägungen in den Populationen. Werden solche per se bereits Individuen schwachen Inselpopulationen von Exporteuren, Importeuren oder Aquarianern entdeckt und vermarktet, löst das einen potenziell "vernichtenden" Nachfragsog aus.
Um diese Populationen zu stärken werden rund um die Seen Kunstteiche angelegt und diese Arten gezielt nachgezüchtet. Weiter gehen die Anrainerstaaten vermehrt dazu über solche Populationen zu managen und zu monitoren. Im Einzelfall werden Exportverbote ausgesprochen und überwacht.
Solche nachgezüchteten Tiere werden dann, bei Erreichen einer Mindestgröße, an ihrem Ursprungsort in frier Wildbahn wieder eingesetzt.
Ob die aus diesen am Rande der Seen selbst gelegenen Teichen stammenden Seenachzuchten auch künftig, wie heute noch üblich, exportiert werden dürfen und in welcher Form wird in Tansania, Stand Dez. 2021 gerade noch diskutiert, wie mir aus erster Hand vor Ort berichtet wurde.
Aquarianer welche solche Arten bereits halten sollten diese Bemühungen unterstützen und ebenfalls reichlich für Nachzuchten sorgen. Weiter sollten von diesen Varianten keine Wildfänge mehr gekauft werden!
Beispiele betroffener Arten aus dem Tanganyikasee:
Tropheini:
moori kasanga
duboisi maswa
brichardi namansi
sp. murago tansania
black bulu point
Lamprologini:
Altolamprologus golden head kasanga
Fadenmaulbrüter:
Ophtalmotilapia boops
Notfallapotheke und allgemeine Anwendungshinweise zu den wichtigsten Problemen
Gesundheitliche Schäden werden sehr oft nicht durch Erreger sondern durch falsche Haltungsbedingungen ausgelöst. Aus diesem Grunde spreche ich in der Überschrift absichtlich von "Problemen" und nicht von Krankheiten. Ohne Experte zu sein, verzichte ich auf die in der Internetwelt gängig gewordene Gewohnheit, Gesundheitssachverhalte trivial zu verallgemeinern und zu absolutieren oder im Gegenteil zu negieren.
Ohne Untersuchungen, also bspw. experimentell oder analytisch gesicherte Kenntnisse, der Verhältnisse in den individuellen Becken sind Therapieaussagen oder Medikamentenempfehlungen oder Verdammungen von Therapien reiner "Schwachsinn".
Die Erkenntnis dessen führte in den etwas seriöseren Foren dazu den Fragenden nach seinen Beckenparametern auszuhorchen, um eine treffendere Antwort auf seine Fragen aus dem Forenpublikum heraus zu schaffen. Aber auch das ist so natürlich nicht möglich!
Und was mit Verhältnissen/Parametern alles gemeint sein könnte, dürfte bei Lektüre der vergangenen Punkte recht klar geworden sein. Aquaristik bewusst zu betreiben, d.h. die Summe der Lebensraumgegebenheiten im Becken zu steuern, ist eben alles andere als trivial oder allgemein gleich.
Nur in Abhängigkeit der Kenntnis über die gebotenen Lebensbedingungen sind also folgende Aussagen, Empfehlungen angemessen. Beispielsweise kann schon alleine das Ignorieren der Wasserqualität, verstanden als Summe der im Wasser gelösten Ionen, eine Aussage über Dosierungen und Mittel für gezielt wirksame Therapien von vornherein verunmöglichen. Die auf den Beipackzetteln veröffentlichten Rezepte sind nämlich allesamt willkürlich auf durchschnittliche Wasserwerte/Ionenspektren etc. ausgelegt und damit allesamt nur rein statistisch wirksam!
Da aber kein kommerzielles oder gesellschaftspolitisches bzw. leider auch noch kein rein wissenschaftliches Interesse daran vorliegt, diese Umstände zu klären, ist ein Nutzen der Medikamentenanwendung immer mindestens fragwürdig, wenn nicht sogar rein zufällig.
Medikamentenwahl sowie deren Dosierungen sind, neben der üblich gewordenen reinen Angabe der Literzahl, weiter mindestens ebenso abhängig von:
• Fischbesatzmengen
• Fischbesatzarten
• Ionenspektrum
• Fischbesatzgewichten
• Pflanzen ( -menge, -arten, -gewicht )
• Wasserwerten
• Futterfrequenzen und -arten
• Beleuchtungsarten, -dauern
• Temperaturen
• Einrichtungen
• Filtermethoden
• Resistenzen der Erreger ( nicht nur der Bakterien! )
... um nur eine kleine Faktorenzusammenstellung zu liefern ...
Es handelt sich nicht um Menschen, Hunde, Katzen oder Nutzvieh, weshalb also, als Ergebnis festzuhalten gilt, dass Zierfische kein gesellschaftlich genügend ausgeprägtes Interesse verursachen, um eine wirklich adäquate Forschung daran voranzutreiben, um wirklich generalisierbare Aussagen zu Medikamenten und deren Dosierungen sowie Einsatzdauer im Gesellschaftsbecken oder bei externer Anwendung als Konzentratbehandlung im Quarantänebecken zu treffen.
Die allerbesten Erkenntnisse stammen demnach aus den 80`er Jahren des letzten Jahrhunderts. Seit dem hat sich nicht mehr viel getan in der Zierfischmedizin. Die wenigen fischerfahrenen Tierärzte sind aus kommerziellen Gründen eher der Teichwirtschaft oder der Koikarpfenhaltung verpflichtet. Ihre Aussagen sind damit für die Aquaristik nur bedingt brauchbar!
Damit steht auch fest, dass jeder ernsthafte Aquarianer auf seine eigenen Erfahrungen und die Erkenntnisse Anderer angewiesen ist!
Unter Beachtung der oben genannten Faktoren sind folgende Einsatzmittel gegen die gefährlichsten Erreger teils stark minimierend wirksam. Verbliebene Erreger kann das Tier dann normaler Weise selber in Schach halten. Hier werden bewusst Wirkstoffe genannt, nicht Verkaufsnamen der sie enthaltenden Medikamente.
Bei der folgenden Aufstellung von Einsatzmitteln sind nicht nur Medikamente genannt, sondern auch Mittel der Wasseraufbereitung, geeignet einerseits um medikamentöse Therapien zu unterstützen und andererseits aber auch durchaus als eigenständige Therapiemittel, wenn wie es leider oft der Fall zu sein scheint, Tiere durch falsche Wasser- u./o. Lebensbedingungen geschädigt werden.
So sind Symptome wie Augenschäden, Flossenschäden, Kiemenschäden, Bauchraumverdickungen ganz überwiegend nicht auf erregerbedingte Krankheiten zurückzuführen, sondern auf Säureschäden, falsche Leitfähigkeiten, plötzliche Leitfähigkeitsabsenkung, Mangelerscheinungen, Vergiftungen, Stress, Fehlernährung etc.
Diese Mittel sollen bei korrekter, auch kombinativer, Anwendung zur Verringerung, Hemmung, Beendigung oder Linderung von Wirkungen der jeweils nachstehend genannten Erreger oder Auslöser beitragen. Keinesfalls erhebt die Darstellung Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder Vollständigkeit!
Wichtig!!
Bitte verstehen Sie, dass jedwede Anwendung von Medikamenten auch Nebenwirkungen und Langzeitwirkungen nach sich zieht. Nicht nur für die Aquarientiere und -pflanzen, sondern auch für Sie und die Umwelt! Medikamente und Chemikalien sind deshalb kindersicher kühl und dunkel aufzubewahren und innerhalb der angegebenen Verfallsfrist zu verbrauchen oder fachgerecht zu entsorgen bzw. aus dem Wasserkreislauf vor dem Wasserwechsel herauszubinden und sachgerecht zu entfernen. Ein erfahrener Fischtierarzt oder ernsthafter Aquarianer hilft weiter.
• Kochsalz - Hautrüber, Ektoparasiten, Bakterien, Nitrit, Wunden
• Meersalz - wie Kochsalz, Mineralstoffmangel
• Mineralien, Spurenelemente, Vitamine - Mangelerscheinungen
• Natriumhydrogenkarbonat - Säuresturz
• Sauerstofftabletten - Filter- u. Stromausfall, Bakterienblüte, Sommerhitze
• Flüssige Wasseraufbereiter - Gifte, Medikamentenreste, Chemikalien, Schwermetalle,
Ammoniak, Nitrit, Nitrat, Phosphat, Gh, Kh, Schleimhautschutz
• Nelkenöl, Bencocain, Eugenol - Transport, Beruhigung, Betäubung, Einschläfern ( je nach Dosierung)
• Aktivkohle - Medikamenten- u. Pestizidreste
• Metronidazol - Endoparasiten wie Darmflagellaten z.B. Spironucleus
• Benzoate - Pilze, Bakterien
• Desinfizierende, antimykotische Farbstoffe - Hautrüber, Pilze, Bakterien
• Nifurpirinol - Bakterien
• Neomyzinsulfat - Bakterien
• Praziquantel - Ekto- und Endoparasiten wie Würmer, Flagellaten
• Flubenol/Fenbendazol - Ekto- und Endoparasiten, wie Würmer, Flagellaten
• 5-nitro-1,3 thiazol-2-ylazan u.Ä.m. - Endoparasiten, z.B. Darmflagellaten wie Spironucleus
• Kupfersulfat - Ektoparasiten, Schnecken, Planarien
Für eine genauere Betrachtung, bspw. hinsichtlich eigener Erfahrungen oder Ihrer spezifischen Aquarienbedingungen, dürfen Sie gerne anrufen oder schreiben.
Im Folgenden werden Erreger genannt, welche erfahrungsgemäß die größten Probleme verursachen können, nicht aber jene die am häufigsten auftreten aber ggfs. für Cichliden weniger gefährlich sind. Die wichtigsten Erreger, die es in der Cichlidenaquaristik in Schach zu halten gilt, sind:
• Flagellaten
• Bakterien
• Kiemen- und Hautwürmer
• Bandwürmer
• Pilze
Gegen jeden davon zumindest sollte der aufgeklärte Fischhalter etwas parat haben, nur für den Fall der Fälle ...
Neben der Lektüre der Beipackzettel der diese Wirkstoffe enthaltenden Produkte, welche teils freiverkäuflich, teils nur über Tierärzte zu erhalten sind, sollte der gewissenhafte Aquarianer jedenfalls immer auch auf eines der zum Beispiel unten angeführten Bücher zurückgreifen und/oder zuvor mit erfahrenen Aquarianern sprechen.
Weiter zu beachten ist, dass einige der oben dargelegten Stoffe, v.a. auch das Kochsalz, zu einer erheblichen Leitfähigkeitserhöhung während der Medikation führen können, welche die Gefahr eines "Osmotischen Schocks" bei plötzlicher radikaler Senkung, bspw. nach einem großen Wasserwechsel mit erheblich salzärmerem Leitungswasser nach der Medikamentenbehandlung, in sich birgt, wie weiter oben bereits erwähnt.
Eine konzentrierte Behandlung im Salzbad oder eine hohe Kochsalz-Dosierung direkt im Becken führt rasch zu Leitfähigkeiten >1000 µS/cm. Ein 80%-iger Wasserwechsel mit einem Leitungswasser von nur rund 300 µS/cm Leitwert wird mit ziemlicher Sicherheit zu einer der folgenden Erscheinungen führen. Plötzlich zerrissene oder abfallende Flossenteile, Klemmen, schütteln oder gar der eintretende Tod. Vermeiden Sie eine plötzliche und zu hohe Senkung der Leitfähigkeit.
Urlaubs- oder Geschäftsreise - was nun?
Vor dieser Frage steht irgendwann einmal jeder Aquarianer.
Um einen längeren Aufenthalt von bis zu 3 Wochen aus privaten oder geschäftlichen Gründen diesbezüglich beruhigt angehen zu können, sind Präventionen nötig. In der gebotenen Kürze zeigen die nachfolgenden Aspekte aufzählend wichtige Vorbereitungen, die die Wahrscheinlichkeit des Eintritts einer Katastrophe verringern können.
Im Wesentlichen geht es dabei darum den Stoffwechsel herabzusetzen, um die Wasserqualität konstanter zu halten und den Fischkörper sowie den Filter zu schonen.
• Beauftragung eines Freundes oder Verwandten täglich kurz ein- bis
zweimal nachzusehen, ob die Tiere in Ordnung sind
• Hinterlassen der eigenen Handynummer
• Zusätzlich Telefonnummer eines erfahrenen Aquarianers oder
Tierarztes
• Bereitlegen von Sauerstofftabletten
• Planung einer sparsamen oder gar keiner Fütterung
• Ausschließliche Fütterung von Flocken
• Portionierung der Flocken je Fütterungsvorgang
• Fütterung max. alle 2 Tage einmal, um den Stoffwechsel zu bremsen
• Bereitlegen einer batteriebetriebenen Luftpumpe
• Abschaltung des Lichtes, um den Stoffwechsel zu bremsen
• Deutliche Senkung der Wassertemperatur, um den Stoffwechsel zu
bremsen
• Ggfs. zusätzliche Abdunklung des Raumes
• Vergewisserung vor Abreise, dass keine sichtbaren Erkrankungen vorliegen
• 40%-80% Wasserwechsel 24h vor der Reise, je nach Besatz
• Dabei ist sicher zu stellen, dass die Pumpe ausreichend läuft
• Ggfs. Zeitschaltuhren prüfen und installieren
• Abdeckung schließen
• Kabel- und Steckerverbindungen sowie Schläuche prüfen und
festdrehen
Diese Maßnahmen entlasten Wasser, Filter und Fische. Letztere können das mühelos, auch völlig ohne Futter, für bis zu 3 Wochen, so ohne wesentliche Gewichtsverluste durchstehen.
Bei längeren Aufenthalten sind natürlich andere Maßnahmen zu ergreifen.
Literaturhinweise
In der Überarbeitung wurde auf ein ausführliches Verzeichnis bewusst verzichtet. Stattdessen werden nur die wichtigsten Beiträge als Titel aufgeführt, die in keiner Bibliothek eines ernsthaften Cichlidenaquarianers fehlen sollten. Ebenso wird auf den Verweis zu privaten Internetseiten verzichtet und statt dessen werden teils vertiefende Aufsätze sowie Seiten einschlägiger Verbände angeführt.
Fachzeitschriften
DATZ
DATZ-Sonderhefte / artspezifische Hefte
DCG-Informationen
Diskusbrief
Bücher
Atlas der Malawicichliden, Bd. 1,2,3
Atlas der Tanganjikacichliden, Bd. 1,2
Gesunde Diskus und andere Chichliden, Bd. 1,2
Diskusfibel
Bleher`s Discus, Vol.1,2
Handbuch Aquarienwasser
Wasserkunde für die aquaristische Praxis
Wissenschaftliche, für die Aquarienpraxis relevante, Aufsätze/Seiten sowie Verbände, Richtlinien
(copy & paste ..)
https://dcg-online.de/
https://vda-online.de/leistungen/vda-aktuell/
https://www.sachkunde-vda-dght.de/
https://www.sera.de/fileadmin/epapers/PDF/11103_RG_Gesunde_Aquarienfische_D.pdf
BMEL/Mindestanforderungen/Zierfische
TVT-MB_37_Süßwasser-Zierfische__Checkliste_Zoofachhandel__Mai_2015_
https://www.uni-konstanz.de/universitaet/aktuelles-und-medien/aktuelle-meldungen/aktuelles/Hybridisierung-als-Evolutionsschub/
https://hal.archives-ouvertes.fr/hal-02882704/document
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0380133018300911
https://www.ilec.or.jp/wp-content/uploads/pub/22_Lake_Tanganyika_27February2006.pdf
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0380133019301066
https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Explosive-Artbildung-bei-Buntbarschen-im-Tanganjikasee.html
https://idw-online.de/de/news757987
https://d-nb.info/1007324988/34
Was_ist_Fischzucht_in_Warmwasser-Kreislaufanlagen.pdf
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